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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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alle unsere Feinde gegen uns vereinigt hat. Früher, als sie sich vor allem untereinander bekämpft haben, war das eine ganz andere Sache. Aber, Pater, erforscht ehrlich Euer Herz und fragt Euch, ob Ihr lieber wollt, dass Arn und ich und die anderen Templer, aber auch alle Weltlichen, die das Kreuz genommen haben, am Ende sterben, weil das Schwert unsere einzige Waffe war? Oder wollt Ihr, dass wir Gläubigen in alle Ewigkeit beim Grab Gottes wachen, an dem Ihr selbst beten durftet?«
    »Was Ihr da sagt, Großmeister, ist schon fast Gotteslästerung!«, rief Pater Louis bestürzt. »Wird Gott uns nicht beschützen, uns, die wir so große Opfer gebracht haben, um sein Grab zu befreien? Wird Gott im Heiligen Krieg nicht auf unserer Seite stehen, wenn wir das Wahre Kreuz in die Schlacht führen? Wie könnt Ihr von diesen Dingen sprechen, als hätten sie nichts mit dem Glauben zu tun, sondern wären Bagatellen praktischer Art zwischen streitenden Fürsten?«
    »Weil das so ist, Pater. Schaut Euch um. Wir sind dem Feind vollkommen unterlegen, was die Anzahl unserer Männer mit Schwert, Pferd oder Bogen angeht. Das ist eine Tatsache, das ist keine Gotteslästerung. Der Feind hat in Saladin einen bedeutenden Heerführer. Wen haben wir? Agnes de Courtenay oder ihren Liebhaber, den Giftmörder und Betrüger Heraclius? Oder gar den elenden Heerführer Guy de Lusignan? Das ist die Wahrheit in der niederen Welt. In der höheren Welt ist die Wahrheit weitaus bitterer, denn die Christen werden von einer Handvoll Sünder angeführt, von Betrügern, Huren und Leuten, die unaussprechliche Gräuel begehen. Ich durchschaue Gottes Willen genauso wenig wie Ihr, aber wenn Gott nicht gerade jetzt über alle unsere groben Sünden in
Zorn geriete, würde mich das sehr erstaunen. Um es kurz zu machen, Pater: Wir riskieren, das Heilige Land zu verlieren, weil unsere Sünden uns wie das ewige Feuer der Hölle verbrennen. Das ist die Wahrheit.«

    Im Jahr des Heils 1184, drei Jahre vor Gottes Strafgericht über die Christen im Heiligen Land, begaben sich der Großmeister des Johanniterordens, Roger des Moulins, und der Großmeister des Templerordens zusammen mit Heraclius, dem Patriarchen von Jerusalem, auf eine lange Reise. Sie wollten den deutschen Kaiser, den König von Frankreich und den König von England von der Notwendigkeit weiterer Kreuzzüge überzeugen. Neue Heere sollten das Heilige Land gegen Saladin verteidigen.
    Es ist der Nachwelt nicht überliefert, ob Arnoldo do Torroja seinen hohen Bruder vom Johanniterorden vor dem Skorpion Heraclius gewarnt hat, den sie beide als Reisegefährten hatten.
    Bekannt ist hingegen, dass ihre lange Reise viel Geld einbrachte, vor allem vom englischen König. Dieser meinte nämlich, durch eine große Summe den Mord an Bischof Thomas Becket büßen zu können. Geld brauchten sie jedoch nicht so dringend, besonders nicht der Templerorden, der reicher war als die Könige von England und Frankreich zusammen. Sie hätten in ihren Heimatländern Verständnis dafür benötigt, dass die Lage diesmal wirklich ernst war, da Saladin kein Gegner war wie seine Vorgänger. Vor allen Dingen wäre eine Verstärkung durch viele Krieger nötig gewesen.
    In der Heimat schien man sich jedoch schon lange an den Gedanken gewöhnt zu haben, dass die christliche
Welt das Heilige Land besaß. Das Kreuz zu nehmen und loszureiten, um ein Land zu befreien, das schon lange befreit war, erschien selbst den Gläubigsten nicht besonders erstrebenswert.
    Inzwischen galt es auch nicht mehr als lohnend, wie die meisten Kreuzfahrer des vergangenen Jahrhunderts ins Heilige Land zu ziehen, um durch Plünderungen reich zu werden. Das Heilige Land war inzwischen im Besitz von weltlichen Burggrafen, die wenig Verständnis dafür aufbrachten, dass die neu eingetroffenen Kreuzfahrer sich auf Kosten ihrer christlichen Brüder bereichern wollten.
    Es gelang der Gesandtschaft aus dem Heiligen Land, einiges Geld zu sammeln, aber weder der deutsche Kaiser noch der englische oder der französische König wollte sich an die Spitze eines neuen, gewaltigen Heeres stellen, das Saladin gewachsen gewesen wäre. Insbesondere die Könige von Frankreich und England hielten es für unklug, ihr Land in heiligem Auftrag zu verlassen, da sie dann mit einer Invasion ihres verwaisten Königreichs rechnen mussten.
    Arnoldo do Torroja war dem Betrüger, Giftmörder und Patriarchen von Jerusalem auf dieser Fahrt vermutlich sehr misstrauisch gegenübergetreten,

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