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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Backware stamme wohl aus Aleppo. Dann zog er seinen Weinschlauch heran und trank, ohne zu fragen oder um Entschuldigung zu bitten, und reichte ihn dann an seinen Knappen weiter. Anschließend lehnte er sich bequem zurück, zog seinen dicken, weißen Umhang mit dem schreckenerregenden roten Kreuz enger um sich und betrachtete Jussuf, als würde er einen Gegner bei einem Brettspiel betrachten und nicht einen Feind.
    »Mein unbekannter Freund oder Feind, was nützt es einem von uns, die Unwahrheit zu sagen, während wir hier friedlich beisammensitzen und uns das Wort gegeben haben, einander nichts zu tun?«, meinte er endlich. Er sprach sehr ruhig und ohne jeden Groll. »Ihr seid Krieger wie ich. Wenn Gott will, dann begegnen wir uns das nächste Mal auf dem Schlachtfeld. Eure Kleider geben eure Identität preis und auch eure Pferde, das Zaumzeug und die Schwerter, die da drüben gegen die Sättel gelehnt stehen. Sie sind in Damaskus geschmiedet, und jedes einzelne hat mindestens fünfhundert Dinare in Gold gekostet. Der Frieden ist bald vorüber, der Waffenstillstand nähert sich seinem Ende, und wenn ihr es bis jetzt noch
nicht wusstet, so erfahrt ihr es jetzt. Wir sollten deswegen diesen bemerkenswerten Augenblick genießen, denn man hat nicht oft Gelegenheit, seinen Feind kennenzulernen. Aber wir sollten uns nicht belügen.«
    Jussuf überkam die fast unwiderstehliche Versuchung, dem Templer ehrlich zu sagen, wer er war. Aber es stimmte, dass die Waffenruhe jetzt bald vorüber sein würde, auch wenn das bisher noch nicht zu spüren gewesen war. Und das Ehrenwort, nicht aufeinander loszugehen, der Grund dafür, dass sie beisammensitzen und essen konnten, galt nur an diesem Abend. Sie waren beide wie Lämmer, die mit Löwen speisten.
    »Ihr habt recht, Templer«, sagte er schließlich. »Inschallah, wenn Gott will, begegnen wir uns das nächste Mal auf dem Schlachtfeld. Aber ich bin ebenfalls Eurer Meinung, dass man seine Feinde kennenlernen sollte, und Ihr scheint wirklich mehr Rechtgläubige zu kennen als wir drei Ungläubige. Ich werde den Meinen nun erlauben, das Wort an Euch zu richten.«
    Jussuf lehnte sich zurück und zog nun ebenfalls seinen Umhang enger um die Schultern. Er gab seinem Bruder und seinem Emir ein Zeichen, dass es ihnen erlaubt sei zu sprechen. Aber beide zögerten. Sie waren darauf eingestellt gewesen, den ganzen Abend nur zuzuhören. Da keiner der Rechtgläubigen etwas sagte, beugte sich der Templer zu seinem Knappen und führte ein kurzes, geflüstertes Gespräch auf Fränkisch.
    »Meinem Knappen ist etwas aufgefallen«, erklärte er dann. »Eure Waffen, Pferde und Kleider sind allein mehr wert als alles, wovon diese unglücklichen Räuber jemals träumen konnten. Wie kommt es, dass ihr diesen gefährlichen Weg westlich des Toten Meers ohne ausreichende Eskorte eingeschlagen habt?«

    »Weil es der schnellste Weg ist und weil eine Eskorte zu große Aufmerksamkeit erregt …«, antwortete Jussuf zögernd. Er wollte sich nicht erneut dadurch in Verlegenheit bringen, dass er die Unwahrheit sagte, und musste sich deswegen die Worte genau überlegen. Seine Eskorte hätte ganz sicher Aufmerksamkeit erregt, da sie aus mindestens dreitausend Reitern bestanden hätte, um als sicher zu gelten.
    »Wir haben uns auf unsere Pferde verlassen und nicht geglaubt, dass uns irgendwelche elenden Räuber oder Franken einholen«, fügte er eilig hinzu.
    »Klug und doch nicht klug«, meinte der Templer und nickte. »Aber diese sechs Räuber haben jetzt ein gutes halbes Jahr in dieser Gegend ihr Unwesen getrieben, sie kannten die Gegend in- und auswendig und konnten auf gewissen Strecken schneller reiten als alle anderen. Das hat sie reich gemacht. Bis Gott sie bestraft hat.«
    »Ich würde gerne eine Sache wissen«, sagte Fahkr, der sich jetzt zum ersten Mal äußerte und sich räuspern musste, um nicht über seine eigenen Worte zu stolpern. »Es heißt, dass ihr Templer, die ihr euch in der Al-Aqsa-Moschee aufhaltet, dort auch einen Minbar habt, einen Ort des Gebets für die Rechtgläubigen. Und man hat mir auch gesagt, dass ihr Templer einmal einen Franken bestraft habt, der einen Rechtgläubigen am Gebet gehindert hat. Ist das wahr?«
    Die Rechtgläubigen blickten ihren Feind aufmerksam an und schienen alle gleichermaßen interessiert an der Antwort. Der Templer lächelte und übersetzte erst einmal seinem Knappen die Frage ins Fränkische. Dieser nickte und musste sofort lachen.
    »Ja, das ist wahr«,

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