Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
abzulegen. Sie
dürfe gerne Gott und die Gottesmutter verehren, solle das aber als freier Mensch tun. Als Ulvhilde einwandte, sie hätte ohnehin draußen mit keinem erfreulichen Leben zu rechnen, da alle ihre Verwandten tot seien, meinte Cecilia Rosa eifrig, das ließe sich ändern. Nichts sei unmöglich, solange sie beide in Königin Cecilia Blanka eine gute Freundin besäßen.
In ihrem Eifer, Ulvhilde von ihren Gedanken an das Klostergelübde abzubringen, hatte Cecilia Rosa Dinge ausgesprochen, die sie bisher kaum gedacht hatte. Sie musste sich eingestehen, dass sie den Gedanken nicht ertragen konnte, wieder allein und ohne Freundin in Gudhem zurückzubleiben. Aber jetzt war es gesagt, jetzt konnte sie nicht mehr zurück, sie musste mit Cecilia Blanka bei ihrem nächsten Besuch in Gudhem über Ulvhildes Zukunft sprechen.
Allerdings war es eine ganz andere Sache, die Cecilia Rosas Wangen bei diesen Gesprächen zum Erglühen brachte. Als man sie damals zu zwanzig Jahren hinter Klostermauern verurteilt hatte, war sie erst siebzehn Jahre alt gewesen. Damals hatte sie versucht, sich vorzustellen, wie sie selbst mit siebenunddreißig aussehen würde und hatte dann eine alte und gekrümmte Frau vor Augen gehabt, der jede Lust am Leben fehlte. Aber Schwester Leonore war genau siebenunddreißig Jahre alt und leuchtete, seit die Liebe sie gesegnet hatte, vor Kraft und Jugend.
Cecilia Rosa dachte, dass die Jungfrau Maria sie belohnen würde, wenn sie nie zweifelte und nie die Hoffnung verlor. Dann würde sie mit siebenunddreißig mit derselben Glut leuchten wie Schwester Leonore jetzt.
Dieses Frühjahr glich in Gudhem keinem anderen, weder vorher noch nachher. Mit dem Frühling kam auch Bruder Lucien regelmäßig ins Kloster, denn jetzt war in den Gärten viel zu tun. Anscheinend war Schwester Leonores Wissensdurst unerschöpflich. Da Cecilia Rosa und Ulvhilde sich inzwischen stärker für Gartenbau interessierten, schien es nur richtig, dass sie zusammen mit Bruder Lucien draußen bei den Pflanzungen waren. Es konnte auch niemand auf die Idee kommen, dass eine der Schwestern oder Jungfrauen mit ihm allein blieb.
Cecilia Rosa und Ulvhilde waren jedoch als Aufseherinnen denkbar ungeeignet, da sie die beiden Missetäter beschützten. Auf diese Weise wurden Schwester Leonore und Bruder Lucien mehr Stunden in froher Vereinigung beschert, als sie sonst riskiert hätten.
Ärgerlicherweise war alles, was sie im Winter genäht hatten, bereits lange vor dem Sommer verkauft. Das war zwar gut für Gudhems Silbertruhen, zwang aber Cecilia Rosa und Ulvhilde erneut ins Vestiarium. Bruder Lucien erklärte daraufhin Schwester Leonore, dass sich da leicht Abhilfe schaffen lasse. Wenn die Mäntel zu schnell Abnehmer fanden, dann lag der Preis zu niedrig. Bei einem höheren Preis hielten die Waren länger vor, die Arbeit ließe sich einfacher einteilen, und sie nahmen mehr Silber ein.
Das klang wie Zauberei und war schwer zu verstehen. Aber Schwester Leonore brachte schriftliche Erklärungen von Bruder Lucien mit. Außerdem erzählte sie Cecilia Rosa und Ulvhilde, dass er sich über den Oeconomus in Gudhem lustig mache. Laut Bruder Lucien kannte sich der entsprungene Kanonikus Jöns aus Skara überhaupt nicht mit Geld und Rechnungswesen aus, da er nicht einmal richtig Buch führte.
Diese Reden über Buchführung, Rechnen mit Rechenbrett und darüber, dass sich Geschäfte durch Zahlen und Nachdenken verändern ließen, machten Cecilia Rosa sehr nachdenklich. Sie lag Schwester Leonore in den Ohren, dass diese ihrerseits Bruder Lucien bitten solle, Bücher über Rechnungswesen aus Varnhem mitzubringen. Anhand dieser Bücher solle er Leonore die Buchführung erläutern, und diese könnte ihr Wissen dann an Cecilia Rosa weitergeben.
Durch diese neuen Erkenntnisse tat sich vor Cecilia Rosa eine ganz andere Welt auf, und bald erdreistete sie sich, ihre Ideen mit Mutter Rikissa zu besprechen.
Anfänglich lachte diese nur über die vorgeschlagenen Neuerungen. Aber zu Frühlingsende nach der Fastenzeit pflegte Königin Cecilia Blanka nach Gudhem zu kommen, und vor diesen Visitationen wurde Mutter Rikissa immer etwas nachgiebiger. So kam es, dass sie Bücher und Pergament aus Varnhem bestellte, was Bruder Lucien zu noch zahlreicheren Besuchen veranlasste. Mutter Rikissa gestattete ihm, dem Oeconomus Jöns und Cecilia Rosa dabei zu helfen, Ordnung in die Geschäfte Gudhems zu bringen. Bedingung war, dass Bruder Lucien sich auch weiterhin nicht
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