Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
bezahlen müssen, obwohl für diese Gunvor und ihren Gunnar alles so gut ausgegangen war.
Durch dieses erste Gespräch und alle folgenden, die sie führten, sobald sie allein waren, kamen Cecilia Rosa und Schwester Leonore einander viel näher. Mit Schwester Leonores Erlaubnis und nachdem Cecilia Rosa beteuert hatte, dass sie keinen Verrat zu befürchten hätte, hatte Cecilia Rosa alles auch Ulvhilde Emundsdotter erzählt. Seitdem saßen sie zu dritt in den langen Winternächten im Vestiarium und arbeiteten so fleißig, dass sogar Mutter Rikissa sie lobte.
Das Betrachten der Liebe von allen Seiten war für sie wie ein nie enden wollender Tanz. Schwester Leonore war einmal, als sie so alt war wie Ulvhilde jetzt, der Liebe begegnet, aber die Sache war unglücklich ausgegangen. Der Mann, den sie damals geliebt hatte, heiratete des Geldes wegen eine hässliche, reiche Witwe, die er gar nicht liebte. Schwester Leonores Vater hatte sie gescholten, weil sie tagelang nur geheult hatte. Er war der Meinung gewesen, dass Frauen, zumindest junge Frauen, sich in Heiratsdingen nicht auskennen würden. Außerdem sei
das Leben nach der ersten Schwärmerei in jungen Jahren noch nicht zu Ende.
Schwester Leonore war vom Gegenteil überzeugt gewesen und hatte sich geschworen, nie einen anderen Mann zu lieben. Sie wollte überhaupt niemanden mehr lieben außer den himmlischen Bräutigam. Danach war sie in ein Kloster eingetreten und so eifrig gewesen, dass sie bereits nach einem Jahr ihr Gelübde abgelegt hatte.
Wenn die Jungfrau Maria ihr jetzt die Augen geöffnet hatte, dann dafür, dass die Liebe eine Gnade war, die jedem irgendwann zuteilwerden konnte. Möglicherweise hatte die Heilige Jungfrau auch gezeigt, dass Schwester Leonores strenger, alter Vater damit recht gehabt hatte, dass nach der ersten Schwärmerei der Jugend noch nicht alles zu Ende sei.
Die drei kicherten fröhlich, als sie daran dachten, wie erstaunt der Alte gewesen wäre, wenn er erfahren hätte, dass er recht behalten hatte und dazu noch auf welche Weise!
Durch diese Gespräche schienen Cecilia Rosa und Ulvhilde in Schwester Leonores Sünde verwickelt zu werden. Sobald sie allein waren, begannen sie über das zu sprechen, worüber nur sie drei in Gudhem sich unterhalten konnten. Ihre Wangen röteten sich, und sie atmeten schneller. Die verbotene Frucht schmeckte himmlisch, auch wenn man nicht wirklich von ihr aß, sondern nur von ihr sprach.
Für Schwester Leonore und Cecilia Rosa war eins sicher. Sie hatten beide die Liebe kennengelernt, aber das hatte sie auch in große Gefahr gebracht und eine strenge Strafe zur Folge gehabt. Cecilia Rosa war zu zwanzig Jahren Buße verurteilt worden, und Schwester Leonore stand die Exkommunikation bevor.
Was Ulvhilde bei diesen verstohlenen Gesprächen erfuhr, veränderte ihr Leben. Sie hatte nie an die Liebe geglaubt. Die Lieder und Erzählungen von der Liebe hatte sie immer für so etwas wie die Märchen von Gnomen und Waldnymphen gehalten, die man sich in kalten Winternächten vor dem offenen Kamin erzählte. Mit dem wirklichen Leben hatten sie nichts zu tun.
Als Knut Eriksson damals ihren Vater Emund erschlagen hatte, war sie zusammen mit ihrer Mutter und ihren kleinen Brüdern mit einem Schlitten in Sicherheit gebracht worden. Einige Jahre später, als sie sich nicht mehr so recht an ihren Vater hatte erinnern können, hatte ihre Mutter von einem Jarl in Linköping einen neuen Ehemann bekommen. Ulvhilde hatte nie den Eindruck gehabt, dass es zwischen ihrer Mutter und diesem neuen Mann so etwas wie Liebe gegeben hätte.
Endlich war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie genauso gut im Kloster bleiben und das Gelübde ablegen könnte, wenn ihr im weltlichen Leben ohnehin nichts mehr verlorenginge. Eine Nonne lebte schließlich besser als eine Jungfrau unter den Familiaren. Was sie ernsthaft hatte zögern lassen, war der Umstand, dass sie es für wenig klug hielt, ausgerechnet Mutter Rikissa ewigen Gehorsam zu schwören. Aber sie hatte gehofft, dass vielleicht einmal eine neue Äbtissin kommen würde oder sie selbst in eines der Kloster wechseln könnte, deren Stiftung Birger Brosa gelobt hatte. Jetzt sah es so aus, als würde Cecilia Rosa nicht bis an das Ende ihres Lebens in Gudhem bleiben. Sie würden sich trennen müssen, und wenn dieser Tag kam, konnte sich Ulvhilde nur noch an ihre Liebe zu Gott klammern.
Ulvhildes düsteres Weltbild entsetzte die beiden anderen. Sie beschworen sie, nie das Gelübde
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