Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
ob Mutter Rikissa sich immer noch zusammennehme, bejahte Cecilia Rosa, meinte jedoch, dass es mit der Ruhe bald vorbei sein könne. Es gebe da ein großes Problem und eine große Gefahr. Darüber wolle sie allerdings mit der Königin unter vier Augen sprechen.
Sie gingen ins Obergeschoss des Hospitiums und legten sich in das Bett, in dem sie die letzte Nacht als Gefangene in Gudhem verbracht hatten. Wie damals fassten sie sich an den Händen und lagen schweigend da. Beide hingen Erinnerungen nach und starrten an die Decke.
»Und?«, fragte Cecilia Blanka schließlich. »Was ist es, was nur meine Ohren hören dürfen?«
»Ich brauche Silbergeld.«
»Wie viel und wozu? Von allem, was dir hier in Gudhem fehlt, wiegt Silbergeld doch vermutlich am leichtesten«, sagte Cecilia Blanka verwundert.
»Unser einfältiger Oeconomus, den ich übrigens bald ablösen werde, würde sagen: zwei Handvoll Silber. Es soll für zwei Personen reichen, die sich auf eine lange Reise ins Südliche Frankenreich begeben müssen. Ich denke, dass hundert Sverkermünzen ausreichen müssten. Darum bitte ich dich inständig. Ich werde es dir eines Tages zurückzahlen«, antwortete Cecilia Rosa.
»Du willst dich doch nicht etwa mit Ulvhilde aus dem Staub machen? Ich möchte doch meine liebste Freundin nicht verlieren! Denk daran, dass wir noch nicht alt sind und die Hälfte deiner Bußzeit bereits vorbei ist«, flehte die Königin unruhig.
»Nein, das Geld ist nicht für Ulvhilde und mich«, antwortete Cecilia Rosa und lachte bei dem Gedanken daran,
wie sie Hand in Hand mit Ulvhilde ins Frankenreich wanderte.
»Aber dann kannst du mir doch sagen, worum es geht?«
»Nein, das will ich nicht, liebste Cecilia Blanka. Vielleicht heißt es später, dass das Geld für eine schwere Sünde ausgegeben wurde. Dann wäre es schlecht, wenn du Bescheid wüsstest, denn böse Zungen würden dir eine Mitschuld an dieser Sünde zuschieben. So denke ich mir das jedenfalls«, erwiderte Cecilia Rosa.
Schweigend lagen sie eine Weile da, und Cecilia Blanka dachte nach. Dann kicherte sie und versprach, das Geld aus ihrer Reisekasse zu nehmen, so groß sei die Summe schließlich nicht. Aber sie behielt sich das Recht vor, später einmal nachzufragen, was für eine Sünde es gewesen sei.
Da die andere Sache, über die Cecilia Rosa mit ihrer Freundin sprechen wollte, Ulvhilde betraf, hielt sie es für besser, wenn diese beim Gespräch anwesend war. Sie standen vom Bett auf, küssten sich und gingen hinunter zur Tafel der Königin und zu ihrem Gefolge.
Am ersten Abend, hatte Cecilia Blanka verfügt, solle Rikissa am besten hinter den Klostermauern bleiben, da es ja ohnehin nur eine Qual für sie sei, ein Gastmahl für ihre Königin auszurichten. So konnten die beiden Cecilien und Ulvhilde einen umso muntereren Abend verbringen. Im Gefolge der Königin waren auch Gauklerinnen, die während der Mahlzeit viele lustige Kunststücke machten. Im Saal befanden sich nur Frauen; die Leibwache der Königin musste vor dem Hospitium bleiben und nach bestem Vermögen in einem Zelt ein eigenes Gastmahl veranstalten. Cecilia Blanka war der Meinung, dass Männer bei Tisch nur störten, weil sie so laut sprachen. Außerdem tranken sie zu viel und spielten sich dann in Gegenwart
von Frauen und Jungfrauen immer auf, wenn sie kein König oder Jarl daran hinderte.
Heute aßen und tranken die Frauen an der Tafel wie die Männer und machten sich über diese lustig. Die Königin konnte immer noch einige der Künste, derer sie sich bei ihren Geißelungen bedient hatte. Sie rülpste und ließ einen Wind fahren, dass es nur so krachte. Gleichzeitig kratzte sie sich am Hintern und hinter den Ohren, wie das gewisse Männer taten. Darüber wurde herzlich gelacht.
Als das Mahl beendet war, ließen sie sich noch einmal Met bringen, und Cecilia Blanka schickte ihre Begleiterinnen zu Bett, um sich mit ihren Freundinnen ungestört über ernsthafte Dinge unterhalten zu können.
Cecilia Rosa eröffnete das Gespräch. Als Ulvhilde nach Gudhem gekommen sei, sagte sie, habe großer Unfriede im Land geherrscht, daran könnten sich sicher noch alle erinnern. Von der seligen Frau Helena Stenkilsdotter hätten sie damals gelernt, dass es nicht sonderlich weise sei, sein Mäntelchen nach dem Wind zu hängen, da ein Krieg von einem Moment zum nächsten alles auf den Kopf stellen könne.
Ulvhildes sämtliche Verwandten waren auf den Blutäckern bei Bjälbo gefallen, als die Folkunger und Eriker gesiegt
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