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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dann seid ihr beide in Gefahr.«
    Schwester Leonore erbleichte und legte die Arbeit beiseite. Sie setzte sich hin und schlug die Hände vors Gesicht. Eine ganze Weile saß sie so da, ehe sie wagte, Cecilia Rosa anzuschauen, die sich ebenfalls gesetzt hatte.
    »Du hast doch wohl nicht daran gedacht, uns zu verraten?«, flüsterte Schwester Leonore schließlich kaum hörbar.

    »Nein, Schwester, das habe ich wahrlich nicht vor!«, antwortete Cecilia Rosa verärgert. »Du weißt sicher, dass ich zur Strafe und Buße hier in Gudhem bin, weil ich aus Liebe eine Sünde wie die deinige begangen habe. Ich werde dich nie verraten, aber ich möchte dich warnen. Früher oder später wird euch jemand sehen, der es Mutter Rikissa erzählt. Schlimmstenfalls sieht sie euch selbst. Du weißt ebenso gut wie ich, was für eine bösartige Frau sie ist.«
    »Ich glaube, dass uns die Heilige Jungfrau verziehen hat und uns beschützt«, sagte Schwester Leonore nach einer Weile. Aber sie starrte auf den Fußboden, als sei sie sich ihrer Worte nicht sicher.
    »Du hast ihr doch Keuschheit gelobt. Wie kannst du da so einfach annehmen, dass sie dir dein gebrochenes Gelübde vergibt?«, fragte Cecilia Rosa. Die sündigen Gedanken, die Schwester Leonore so schamlos aussprach, verwirrten sie.
    »Weil sie uns beschützt. Niemand außer dir hat etwas bemerkt, und du willst uns nichts Böses. Weil die Liebe ein wunderbares Geschenk ist, das mehr als alles andere das Leben lebenswert macht!«, antwortete Schwester Leonore wie aus Trotz mit lauter Stimme, als hätte sie keine Angst mehr, dass die falschen Ohren sie hören könnten.
    Cecilia Rosa war sprachlos. Ihr war, als stünde sie plötzlich auf einem hohen Turm und blickte über eine weite Ebene hinweg, deren Existenz sie nur geahnt hatte. Gleichzeitig hatte sie aber auch Angst, den Halt zu verlieren und abzustürzen. Dass eine Schwester, die doch dem himmlischen Bräutigam angetraut war, ihr Gelübde brechen könnte, hatte sie sich nie vorstellen können. Ihre eigene Sünde hatte sie schließlich mit ihrem Verlobten begangen und nicht mit einem Mönch, der ebenfalls
ein Gelübde abgelegt hatte. Die Liebe war ein Geschenk Gottes an die Menschen, dafür gab es Beweise in der Heiligen Schrift. Deswegen war es so schwer zu begreifen, warum die Liebe zugleich eine Todsünde sein sollte.
    Cecilia Rosa erinnerte sich jetzt an eine Geschichte, die sie nachdenklich und anfänglich etwas zögernd Schwester Leonore erzählte. Sie handelte von der Jungfrau Gunvor, der man die Heirat mit einem alten Mann aufgezwungen hatte, mit dem sie auf keinen Fall zusammenleben wollte. Hauptsächlich deswegen, weil sie einen jungen Burschen liebte, der Gunnar hieß. Die beiden jungen Leute gaben die Hoffnung nie auf, dass ihre Liebe und ihre Gebete die Heilige Jungfrau schließlich dazu bewegen würden, ihnen eine wunderbare Rettung zu senden. Es hieß, dass sie heute noch glücklich zusammenlebten.
    Auch Schwester Leonore hatte diese Geschichte gehört, da sie in Varnhem wohlbekannt war und Bruder Lucien sie ihr erzählt hatte. Die Heilige Jungfrau hatte einen jungen Mönch aus Varnhem geschickt, der ohne eigene Schuld den alten Mann erschlagen hatte, den die Jungfer Gunvor hätte heiraten sollen. Vor Gottes Liebe und im unerschütterlichen Glauben an diese Liebe wurden alle Sünden geringer. Sogar ein Totschlag war keine Sünde mehr, wenn sich die Heilige Jungfrau zweier Liebender erbarmte, die sie um Hilfe angerufen hatten.
    So weit war das eine sehr schöne Erzählung. Aber Cecilia Rosa wandte bekümmert ein, dass sie trotzdem nicht leicht zu verstehen sei. Denn der junge Mönch, den die Heilige Jungfrau den Liebenden zur Rettung gesandt hatte, sei Arn Magnusson gewesen. Und dieser sei nur wenig später wegen seiner Liebe ebenso hart bestraft worden wie sie selbst. Was die Heilige Jungfrau damit im
Sinn gehabt habe, darüber habe sie jetzt fast zehn Jahre lang nachgedacht, ohne klüger zu werden.
    Jetzt fehlten Schwester Leonore die Worte. Sie hatte nie geahnt, dass Cecilia Rosa mit diesem Arn verlobt gewesen war, denn den traurigen Teil der Erzählung hatte ihr Bruder Lucien immer vorenthalten. Er hatte gewiss erwähnt, dass aus dem Mönch später ein mächtiger Krieger in Gottes Armee im Heiligen Land geworden war, aber das hatte er immer als etwas Gutes und Großartiges hingestellt, als hätte die Heilige Jungfrau auch das zum Besten aller so eingerichtet. Er hatte nie erzählt, welch hohen Preis die Liebe hatte

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