Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Verfehlung ohnehin hinfällig. Ein Diebstahl aus dem Haus der Heiligen Jungfrau dagegen könne nie verziehen werden.
Drei Tage im Voraus schickte Königin Cecilia Blanka einen Boten nach Gudhem, um ihre Ankunft melden zu lassen. Das war für die drei Frauen, die um Gudhems großes Geheimnis wussten, eine riesige Erleichterung, denn Schwester Leonore befand sich inzwischen im dritten oder vierten Monat. Für Mutter Rikissa bedeutete diese Nachricht jedoch eine Belastung. Erzbischof Stéphane war zwar inzwischen gestorben, aber der neue Erzbischof Johan fraß dem König ebenfalls aus der Hand. Mutter Rikissa war also weiterhin der kleinsten Laune von Königin Cecilia Blanka ausgeliefert. Und damit stellte Cecilia Rosa ebenfalls eine große Bedrohung dar. Über Rache machte sich Mutter Rikissa keine Gedanken, denn sie wusste inzwischen, wie sie Rache nehmen würde. Allerdings war sie selbst vom Kirchenbann bedroht: Wenn sich die beiden Cecilien diese Sache wirklich in den Kopf setzten, würde der Erzbischof sie sicherlich exkommunizieren.
Cecilia Rosa war sich klar darüber, dass die Stimmung, in der sich Mutter Rikissa gerade befand, gewisse Gespräche begünstigte. Daher suchte sie die Äbtissin in ihren privaten Gemächern auf und trug ihr ohne Umschweife ihre Überlegungen vor. Sie wollte die Aufgaben von Oeconomus Jöns übernehmen, damit die Buchführung endlich in Ordnung käme. Das würde auch die Stellung von Gudhem verbessern. Der Oeconomus konnte sich dann mehr auf den Besuch der Märkte konzentrieren, was er bisher vernachlässigt hatte, da er sich angeblich um andere Dinge kümmern musste, die dann doch nicht erledigt wurden.
Mutter Rikissa versuchte einzuwenden, dass sie noch nie davon gehört hätte, dass eine Frau Oeconomus sein könne. Das Wort Oeconomus sei schließlich nicht umsonst männlich.
Ohne zu zögern erwiderte Cecilia Rosa, dass sich Frauen besonders gut für solche Tätigkeiten eigneten, denn sie mussten dabei schließlich keine Pferde heben oder Steinquader aufmauern. Außerdem ließe sich das Wort einfach zu »Oeconoma« umbilden.
Als Mutter Rikissa schon nachgeben wollte, wies Cecilia Rosa eilig darauf hin, dass sie in Zukunft auch darüber entscheiden wolle, wohin der Bursche Jöns geschickt würde. Er sollte Botengänge für Gudhem verrichten, aber keine Geschäfte auf eigene Rechnung mehr machen, da seine Rechenkünste unzureichend seien.
Mutter Rikissa war anzusehen, dass sie beinahe einen Wutausbruch bekommen hätte. Sie saß ganz still da und rieb sich mit der linken Hand die rechte. Das hatte vor Jahren als unheilverkündendes Zeichen gegolten, denn dann waren Geißelschläge und Karzer nicht mehr fern.
»Gott wird uns bald zeigen, ob das ein kluger Beschluss war«, sagte Rikissa schließlich, nachdem sie sich wieder in der Gewalt hatte. »Du sollst deinen Willen haben, aber auch demütig beten und dir diese Veränderung nicht zu Kopf steigen lassen. Denk daran, dass ich dir das, was ich dir jetzt gewähre, jederzeit wieder nehmen kann. Noch bin ich deine Äbtissin.«
»Ja, Mutter, noch seid Ihr meine Äbtissin. Möge Gott Euch behüten«, erwiderte Cecilia Rosa gespielt demütig, damit ihre Drohung nicht wie eine solche klang. Dann senkte sie den Kopf und ging. Als sie die Tür hinter sich schloss, musste sie sich sehr zusammennehmen, um diese nicht zuzuschlagen. Halblaut flüsterte sie: »Noch, du Hexe.«
Bei ihrem Besuch hatte Königin Cecilia Blanka ihren Erstgeborenen Erik dabei, und sie war offensichtlich erneut schwanger. Das Zusammentreffen der beiden Cecilien war dieses Mal noch inniger, da sie jetzt beide Mütter waren. Cecilia Blanka hatte außerdem Neuigkeiten von Cecilia Rosas Sohn Magnus und von Arn Magnusson.
Magnus war ein aufgeweckter Knabe, der auf Bäume kletterte und von Pferden fiel, sich aber nie verletzte. Birger Brosa behauptete, man könne ihm bereits ansehen, dass er eines Tages ein Bogenschütze werden würde, mit dem sich nur ein einziger Mann messen könne. Denn es bestehe kein Zweifel daran, wer sein Vater sei.
Aus Varnhem hatte Cecilia Blanka gehört, dass Arn Magnusson sich bester Gesundheit erfreute und seine hohe Aufgabe inzwischen in der Heiligen Stadt selbst erfüllte. Das bedeute, meinte Cecilia Blanka, dass sein Leben nicht in Gefahr sei, denn bei den Bischöfen und Königen gebe es keine fürchterlichen Feinde. Darüber
solle Cecilia Rosa sich freuen und der Heiligen Jungfrau für ihren Schutz danken.
Die Frage ihrer Freundin,
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