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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Männer. Die Aura der Jungen befand sich noch dort, doch still, schwächer, vielleicht sterbend, möglicherweise bereits tot. Diese Spur konnte jedoch auch die des Burschen sein, den Crit dort zurückgelassen hatte, nicht die der Halbwüchsigen aus den besten Familien des Ostviertels.
    Der Mond über Nikos Kopf hatte den Zenit fast erreicht. Als Janni Niko hochblicken sah, ahnte er, was er sagen würde, und kam ihm zuvor: »Na gut, Katzenpfote, wir müssen sowieso dorthin, also folgen wir der Kutsche. Vielleicht holen wir sie noch rechtzeitig ein und finden heraus, wen sie da eingeladen haben. Aber wir dürfen keine Zeit vergeuden - Mädchen oder nicht, wir müssen uns um die Hexe kümmern.«
    »Ja.« Niko lenkte sein Pferd herum und folgte dem Wagen, nicht zu schnell, um ihn nicht zu bald einzuholen, doch schnell genug, um in Hörweite zu gelangen und zu bleiben. Als Janni neben ihm ritt, rief er: »Zufälle dieser Größenordnung machen mich nervös. Man könnte meinen, die Hexe habe die Kutsche geschickt, ja sogar die Kinder entführen lassen, um sicherzugehen, daß wir kommen.«
    Janni hatte recht, aber Niko schwieg. Sie konnten gar nichts anderes tun, als dem Wagen zu folgen. Was immer geschehen würde, war nun unausweichlich.
    Ein Dutzend Reiter tauchten plötzlich aus der Öde nahe dem Sumpf auf und umzingelten die Stiefsöhne. Sie hatten keine Gesichter, aber alle glühende, ganz weiße Augen. Niko und Janni kämpften, so gut sie es mit den Waffen Sterblicher vermochten, aber Fesseln aus sprühender Energie legten sich um sie, und blaue Funken versengten ihre Haut durch ihre Leinenunterkittel. Von ihren Pferden gezogen, wurden sie hinter den Reitern hergezerrt, bis sie nicht mehr wußten, wo sie waren oder was mit ihnen geschah, ja, bis sie nicht einmal den Schmerz mehr spürten. Das letzte, woran Niko sich erinnern konnte, war, daß die Kutsche angehalten hatte, und sein Pferd allein noch den Sieg erringen wollte. Der mächtige Rappe hatte das Tier des Reiters bestiegen, der Niko hinter sich her zerrte. Dann hatte er noch gesehen, wie sich magisch blau glühende Pfeile in den Hals des Pferdes bohrten und es zusammensackte, während er weitergezerrt wurde.
    Jetzt war er erwacht und fand sich an einen Baum gebunden. Hilflos wand er sich in den Stricken, blinzelte, um klar zu sehen, und bemühte sich, mit der Kraft seines Willens die Schmerzen zu vertreiben.
    Vor ihm sah er Gestalten, die sich gegen den Hintergrund eines Feuers abhoben. Unter ihnen erkannte er - als er wieder bei Bewußtsein war und sich wünschte, er wäre nie aufgewacht - Tamzen, die sich in gräßlichen Umarmungen wand, hilflos um sich schlug und seinen Namen rief. Den beiden anderen Mädchen erging es nicht besser als ihr. Janni war mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Boden angepflockt, er hatte den Mund weit offen und schrie seinen Schmerz zum Himmel.
    »Ah«, hörte Niko. »Nikodemus, wie nett, daß du dich uns anschließt.«
    Ein Frauengesicht erschien vor seinem verschwommenen Blick. Es war schön, doch das machte es um so schlimmer. Es war die Nisibisihexe, und sie lächelte, was an sich schon ein schlimmes Zeichen war. Etwa zwanzig Knechte waren um sie, Tote, die sie aus den Gräbern gerufen und denen sie ein Scheinleben verliehen hatte; auch zwei Kreaturen mit starren Schlangenaugen, lippenlosen Mündern und leicht grünlich getönter Haut waren dabei.
    Sanft zählte sie die Dinge auf, die sie zu wünschen begehrte. Eine Weile schüttelte er bloß den Kopf, schloß die Augen und versuchte, seinem Fleisch zu fliehen. Wenn er seinen Geist an seinen Ruheort zurückzuziehen vermochte, könnte er alles ignorieren: den Schmerz, die Schreie, die die Nacht zerrissen; er würde nichts von dem wissen oder spüren, was hier geschah, und könnte sterben ohne die Schmach, sich ergeben zu haben. Sie würde ihn ohnehin töten, wenn sie mit ihm fertig war. So zählte er entschlossen rückwärts, preßte die Lider zusammen und stellte sich die Runen vor, die ihn retten würden. Aber Tamzens Schreie, ihre Hilferufe, bei denen sie seinen Namen schluchzte, und Jannis Ächzen vor unerträglicher Qual, drangen immer wieder zu ihm durch. So wurde er immer wieder, wenn er seinen Ort des Friedens fast erreicht hatte, zurückgezerrt durch diese entsetzlichen Laute.
    Trotzdem starrte er sie nur stumm an, wenn sie ihm Fragen stellte. Von Tempus’ Plänen und seinem Geisteszustand wußte er wenig. Er hätte ihre Fragen nicht beantworten können, selbst

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