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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wenn er es gewollt hätte, dazu wußte er nicht genug. Aber als er schließlich in diesem Bewußtsein die Augen wieder schloß, kam die Hexe nahe heran. Sie öffnete ihm die Lider mit Gewalt und spreizte Holzsplitter dazwischen, damit er sehen mußte, weshalb Janni so entsetzlich schrie.
    Sie hatten den Stiefsohn über den Bau eines Dachses gepflockt - wie er später sah, als das Tier sich einen Weg in die Freiheit genagt und gekratzt hatte -und räucherten ihn aus. Als die Umrisse des Tieres allmählich durch Jannis Bauch zu erkennen waren, gab Niko sein Schweigen auf. Er erzählte alles, was er wußte, und erfand noch einiges dazu.
    Inzwischen waren die Mädchen jedoch längst verstummt.
    Alles, was er hörte, war die Stimme der Hexe. Alles, woran er sich erinnerte, waren ihre schrecklichen Augen und die Botschaft, die sie ihm befahl, Tempus auszurichten. Als er sie wiederholt hatte, zog sie die Splitter aus seinen Lidern ... Die Dunkelheit, die sie ihm daraufhin gestattete, war tiefschwarz, und er fand einen weniger angenehmen Ruheort als den friedlichen seiner Meditation.
    In Roxanes Landhaus herrschte Trubel. Sklaven eilten hin und her, Befehle waren zu hören, und auf dem Hof wurde die Karawane zum Aufbruch bereitgemacht.
    Die Hexe selbst saß mürrisch und grimmig zwischen dem Brokat ihres Arbeitsgemachs und dem Werkzeug ihres Gewerbes: Wasser und Feuer und Erde und Luft, Minerale und Pflanzen und ein Globus aus dem Ton hoher Gipfel geformt und mit Edelsteinen besteckt.
    Eine Handbewegung genügte, all das in ihren Wagen zu laden. Den Zauber über dem Haus zurückzunehmen, würde noch schneller gehen, dafür bedurfte es bloß eines Fingerschnippens, danach würde alles wieder heruntergekommen und kahl sein.
    Aber die Fehler der Nacht und die Mühe, die es sie gekostet hatte, sie zu beheben, hatten sie angestrengt, und nun war sie erschöpft.
    Sie saß Niko gegenüber, der gegen eine Wand gestützt, aber nicht wach war und rasselnd atmete: Ein weiterer Fehler - diese verdammten Schlangen nahmen alles zu wörtlich, genau wie sie unfähig waren, einfache Befehle vollständig auszuführen.
    Die Schlangen, die sie in der Scheingestalt der beiden Stiefsöhne ausgeschickt hatte, hätten die Kinder auf der Straße finden müssen. Als Niko und Janni hätten die Halbwüchsigen ihnen auch getraut. Aber eine Vampirin, eine verfluchte, drittklassige Zauberin mit armseligen Kräften, war zufällig auf die Kinder gestoßen und hatte sie mit sich nach Hause genommen.
    Deshalb hatte sie alle ihre Pläne ändern müssen. Sie hatte eine Kutsche gezaubert und die Schlangen ausgeschickt, die Köder zu holen - nur die Mädchen, auf die Jungen konnte sie verzichten. Natürlich fiel eine Frau, die mit Zauberkünsten großgeworden und klug war, nicht auf die Schlangen herein, aber Ischade hatte sich nicht gegen Nisibisimagie stellen wollen, und daher so getan, als glaubte sie, die beiden wären die echten Stiefsöhne. Sie hatte ihnen die Mädchen übergeben.
    Würde Roxane nicht noch in dieser Nacht die Stadt verlassen, müßte sie die Seele der Vampirin auslöschen - oder zumindest ihre Erinnerung an die Ereignisse.
    Sie holte die beiden Schlangen wieder aus ihren Körben und hielt ihre Köpfe vor ihr Gesicht. Zungen schnellten heraus und Schlangenaugen flehten um Gnade, aber Roxane wußte schon lange nicht mehr, was Erbarmen war. Und jetzt brauchte sie Kraft, und diese beiden waren dafür verantwortlich, daß ihr viel ihrer Kraft entzogen worden war. Sie hochhaltend, stand sie auf, sprach Worte der Macht, dann warf sie beide in das prasselnde Feuer. Die Flammen schossen hoch, die Schlangen wanden sich qualvoll und rösteten. Als sie gar waren, holte Roxane sie mit einer Silberzange heraus und aß sowohl ihre Schwänze wie Köpfe.
    So gestärkt, wandte sie sich Niko zu, der immer noch Geist und Seele in seiner geistigen Zuflucht verbarg oder vielmehr in einer leicht veränderten, als ihre Magie sie aufgespürt hatte. Dieser Ort des Friedens und der vollkommenen Entspannung, eine Höhle jenseits der Wiese seines Geistes, barg einen Geist, einen Freund, der ihn geliebt hatte. In seiner Gestalt hatte sie zu ihm gesprochen und das Vertrauen seines Geistes gewonnen. Er gehörte jetzt ihr, so wie ihr Lordliebster es ihr versprochen hatte. Alles, was er erfuhr, würde sie so schnell wie er wissen. Doch an nichts würde er sich erinnern, sondern weiterhin seinen Pflichten als Söldner nachgehen. Durch ihn würde sie Tempus dorthin treiben,

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