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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Critias dieses Unternehmen höchstpersönlich durchführte. Er sollte eigentlich überhaupt keinen Außendienst machen, sondern nur die Befehle erteilen und sich um die Überwachung kümmern. Aber man wußte, daß Tempus bei ihm gewesen war, und seither war der Abwehroffizier noch wortkarger und ungeduldiger als ohnehin schon. Straton war es klar, daß es keinen Sinn hatte, mit Critias zu streiten; er war jedoch einer der wenigen, der behaupten konnte, seine Meinung vor ihm sagen zu dürfen, selbst wenn sie Critias’ widersprach.
    Sie hatten den Falkenmaskenmann kurz verhört. Es hatte nicht lange gedauert, denn Straton war auf diesem Gebiet ein Fachmann. Der Bursche sah gut aus und war kaum verletzt. Die Vampirfrau war in dieser Beziehung eigen, sie liebte Schönheit. Also mußte dieser Kerl ihr zusagen. Die paar Schrammen machten ihn für ein Geschöpf wie sie vielleicht noch anziehender. Sie würde ihn nicht nur in ihrer Macht haben, sondern es würde auch in ihrer Macht stehen, ihn vor einem viel schlimmeren Tod zu bewahren als dem, den sie ihm geben könnte. So wie der große, geschmeidige Bursche aussah, seiner Kleidung nach und seinen sanften gefühlvollen Augen, war ihm ein angenehmer Tod bestimmt willkommen. Seinesgleichen wurden in Freistatt von mehr Parteien gejagt als sonst irgend jemand, Nisibisispione ausgenommen.
    »Bereit, Strat?« fragte Crit.
    »Nein, wenn Ihr es ehrlich wissen wollt, aber ich werde so tun als ob. Wenn Ihr es überlebt und ich nicht, gehören meine Pferde Euch.«
    »Und meine dir.« Crit entblößte die Zähne. »Aber ich glaube nicht, daß wir mit dem Tod rechnen müssen. Ich habe das Gefühl, daß sie vernünftig ist. Sie hätte den Sklaven nicht freigeben können, wenn sie nicht imstande wäre, ihre Gier zu beherrschen. Und sie ist klug - weit klüger als Kadakithis’ angeblich so gescheite Höllenhunde, das steht inzwischen fest.«
    So öffneten sie wider alle Vernunft das Tor, nachdem sie ihre Pferde angebunden hatten, durchschnitten ihrem Gefangenen die Fesseln und gingen mit ihm zur Haustür. Seine Augen über dem Knebel weiteten sich, die Pupillen wirkten gigantisch im Fackelschein über der Schwelle und schlossen sich ganz, als Ischade selbst die Tür öffnete, nachdem sie dreimal in längeren Abständen geklopft und geduldig gewartet hatten und gerade wieder gehen wollten, weil sie nicht mehr glaubten, daß sie zu Hause war.
    Sie musterte sie unter halb geschlossenen Lidern von Kopf bis Fuß. Straton war froh, daß sein Blick immer noch etwas getrübt war und sich dieser merkwürdige Schleier nicht wegblinzeln ließ. Der Falkenmaskenmann zitterte und taumelte im Griff der beiden, als Crit sagte:
    »Guten Abend, Madame. Wir fanden es an der Zeit, uns persönlich bekanntzumachen. Als Zeichen unseres guten Willens haben wir Euch dieses Geschenk mitgebracht.« Er sprach sanft, gleichmütig, so, daß sie erkennen mußte, dass sie alles über sie wußten, es ihnen aber gleichgültig war, was sie mit den Unvorsichtigen oder Bedauernswerten tat. Stratons Mund war trocken, und die Zunge schien ihm am Gaumen zu kleben. Keiner war kälter oder hartnäckiger im Einsatz als Crit.
    Das dunkle Gesicht Ischades hatte nicht den leicht rötlichen Ton der Isibisi, sondern einen leichten Olivschimmer, durch den das Weiß ihrer Zähne und das Weiße ihrer Augen sich besonders abhoben.
    »Bringt ihn herein, dann werden wir sehen, was gesehen werden kann.«
    »Nein, nein. Wir lassen ihn hier - wie schon gesagt, er ist ein Geschenk. Natürlich würden wir gern erfahren, was Ihr über Jubal wißt oder seine Leute - wo sie sind und dergleichen. Wenn Ihr etwas hören solltet, das Ihr mich wissen lassen wollt, findet Ihr mich in der Söldnerherberge.«
    »Oder in Eurer Geheimstation in der Schlachterstraße?«
    »Manchmal«, entgegnete Crit fest. Erleichterung durchströmte Straton, da er wußte, daß sie das Haus nicht zu betreten brauchten. Er versetzte dem Falkenmaskenmann einen Stoß. »Geh hinein, Junge. Geh zu deiner Herrin.«
    »So ist er denn ein Sklave?« fragte sie Strat, und ihr Blick, als er so auf ihn gerichtet war, ließ ihn eisige Schauder über den Rücken rinnen. Er hatte Schlächter gesehen, die ein Schaf so anblickten. Er erwartete schon fast, daß sie die Hand ausstreckte und seinen Bizeps betastete.
    »Er ist, was Ihr wollt, daß er ist«, antwortete er.
    Sie fragte: »Und Ihr?«
    »Nachsicht hat ihre Grenzen«, warf Crit ein.
    »Eure vielleicht, nicht meine«, erwiderte sie.

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