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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dahin, und sie bogen in die Straße ein, unter dem überhängenden Dach des Einhorns, vorbei an seinem Licht, vorbei an der Sicherheit, die es bot und die sich nicht darum scherte, wer sich auf den Straßen herumtrieb.
    »Wohin?« fragte Dolon an seinem Schreibtisch und blickte den durchnäßten Beobachter vor sich an. »Wohin ist er verschwunden?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete der Stiefsohn Erato; sein Partner war noch draußen. Mit den Händen auf dem Rücken verschränkt und gesenktem Kopf stand er da. »Er - er sagte nur, daß er eine Nachricht von ihr überbringen mußte. Er sagte, ihre Antwort sei vielleicht. Ich nehme an, daß sie nicht sicher war, ob sie etwas tun könne.«
    »Du nimmst es an. Du nimmst es an. Und wohin sind sie verschwunden? Wo ist dein Partner? Wo ist Stilcho? Wo ist unser Spitzel?«
    »Ich .« Der Stiefsohn blickte mit angespanntem Gesicht in die Ferne, als bemühe er sich, etwas zu fassen, das sich ihm entzog.
    »Warum habt ihr nichts getan?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Erato verwirrt. »Ich weiß es nicht.«
    Dolon starrte den Mann an und spürte ein Prickeln in seinem Nacken. »Man benutzt uns«, murmelte er. »Etwas stimmt nicht. Wach auf, Mann! Hörst du mich? Nimm dir zwölf Mann und geht hinaus auf die Straßen. Sofort! Ich brauche einen Beobachter auf der Brücke - keine Wache! Ich will, daß diese Frau gefunden wird! Mor-am muß beobachtet werden! Seid vorsichtig, hörst du? Das ist nichts Gewöhnliches, womit wir es hier zu tun haben. Und ich will Stilcho zurück! Egal, wie ihr es schafft!«
    Der Stiefsohn beeilte sich, seine Aufträge auszuführen. Dolon stützte den Kopf auf die Hände. Er starrte auf die Karte des Labyrinths, auf die Straßen, die zur Brücke führten. Sie war nicht das einzige auf seinem Schreibtisch, die Berichte häuften sich: Todestrupps -ein Mord in der Oberstadt - bewaffnete Faktionen -Bettler auf den Straßen. Und irgendwie war jeder Kontakt zu den Verbindungsmännern gerissen.
    Er sah, wie die Dinge aus den Händen glitten. Er rief andere zu sich, erteilte ihnen Befehle und schickte sie aus, um Gewalt anzuwenden, wo sie Zungen lockern mochte.
    »Statuiert Exempel!«
    Die Straßen machten dem kahlen Ufer des Schimmelfohlenflusses Platz, der gewaltig angeschwollen war. Nur wenige Lichter brannten gegenüber im Abwind. Das schwarze Wasser war bis hoch zu den Brückenpfeilern angestiegen und warf sich gegen die steinerne Uferböschung. Der normalerweise so träge Fluß wollte aus seinem Bett ausbrechen, um die Hütten davonzuspülen. Ja, heute nacht hatte der sonst so sanfte Fluß sich verändert, war gewalttätig und lärmend geworden. Vorsichtig ging Mradhon Vis in seinem Brüllen, das keinen anderen Laut neben sich duldete, an seinem Ufer entlang. Weil er die beiden anderen führte, war er am verwegensten, und vielleicht hatte er auch am meisten Angst.
    So gelangten sie zum Treffpunkt: den Brückenpfeilern auf der Labyrinthseite. Die Nacht hätte kaum dunkler sein können, doch hier schimmerte etwas, einem Irrlicht gleich, und darüber befand sich ein blasses, kapuzenumgebenes Gesicht. Er spürte flüchtig eine warnende Hand am Ärmel. Trotzdem ging er weiter, aber er achtete auf den trügerischen Boden. Er konnte wegblicken von diesem Gesicht und es wieder anschauen. Ein eigenartiger Frieden befiel ihn, nun, da er dieser ungewöhnlichen Frau gegenüberstand, die der Ursprung all seiner Ängste war. Kein Davonlaufen mehr - kein Ausweichen. Im Verlust war eine gewisse Sicherheit. Er blieb stehen und entspannte sich hier, oberhalb des tosenden Wassers.
    »Was habt Ihr für einen Auftrag?« erkundigte er sich, als wäre keine Zeit vergangen.
    Das Licht in der ausgestreckten Hand der Hexe wurde flackernd heller. »Mor-am!« rief sie. Ein Schatten kam aus der Dunkelheit zwischen den Pfeilern zu ihr. Das Licht fiel auf ein trotz der Verunstaltung vertrautes Gesicht.
    »Ihr Götter!« hörte Mradhon neben sich. Als Moria an ihm vorbei wollte, hielt er sie am Arm fest. Sie wand sich wie eine Katze, doch er ließ sie nicht los.
    »Moria«, bat ihr Bruder, nun nicht mehr ihr Zwilling, »hör mir um Ils’ willen zu .«
    Da wehrte sie sich nicht mehr. Vielleicht lag es an dem Gesicht, das auf entsetzliche Weise verändert war. Vielleicht lag es an Haught, der sich vor ihre Messerhand stellte, sich achtlos zur Barriere machte. Haught mußte wahnsinnig sein! Aber er erreichte, was andere nicht fertigbrächten. Moria rang nach Atem und verhielt sich

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