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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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war eine mögliche Falle mit nur dieser einen Tür. Doch in seinen geheimsten Alpträumen wußte er, hatte er stets gewußt, daß Ischade ihn finden konnte, wann immer sie wollte.
    »Was wollt Ihr?« fragte er.
    »Kommt zur Brücke«, entgegnete die Hexe. »Wir treffen uns dort.«
    Er hatte einmal tief in diese Augen geblickt. Das konnte er nicht vergessen. Reglos stand er im strömenden Regen. Seine nackten Füße waren fast taub in dem eisigen Wasser. »Warum?« fragte er. »Warum, Hexe?«
    Die Gestalt war nun im Dunkeln kaum zu erkennen. »Ich mehme Euch wieder in meine Dienste, Mradhon Vis. Bringt die anderen ebenfalls mit. Haught kennt mich, sogar sehr gut. Schließlich war ich es, die ihm das Sklavenjoch abnahm. Dafür ist er sicher dankbar, oder? Für Moria - es ist doch Moria, nicht wahr? -habe ich etwas; etwas, das sie verlegt hat. Also, trefft mich unter der Brücke.«
    »Den Zorn der Götter auf Euch!«
    »Tauscht keine Verwünschungen mit mir aus, Mradhon Vis. Ihr würdet den kürzeren ziehen!«
    Die Hexe drehte sich um und verschmolz mit der Nacht. Wie zu Eis erstarrt und betäubt blieb Mradhon stehen. Das Schwert zog seine Hand nach unten. Abwesend spürte er die neuerliche Berührung, eine Hand, die sich auf seinen Arm legte.
    »Um Ils’ willen, geh hinein!« drängte Moria. »Geh schon!«
    Benommen gehorchte er. Moria schloß hastig die Tür und verriegelte sie. Dann warf sie einen Stock ins Feuer, so daß es neu aufflammte und tanzende Schatten an die Wände warf. Sie führten ihn zu dem offenen Herd, wickelten die Decke um ihn, doch selbst frösteln konnte er erst, als seine Kraft zurückzukehren begann.
    »Bringt mir meine Sachen«, bat er.
    »Wir müssen nicht dorthin gehen.« Moria kauerte sich neben ihn. Sie blickte Haught entgegen, der die Kleidung holte. »Wir müssen nicht!«
    Aber Haught wußte es besser. Mradhon nahm seine Kleidung, warf die Decke ab und zog sich an, während Haught ebenfalls in seine Sachen schlüpfte.
    »Ils behüte uns«, murmelte Moria und hüllte sich fester in ihren Umhang. Ihr Haar klebte naß um das Gesicht, und Qual sprach aus ihren Augen. »Was ist los mit euch? Seid ihr beide wahnsinnig?«
    Mradhon schnallte seinen Gürtel um und griff nach seinen Stiefeln. Er hatte keine passende Antwort. Irgendwo in ihm steckte noch Panik - und Haß, aber es war ein distanzierterer und kühlerer Haß, und er enthielt etwas wie Frieden. Er fragte Haught nicht nach seinen Gründen, nicht einmal, ob er wußte, was er tat und warum. Er wollte es nicht wissen, aus demselben Grund, weshalb er seine Hand aus dem Feuer zöge: Es würde zu sehr schmerzen, täte er es nicht.
    Moria bedachte beide mit ätzenden Verwünschungen, aber sie zog sich ebenfalls an und forderte sie auf, auf sie zu warten. Trotzdem fluchte sie weiter, wie sie es in Abwind gelernt hatte, mit Worten, die selbst die Garnisonssoldaten nicht in den Mund nähmen.
    »Bleib hier«, knurrte Mradhon. »Wenn du deinen Hals retten willst, dann halt dich hier heraus!«
    Tief in seinem Innern erkannte er den Unterschied zwischen dieser Frau und der anderen, die er nie ganz gesehen hatte. Moria mit ihrem schmalen scharfen Messer war auf seiner und Haughts Seite, denn sie waren Narren wie sie selbst. Und drei Narren richteten gemeinsam mehr aus als einer allein.
    »Du hast mir nichts zu sagen!« fauchte sie. Als er seinen schlammbefleckten Umhang nahm und zur Tür ging und als Haught ihn in der Gasse einholte, hörte er, wie sie keuchend und pausenlos fluchend folgte.
    Er wartete nicht und ließ sich nicht anmerken, daß er sie überhaupt hörte. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, doch die Dachrinnen quollen über, und die Gasse war wie ein Bachbett. Das Wasser spülte den Schmutz von den Kopfsteinen und trug ihn in die Kanalisation, und von dort in die Bucht, wo die fremden Schiffe vor Anker lagen.
    Wenn ich zu lieben imstande wäre, wenn ich ein tiefes Gefühl empfinden könnte, für Moria, für Haught, dachte er, wenn ich einen Freund hätte, würde es mir Schutz bieten gegen das, was mich jetzt anzieht. Aber solcher Gefühle war er nicht mehr fähig. Es gab nur noch Ischades kaltes Gesicht, ihre kalten Bedürfnisse, ihre Absichten. Er konnte nicht einmal bedauern, daß Moria und Haught ihn begleiteten. Er fühlte sich jetzt nur sicher, weil Ischade sie gemeinsam und nicht ihn allein gerufen hatte, weil er nicht allein in jenem Haus sein mußte. Und er schämte sich.
    Moria eilte nun links und Haught rechts von ihm

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