Der Krieg Der Diebe
schwerzumachen«, stimmte Saliman trocken zu.
»Gut, daß du davon sprichst. Wie kommt ihr jetzt mit den Stiefsöhnen zurecht? Du hast in letzter Zeit nichts über sie berichtet, so kann ich wohl annehmen, daß ihr die Situation im Griff habt?«
»Nein. Ihr habt mir jedoch zu verstehen gegeben, daß Ihr keine Beschwerden über die Allianz mehr hören wollt.«
»Keine Beschwerden mehr, ja. Aber das heißt nicht, daß ich nichts mehr darüber hören will.«
»Doch, denn alles, was man mir zuträgt, sind Beschwerden über diese Hurensöhne, die nicht einmal fähig sind, sich bei den kleinsten Konflikten selbst zu helfen.«
»Ich habe schon verstanden, Saliman«, seufzte Jubal. »Vielleicht habe ich deinen Berichten wirklich zu ungern zugehört. Kannst du mir jetzt kurz und unvoreingenommen berichten, was geschehen ist?«
Saliman dachte eine Weile nach, und dann begann er. »Die Stiefsöhne, wie wir sie kennenlernten, als sie in die Stadt kamen, waren hartgesottene Krieger, die den Kampf mit der Waffe nicht nur überlebten, sondern meist sogar siegreich zu Ende brachten. Sie wurden von den Leuten in Freistatt gefürchtet, aber auch respektiert. Das hat sich seit unserer Allianz mit ihnen gewaltig geändert. Sie sind streitsüchtig geworden, aber ihre Fähigkeit, sich selbst zu verteidigen, scheinen sie völlig verloren zu haben. Die Hauptaufgabe unserer Leute ist es nun, die Stiefsöhne vor Schwierigkeiten zu bewahren oder sie zu retten, wenn unsere vorbeugenden Maßnahmen vergeblich waren.«
Der Exverbrecherkönig dachte darüber nach. »Wir wissen beide, daß Frontsoldaten, die zu lange in der Stadt sind, streitsüchtig werden, während ihre Gefechtsbereitschaft und Disziplin nachlassen. Trifft das auf die Stiefsöhne zu?«
Saliman schüttelte verneinend den Kopf. »So ein Zerfall würde nicht so rasch und vollständig vor sich gehen. Diese Leute könnten nicht unfähiger sein, wenn sie es darauf anlegten, zu verlieren.«
»Vielleicht ist das die Antwort. Die Stiefsöhne sind bekanntlich furchtlos und befolgen Tempus’ Befehle, auch wenn es ihr Leben kostet. Es könnte sein, daß sie sich absichtlich selbst Gefahren ausliefern, um unsere Fähigkeiten, unsere Pflichten innerhalb der Allianz zu erfüllen, auf die Probe zu stellen. Oder aber es steckt mehr hinter Tempus’ Führerschaft, als wir wissen. Es hat sich herumgesprochen, daß er von wenigstens einem Gott unterstützt wird. Vielleicht fand er einen Weg, diese Kraft seinen Truppen zu übermitteln - und über diese lange Distanz hinweg ist diese Verbindung etwas dürftig geworden.«
»So oder so verschwenden wir zuviel Zeit, um diese schlechte Allianz aufrechtzuerhalten.«
»Ehe wir etwas Genaues wissen, können wir nicht abschätzen, ob es für uns besser ist, unser Abkommen aufrechtzuerhalten oder zu lösen. Bring mir die Antworten, und ich werde alles neu erwägen. Bis dahin bleibt alles wie gehabt.«
»Wie Ihr wünscht.«
Jubal lächelte, als Hakiem mit verbundenen Augen in den Raum geführt wurde. Für dieses Gespräch brauchte er seine Falkenmaske nicht. Es war ihm recht so, denn er wollte seinen Gast ungehindert in Augenschein nehmen. Man hatte ihn bereits vorbereitet, anderenfalls hätte er den alten Geschichtenerzähler wohl nicht wiedererkannt. Er wartete, bis die Augenbinde entfernt war, dann schritt er langsam um den Erzähler und begutachtete ihn, während Hakiem ins Licht blinzelte. Neue Gewänder, Haar und Bart geschnitten und - ja, ein zarter Hauch duftender Essenzen. Hakiem hatte gebadet!
»Ich habe einen Posten«, brach der Geschichtenerzähler die Stille. Es wirkte, als entschuldige er sich für seinen neuerworbenen Reichtum.
»Ich weiß«, sagte Jubal. »Am neuen Hof als Berater der Beysa.«
»Wenn Ihr das schon wußtet, warum ließet Ihr mich dann mit verbundenen Augen hierher schleppen?« brauste Hakiem in einem Anflug seiner alten Gassenmanieren auf.
»Weil ich auch weiß, daß du daran denkst, deinen Job wieder aufzugeben.«
Einige Herzschläge lang war es still im Raum, dann entfuhr dem Geschichtenerzähler ein Seufzer. »So, anstatt zu fragen, warum ich hier bin, werde ich Euch erklären müssen, warum ich meinen Posten aufzugeben gedenke. Ist das richtig?«
»Nun, ich hätte es wohl weniger plump gesagt, aber du bist der Sache auf den Grund gekommen.«
Jubal sank auf einen Stuhl und bedeutete Hakiem, ihm gegenüber Platz zu nehmen. »Hier ist Wein, bediene dich selbst. Wir kennen uns schon zu lange, um uns mit
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