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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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erklärt, warum die sogenannten Stiefsöhne plötzlich nicht mehr wissen, an welchem Ende sie ein Schwert anfassen müssen.
    Wenn ich daran denke, daß ich mir von dieser zweiten Garnitur einen Vorteil erhofft hatte.«
    »Und was werden wir jetzt tun?«
    »Das habe ich sofort beschlossen, als ich von dem Betrug hörte.«
    Alle Fröhlichkeit in Jubals Augen verschwand und machte einem gefährlichen Glitzern Platz.
    »Ich schließe Allianzen mit Männern, nicht mit Uniformen. Nun sind die Männer, die Stiefsöhne, mit denen wir alliiert sind, irgendwo im Norden und wagen ihr Leben und ihren Ruf für das liebe alte Kaiserreich. Ihre Bemühungen, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, macht sie verwundbar. Sie überließen ihren Namen einem völlig unfähigen Haufen in der Hoffnung, ihr Ruf wäre stark genug, jeder Krise standzuhalten.
    Wir haben eine Allianz mit den Stiefsöhnen, aber gegenüber den Narren, die ihre Plätze einnahmen, haben wir keine Verpflichtungen. Mehr noch, wir wissen durch unsere eigenen Schwierigkeiten bei der Reorganisation, wie zerbrechlich so ein Ruf sein kann.«
    Seine Augen waren nur noch schmale Schlitze.
    »Deshalb höre meine Befehle für jeden unserer Anhänger. Jede Unterstützung für alle sogenannten Stiefsöhne in der Stadt sofort einstellen. Mehr noch, jede Gelegenheit, diese Leute aufzureiben, sie in Bedrängnis zu bringen oder zu vernichten, hat Vorrang vor allen anderen Anweisungen, ausgenommen solche, die die Beysib betreffen. Ich möchte, daß die Stiefsöhne in Freistatt möglichst bald geringer geachtet werden als die Abwinder.«
    »Aber was wird geschehen, wenn die echten Stiefsöhne davon erfahren?« fragte Saliman.
    »Sie wären vor die Wahl gestellt. Sie könnten entweder bleiben und ihren Namen im übelsten Höllenloch des rankanischen Kaiserreiches verleumdet wissen, oder aber sie kehren zurück so schnell sie können und riskieren es, Deserteure vom Zaubererwall genannt zu werden. Mit ein wenig Glück wird beides geschehen. Sie werden ihre Posten verlassen und feststellen, daß sie hier ihr Ansehen nicht wiederherstellen können.«
    Jubal blickte seinem Helfer fest in die Augen und zwinkerte dann. »Und das , Saliman, alter Freund, ist der Grund, warum ich lache.«
    Originaltitel: The Art of Alliance
Copyright © 1983 by Robert Lynn Asprin

Cythen
Aus den Augen der Erinnerung
    Lynn Abbey

1
    Eine Tür im Dunkeln öffnete sich für eine bucklige Gestalt in schwarzem, weitem Übergewand. Das schwere Keuchen des Eindringlings erklang laut in der fast kahlen Kammer, als er flink das Linnentuch aufschlug, in das der nackte Leichnam gewickelt war. Von einem kleinen, vergitterten Fenster hoch oben an einer Wand fiel Licht auf das Gesicht einer jungen Frau auf dem schmalen Holztisch. Es verlieh der wächsernen Blässe einen Hauch von Farbe, so daß man glauben mochte, sie schlummere den gesunden Schlaf der Jugend und nicht den tieferen der Ewigkeit.
    Aus dem Schutz unförmiger Ärmel lösten sich schwärige Finger. Morbider, abstoßender waren sie als die Leiche, die sie untersuchten. Ein Laut wie ein Lachen - oder ein Schluchzen - erklang aus der Kapuze, die das Gesicht fast verbarg, und die abscheuerregenden Hände streiften das Haar der Toten vom Hals zurück. Das Gewand des Verkrüppelten verbarg ihr Antlitz, als er sich schnuppernd über ihre Kehle beugte. Dann trat er zurück und betrachtete in dem dämmrigen Licht ein Glasröhrchen mit But.
    Immer noch schweigend und asthmatisch atmend, schlurfte der Vermummte in eine düstere Ecke der Kammer, wo er ein grelles blaues Licht herbeibeschwor. Tropfen für Tropfen des Blutes ließ er in dieses Licht sickern. Er atmete die aufsteigenden Dämpfe ein, dann löschte er das Licht mit einer Handbewegung und wandte sich wieder der Leiche zu. Noch einmal untersuchten seine Finger sie von Kopf bis Fuß, ohne etwas Verräterisches außer dem Mal an ihrem Hals zu finden, dem er das Röhrchen Blut entnommen hatte.
    Er hüllte sie wieder in das Linnen, doch ehe er es widerstrebend über das Gesicht zog, strich er das hellbraune Haar über das blutunterlaufene Mal am Hals zurück. Diesmal bestand kein Zweifel, daß es ein Schluchzen war, das aus der Tiefe der Kapuze drang. Er hatte viele Frauen gut gekannt, als er noch jung gewesen war und von wohlgefälligem Äußeren. Sie hatten ihm nachgestellt, und er hatte seine Liebe an sie verschwendet. Nun konnte er sich an kein Gesicht mehr so deutlich erinnern wie an das, das er soeben zugedeckt

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