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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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befürchtet haben mochte: Genau das schien hier und jetzt nicht zu geschehen.
    Es sieht ganz so aus, als würde er von seinem Vater mehr erben als nur den Thron, dachte Merlin und erinnerte sich daran zurück, wie kühl und berechnend Haarahld auf die gewaltige, fast unabschätzbare Bedrohung reagiert hatte, die sehr wohl sein ganzes Königreich vernichten mochte. Ich frage mich, ob es für so etwas wohl ein eigenes Gen gibt?
    »Also gut, Euer Hoheit«, sagte er schließlich, und er sprach deutlich förmlicher, als das an sich zwischen ihnen beiden üblich war. »Wenn Ihr entschlossen seid, so vorzugehen, dann denke ich, dass Euer ›Hofzauberer‹ Euch doch zumindest behilflich sein kann.«
    »Das ist die richtige Einstellung!«, rief Cayleb und klopfte ihm kräftig auf den tropfnassen Rückenpanzer seines Brustharnischs; dann blickte er über die Schulter.
    »Captain Manthyr! Signal an alle: ›Achteraus Linie bilden! Auf Nachtkampf vorbereiten! Alle Mann auf Station!‹ Dann lassen Sie die Nachtbeleuchtung entzünden und aufziehen, solange wir noch ein wenig Tageslicht haben. Und dann …« Er lächelte seinen Flag Captain an, doch es war eher ein Zähnefletschen, »… dann möchte ich, dass Sie den Kurs ändern.«

.V.
    In der ›Klippenstraße‹, Armageddon-Riff
    Graf Thirsk konnte gerade noch ein Stöhnen der Erschöpfung unterdrücken, als er sich in den Sessel sinken ließ. Sein Magen knurrte fast schon schmerzhaft, als der Duft des warmen Essens, das sein Kammerdiener tatsächlich noch hatte zubereiten können, ihn daran erinnerte, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte – und das war fast sechsunddreißig Stunden her.
    Er streckte bereits die Hand nach dem Weinglas aus, doch dann hielt er inne, und seine Mundwinkel zuckten fast belustigt. Das Letzte, was er auf einen völlig leeren Magen gebrauchen konnte, war Wein, also griff er stattdessen nach einem großen Brötchen mit Butter.
    Er biss hinein, und in diesem Augenblick war es das köstlichste, was er je im Leben gegessen hatte. Er zwang sich, langsam zu kauen, das Essen zu genießen, statt es wie eine halb verhungerte Peitschenechse herunterzuschlingen; dann seufzte er befriedigt.
    Er beugte sich vor, griff nach Messer und Gabel, und schnitt ein Stück des gekochten Hammels auf seinem Teller ab. Auch das schob er sich in den Mund und kaute dann langsam und genüsslich.
    Nach einem solchen Tag sollte man auch für Kleinigkeiten dankbar sein, dachte er sich und schluckte. Nun gestattete er sich den ersten Schluck Wein und verzog ein wenig das Gesicht, als er damit den Hammelgeschmack herunterspülte.
    Er wusste nicht genau, wie viele Schiffe noch seinem Kommando unterstanden. Die besten Abschätzungen, die sich hatten anstellen lassen, ließen auf irgendetwas zwischen fünfundvierzig und achtzig schließen – einschließlich sämtlicher nach seiner Einschätzung noch seetauglichen Versorgungsschiffe. Das war nicht viel, wenn man bedachte, dass diese gemeinsame Flotte noch an diesem Morgen über mehr als einhundertsiebzig Schiffe verfügt hatte.
    Mit der Gabel spießte er ein Stück Butterkartoffel auf − auch wenn ihm das Essen mit einem Mal deutlich weniger schmackhaft erschien, trotz seines Hungers –, während er so über diese endlose Kette von Katastrophen nachdachte, die sich allesamt an diesem einen Tag ereignet hatten.
    Er wusste nicht, wie viele Schiffe die anderen in der Flotte verloren hatten, doch er war sich sehr wohl bewusst, dass die Anzahl immens war. Er hatte das leichenübersäte Wrack der König Rahnyld mit eigenen Augen gesehen – und auch die gewaltige Menge an Leichen, die rings um sie auf den Wellen trieben –, kurz bevor die geborstene Hulk sich zur Seite gedreht hatte und dann versunken war. Mindestens ein weiteres Dutzend Schiffe hatte er lodern sehen wie Scheiterhaufen – entweder hatten sie während des Gefechts Feuer gefangen, oder aber die Charisianer hatten sie bewusst in Brand gesteckt. Er hoffte, der Feind habe es der verbliebenen Besatzung wenigstens gestattet, sich in die Rettungsboote zu flüchten, bevor sie die Schiffe angezündet hatten, doch auch dessen war er sich nicht sicher.
    Kurz hielt er inne, dann schüttelte er den Kopf, verärgert über sich selbst.
    Ja, du weißt ganz genau, dass sie zumindest einigen Besatzungen von einigen der zahlreichen Schiffe, die sie in Brand gesteckt haben, sehr wohl erlaubten, zuvor von Bord zu gehen, sagte er sich. Bei Shan-wei, du selbst hast doch

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