Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
alleine mehr als einhundertneunzig Überlebende an Bord der Gorath Bay genommen!
    Und das stimmte auch. Doch alleine diese Zahl rief ihm wieder ins Gedächtnis zurück, wie viele Hunderte – Tausende! – anderer Männer sich an Bord all der anderen Galeeren unter dem Kommando Malikais befunden hatten.
    Er schnitt ein weiteres Stück Hammel ab und kaute, langsam und methodisch.
    Während sein Flaggschiff das nach wie vor tobende Gefecht immer weiter hinter sich ließ, hatte er nichts anderes gesehen als sinkende Wracks und die lodernden Hulks. Die charisianischen Galeonen schienen nicht ein einziges Schiff des Gegners zurückgelassen zu haben. Sie waren doppelt so schnell wie die Schiffe der kombinierten Flotte – erst recht, nachdem sie auch noch Bramsegel gesetzt hatten –, und mit dieser überlegenen Geschwindigkeit hatten sie ihre Opfer unbarmherzig verfolgt, hatten stetig aufgeholt, sie eingeholt und dann versenkt: jede einzelne Galeere, die sie erreichten. Dagegen hatte Thirsk nicht das Geringste tun können, doch wahrscheinlich war es sogar gut so, dass der Feind zu schnell war, um ihn noch einzuholen, sagte er sich selbst und musste an die alte Geschichte mit dem Jagdhund denken, der die Peitschenechse ›gefangen‹ hatte.
    Wieder schüttelte er den Kopf, und dieses Mal war es reiner Ausdruck seines Entsetzens. Die Überlebenden, die die Gorath Bay eingesammelt hatte, bestätigten genau das, was er ohnehin schon begriffen hatte: Irgendwie hatten die Charisianer eine Möglichkeit gefunden, schwere Kanonen drei- oder sogar viermal so schnell feuern zu lassen wie jeder andere auf der ganzen Welt. Thirsk hatte seine Überlegungen immer noch nicht abgeschlossen, wie sich das auf die gesamte Kriegsführung auf See auswirken würde, doch Prinz Cayleb – und mehrere der Überlebenden hatten den charisianischen Kronprinzen an Bord einer dieser todbringenden Galeeren eindeutig erkannt – hatte in äußerst brutaler Art und Weise gezeigt, dass es hier um … sehr weitreichende Auswirkungen ging.
    Wenigstens war es Thirsk gelungen, die Schiffe, die sich in der Nähe der Gorath Bay aufgehalten hatten, in den Schutz des ›Klippenhakens‹ zu bringen. Selbst hier, hinter der steinigen Barriere, die diese sichelförmige Landzunge darstellte, wurde sein Flaggschiff, das bereits vor Anker gegangen war, von Wind und Wellen kräftig durchgeschüttelt. Der Regen prasselte auf das Oberlicht seiner Kabine und strömte gurgelnd über Deck und aus den Speigatts, und Thirsk hörte den Wind in den Wanten der Galeere heulen.
    Die Lampen an ihren Kardanaufhängungen schwankten, sie erfüllten die tröstlich-vertraute Kabine mit warmem Licht, und Thirsk erinnerte sich an andere Nächte zurück. Er dachte daran, wie er dort gesessen hatte, seine Pfeife geraucht, dazu ein Glas Wein oder einen Humpen Bier genossen, es warm und gemütlich gehabt hatte, und der prasselnde Regen und der heulende Wind ließen die Erinnerung nur um so angenehmer erscheinen.
    Doch in dieser Nacht gab es keinen Trost, es gab nichts Angenehmes. Das Einzige, was Thirsk wirklich wusste, das war, dass er bestenfalls eine Verschnaufpause gewonnen hatte. Cayleb würde ohne Schwierigkeiten schlussfolgern können, wohin sich sein Gegner zurückgezogen hatte. Und sobald er das getan hatte, würde er auch etwas Entsprechendes unternehmen.
    Die Berichte der Überlebenden – und auch seine eigenen Beobachtungen – ließen vermuten, dass Cayleb nicht mehr als eine oder zwei seiner Galeonen verloren hatte – wenn überhaupt. Der junge Prinz aus Charis hatte gerade eben den zweifellos größten einseitigen Sieg in der Geschichte aller Seeschlachten auf Safehold errungen, und im Gegensatz zu Malikai war Cayleb ein echter Seemann. Die Royal Charisian Navy wusste genau, wie sie die Aufgaben zu erfüllen hatte, die sie sich vornahm, und der Prinz würde sich mit größter Wahrscheinlichkeit nicht die Gelegenheit entgehen lassen, seinen Sieg vollständig werden zu lassen. Innerhalb eines Tages, höchstens von zweien, würde Thirsk mitansehen müssen, wie diese Galeonen in die ›Klippenstraße‹ einfuhren, und wenn das geschah, dann würde er schon bald auch mitansehen müssen, wie seine Flotte vor seinen Augen in Stücke geschossen wurde
    Aber gegen uns werden sie nicht so einfach siegen wie gegen Malikai, schwor er sich.
    Er hatte bereits den Befehl ausgegeben, beim ersten Tageslicht sämtliche Galeeren so vertäuen zu lassen, dass man die Geschütze ausrichten konnte.

Weitere Kostenlose Bücher