Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
schematische Risszeichnung erschien vor seinem Blickfeld.
    Im Gegensatz zu den künstlichen Augen, mit denen Merlin ausgestattet war, vermochten die Sensoren der SNARCs sehr wohl die stürmische Finsternis zu durchdringen, und Merlin verspürte unverkennbare Erleichterung, als er die Icons aller dreizehn Galeeren unter Caylebs Kommando sah. Wie die gewöhnlichen Sterblichen in den Krähennestern dieser Galeeren es tatsächlich geschafft hatten, die Achterleuchten und die zusätzlichen Laternen, die an den Besanmasten der Schiffe angebracht worden waren, nicht aus den Augen zu verlieren, konnte Merlin sich nicht erklären. Doch irgendwie hatten sie es geschafft.
    Jetzt lag es an ihm, sie in die geschützten Gewässer der ›Klippenstraße‹ zu lotsen.
    Konzentriert betrachtete er die schematische Darstellung des umliegenden Terrains. Es sah aus, als hätte die Dreadnought schon fast genau den richtigen Kurs angelegt, aber ›fast genau‹ reichte hier nicht aus – nicht einmal annähernd.
    »Owl«, subvokalisierte er erneut.
    »Jawohl, Lieutenant Commander.«
    »Überlagere das Bildmaterial mit dem aktuellen Windvektor und den Kursentwürfen für die Dreadnought, kontinuierlich aktualisieren.«
    »Jawohl, Lieutenant Commander.«
    Fast augenblicklich erschienen die erbetenen Pfeile und die Strichellinien, und Merlin schnaubte lautstark. Dann bahnte er sich seinen Weg über das scharf geneigte, schwankende Achterdeck, hangelte sich entlang der Rettungsleine weiter, bis er Cayleb erreichte, der zusammen mit Captain Manthyr neben dem Rudergänger stand. Zwei Mann hielten jetzt das Steuer, ein dritter Matrose stand bereit, jederzeit auch mit seinem ganzen Gewicht einzugreifen, sollte das erforderlich werden.
    Manthyr sollte jetzt wirklich langsam ein wenig Schlaf finden, dachte Merlin, doch der Flag Captain hatte darüber noch nicht einmal nachgedacht. Die Dreadnought war sein Schiff. Alles, was in irgendeiner Weise dieses Schiff betraf, lag in seiner Verantwortung, und nachdem er sich um die unmittelbaren Bedürfnisse seiner Mannschaft gekümmert hatte, stand er nun reglos an Deck, zweifellos in ein inniges Gebet versunken, sein Kronprinz möge nicht ganz so sehr des Wahnsinns sein, wie es ihm im Augenblick erschien.
    Dieser Gedanke ließ Merlins Mundwinkel zucken, doch vielleicht tat er dem Captain damit ja unrecht. Was Cayleb an diesem Tag bereits bewirkt hatte (natürlich auch dank Merlins bescheidener Mithilfe), schien jedem Mann an Bord des Flaggschiffs ein Vertrauen in den Seefahrer-Instinkt des Kronprinzen gebracht zu haben, das fast schon an Vergötterung grenzte. Wenn Cayleb jetzt wünschte, sie mitten in einem Mitternachtssturm geradewegs auf ein scharfkantiges Riff zusteuern zu lassen, dann waren sie bereit, genau das zu tun … auch wenn Manthyr offensichtlich die Absicht hatte, stets persönlich anwesend zu bleiben und die ganze Zeit über sämtliche Geschehnisse mit eigenen Augen zu begutachten.
    Cayleb selbst schien völlig ungerührt angesichts der Zweifel, die seine Mannschaft an seinem Verstand hegen mochten. Breitbeinig stand der Prinz dort, hielt sich mit der rechten Hand an einer weiteren Rettungsleine fest und zupfte mit der Linken immer wieder an seinem Ölzeug-Poncho, den er über Brustharnisch und Kettenhemd gestreift hatte. Der Wind zerrte am lose fallenden Poncho, Regen und Gischt strömten über die Kante seines sturmhaubenartigen Helms wie ein Wasserfall, und die Lampen, die Kompassgehäuse und Karte beleuchteten, erhellten von unten sein Gesicht. Seinem Gesicht war die Müdigkeit sehr wohl anzusehen, doch seine Miene wirkte konzentriert und zuversichtlich, und das Leuchten in seinen Augen schien wahrlich nicht nur eine Folge der Kompassbeleuchtung zu sein.
    Er mag ja, sinnierte Merlin, ein sehr junger Mann sein, aber genau das ist einer der Augenblicke, für die er geboren wurde.
    Als Merlin näher kam, blickte Cayleb auf, und der Seijin beugte sich zu ihm hinüber und rief ihm etwas ins Ohr, fast musste er schreien.
    »Wir liegen zu hart am Wind! Der hat sich ein wenig nach Osten gedreht! Jetzt müssen wir um anderthalb Strich nach Lee!«
    Cayleb nickte, und Merlin ging zu Ahrnahld Falkhan hinüber; der Gardist, der halb vom Licht erhellt war, das durch das Oberlicht der Großen Kabine fiel, bewachte Cayleb selbst hier noch.
    Mehrere Minuten wartete Cayleb ab, dann beugte er sich konzentriert über den Kompass. Kurz richtete er sich wieder auf und blickte zu den kaum erkennbaren Segeln

Weitere Kostenlose Bücher