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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Augenbrauen, und Cayleb zuckte mit den Schultern. »Er wird die Geschütze der Schiffe mit der jeweiligen Ankerwinde koppeln. Er wird so viele seiner schweren Kanonen an Land schaffen lassen, wie es nur irgend machbar ist, und an Land regelrechte Geschützbatterien aufstellen. Er wird immer wieder darüber nachdenken, was wir ihm angetan haben, und er wird daran denken, dass die ›Klippenstraße‹ tatsächlich viel besser für seine Galeeren geeignet ist als die offene See. Und er wird alles tun, was in seiner Macht steht, um die Panik und das Entsetzen seiner Männer zu lindern. Er wird jeden Tag, den wir ihm lassen, nutzen − jede Stunde! −, um letztendlich so viele wie möglich von meinen Männern zu töten, wie er nur kann, wenn wir dann schließlich angreifen.«
    »Aber …«, wollte Merlin einwerfen, doch Cayleb schüttelte nur den Kopf.
    »Ich weiß, dass wir, wenn wir erst auf Domynyk warten, immer noch jedes einzelne Schiff zerstören können, das Thirsk hat, ganz egal, was er in der Zwischenzeit unternehmen mag. Aber wenn wir ihm mehr Zeit lassen, sich vorzubereiten, dann werden wir auch eigene Schiffe verlieren. Gewiss nicht so viele wie er, da bin ich mir recht sicher, aber wir werden gezwungen sein, uns ihm unter deutlich weniger günstigen Bedingungen zum Kampf zu stellen, und er wird sich niemals kampflos ergeben – wahrscheinlich wird er es uns sogar besonders schwierig machen, bei diesen kurzen Distanzen dort!
    Wenn wir aber noch heute Nacht zuschlagen, während seine Männer noch erschöpft und verschreckt sind, während er selbst wahrscheinlich erst noch verarbeiten muss, was wir ihm da heute für eine Niederlage bereitet haben, dann wird das Überraschungsmoment ganz auf unserer Seite sein. Seine Männer werden sich hilflos fühlen, wie in der Falle – und Männer, die sich so fühlen, werden sich sehr viel eher einfach ergeben, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen.«
    Merlin hatte schon den Mund geöffnet, um erneut zu protestieren, doch nun schloss er ihn wieder. Er war zwar immer noch der Ansicht, dass das, was Cayleb hier vorschlug, äußerst riskant war, aber er musste zugeben, dass der Prinz sich mit den offenkundig übermenschlichen Fähigkeiten seines Seijin – oder Hofzauberers – nicht nur abgefunden hatte, sondern sie auch durchaus geschickt einzusetzen wusste. Und angesichts dessen, was Merlin selbst zu leisten vermochte, war die Vorstellung, mitten in der Nacht während eines Seesturms in die ›Klippenstraße‹ einzufahren, längst nicht mehr so verrückt, wie das zunächst gewirkt hatte.
    Aber das war nicht der Grund dafür, dass er jetzt nicht mehr protestierte. Nein, dass er jetzt schwieg, lag einfach daran, dass er etwas begriffen hatte: Cayleb hatte recht.
    Das Ganze basierte auf etwas, das Nimue Alban niemals durch den Kopf gegangen wäre, denn in dem Krieg, in dem sie gekämpft hatte, gab es nicht die Möglichkeit, sich zu ergeben. Es hatte nur Sieger und Tote gegeben, und das ganze Konzept von ›Schonung‹, ›Pardon‹ und ›Kapitulation‹ war schlichtweg bedeutungslos gewesen. Merlin hatte zwar berücksichtigt, wie sich Demoralisierung und Panik auf die Kampfesfähigkeiten des Gegners auswirken würden, doch er war nicht noch einen Schritt weiter gegangen, hatte nicht daran gedacht, dass die ›ehrenvolle Kapitulation‹ tief in der Kriegsführung von Safehold verankert war.
    Und – das musste er sich selbst gegenüber eingestehen –, er hatte sich viel zu sehr Sorgen darum gemacht, welche Schwierigkeiten sich aus dem Versuch ergeben mochten, die ›Klippenstraße‹ zu überwinden, dass er überhaupt nicht darüber nachgedacht hatte, wie furchteinflößend ein nächtlicher Angriff auf einen ›sicheren Ankerplatz‹ sein musste. Vor allem in einer Nacht, wie diese hier zu werden versprach … und das auch noch, nachdem der Gegner ohnehin schon einen so albtraumartigen, entsetzlichen Tag hinter sich hatte.
    Dennoch bleibt es eine schwierige Entscheidung, dachte er. Es gab gute Argumente dafür und ebenso dagegen. Und doch begann Merlin allmählich zu vermuten, dass Cayleb Ahrmahk im Zweifelsfalle fast stets die wagemutigere Lösung für praktisch jedes Problem bevorzugen würde. Das mochte sich als schlecht herausstellen – aber nur dann, wenn der Prinz es zuließ, dass seine Instinkte ihn dazu brachten, sämtliche nüchternen Berechnungen und Abschätzungen möglicher Vor- und Nachteile zu ignorieren. Und so sehr Merlin das anfänglich vielleicht noch

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