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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wissen kann«, erwiderte Black Water. »In diesem Fall steuern wir geradewegs die Silber-Meerenge an und flüchten von dort. Wir werden vermutlich rechtzeitig genug gewarnt werden, dass wir Haarahld überholen können, bevor er überhaupt begreift, was geschieht, und dann sofort aufhören, ihn zu verfolgen, und uns ganz aufs Flüchten konzentrieren. Und falls uns Haarahld dabei in die Quere kommt …« Der Herzog zuckte mit den Schultern, »… dann werden wir uns geradewegs durch seine Reihen kämpfen und dabei so viel Schaden anrichten, wie wir eben nur können.«

.X.
    Im Darcos Sund
    »Ihr habt Euer Essen ja kaum angerührt«, stellte Lachlyn Zhessyp fest.
    König Haarahld, der bis eben noch nachdenklich aus dem Heckfenster geblickt hatte, wandte sich um, als er die Klage seines Kammerdieners hörte.
    »Stimmte irgendetwas damit nicht, Euer Majestät?«, erkundigte sich Zhessyp nun, und sein Tonfall verriet, dass er sich in seiner Ehre gekränkt fühlte, während er die Schüsseln auf sein Tablett lud. Lächelnd schüttelte Haarahld den Kopf.
    »Nein, damit war wirklich alles in Ordnung«, erwiderte er geduldig und ignorierte das Grinsen, das Sergeant Haarpar sich nicht verkneifen konnte; der Gardist stand vor der Tür zur Großen Kabine, die er für Zhessyp geöffnet hatte. »Und: Nein, ich möchte mich auch nicht beim Koch beschweren. Und: Nein, ich bin nicht krank. Und nein: Du darfst mir später keine kleine Zwischenmahlzeit bringen.«
    Zhessyp bedachte ihn mit dem klagenden, fast leidenden Blick, den nur ein treues, geschätztes, altes Faktotum zustande bringen konnte, und der König seufzte.
    »Aber«, sagte er, »ich verspreche, ein geradezu unverschämt reichhaltiges Frühstück zu mir zu nehmen. So. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Ich bin davon überzeugt«, gab Zhessyp mit ungeheuerlicher Würde zurück, »dass es mir schlichtweg nicht zusteht, Euch gleich welche Versprechungen abzunehmen, Euer Majestät.«
    Er nahm das Tablett, reckte fast unmerklich die Nase ein Stückchen höher und verließ die Kabine. Haarpar hielt ihm die Tür auf, und sein Grinsen wurde noch breiter, als der Kammerdiener an ihm vorbeistolzierte.
    »Wissen Sie, Gorj«, sagte der König trocken, »das Erschreckende daran ist, dass er wirklich glaubt, das ernst zu meinen, was er da sagt.«
    »Ja, Eure Eminenz, das tut er«, pflichtete ihm der Gardist bei. »Dennoch: Irgendwo tief in seinem Innersten weiß er es besser.«
    »Ja, das stimmt wohl.« Haarahld lächelte, fast ein wenig gerührt, dann schüttelte er den Kopf. »Eine gute Nacht, Gorj.«
    »Gute Nacht, Euer Majestät.« Der Gardist legte zum Salut die Hand an die linke Schulter, dann schloss er leise die Tür.
    Fast eine Minute lang starrte Haarahld diese Tür nur an, dann stand er auf; sein Lächeln schwand, und er trat auf die Heckgalerie der Royal Charis hinaus.
    Dort blickte er zum Himmel auf, an dem matt im Osten eine fingernagelbreite Mondsichel glomm. Das rhythmische Gurgeln des Kielwassers seiner Galeere war zu vernehmen, zusammen mit dem Rauschen der Wellen, die über den Rumpf seines Flaggschiffs strichen. Hell standen die Sterne über ihm, der Wind hatte ein wenig aufgefrischt und drehte nun allmählich nach Westen.
    Es war eine herrliche Nacht, wenngleich vielleicht ein wenig finster, und er blickte achteraus und betrachtete die Positionsleuchten der anderen Schiffe, die zur gleichen Kolonne gehörten wie die Royal Charts. Jeder der Männer an Bord dieser Galeeren gehorchte seinen Befehlen. Und Haarahld wusste auch, dass sie alle durch die Bank seine Befehle bereitwillig ausführten, weil sie ihm vertrauten, stets richtig zu handeln. Doch hinter den Positionsleuchten, die er erkennen konnte, stand irgendwo die Flotte, die er nicht sehen konnte – und wieder einmal kam sie ihnen näher und näher.
    Bald, sehr bald, würde er sich entscheiden müssen, ob sie sich bis hinter die Südspitze von Darcos Island zurückziehen wollten oder doch noch einmal die Fahrtrichtung wechseln und erneut Black Waters Flanke passieren. Er wollte nicht weiter nach Süden, als er unbedingt musste – und sei es auch nur, weil es keinen Flottenstützpunkt wie Darcos Keep mehr gab, wenn er erst einmal auf die Mittelsee hinausgefahren war. Doch Black Water blieb ihm dicht auf den Fersen, und die Chance, jemanden zu foppen, der so gerissen war wie dieser corisandianische Herzog, wurde bei jedem erneuten Versuch schlechter.
    Aber das ist doch gar nicht das, was dich wirklich beunruhigt,

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