Der Krieg der Ketzer - 2
sich doch gar nicht erst die Mühe gemacht, überhaupt vor uns davonzulaufen!«
Er stieß ein belustigtes Schnauben aus und betrachtete mit finsterer Miene die Prisen, dann schüttelte er erneut den Kopf.
»Ich gehe davon aus, dass sie sich darauf beschränkt haben, diese neuen Kanonen an Bord der Galeonen zum Einsatz zu bringen«, sagte er. »Und das sollte bedeuten, dass wir, wenn wir diesen gerissenen Mistkerl Haarahld erst einmal in die Finger bekommen, auch in der Lage sein sollten, ihn zu besiegen. Und wenn sie tatsächlich noch Galeonen haben, die von der Parker’schen See aus auf dem Weg hierher sind, dann sollten wir Haarahld doch lieber aus dem Weg geräumt haben, bevor sie hier eintreffen.«
»Um ganz ehrlich zu sein, Euer Durchlaucht«, sagte Myrgyn langsam, und seine Miene verriet echte Besorgnis, »ich bin mir wirklich nicht sicher, ob die Galeere an sich nicht auf einen Schlag ziemlich veraltet ist.«
»Wahrscheinlich haben Sie damit sogar recht«, gab Black Water grimmig zu. »Und die schlechte Nachricht lautet: Wir haben keine eigenen Galeonen. Aber die gute Nachricht wiederum ist, dass die Charisianer auch nicht allzu viele davon haben, und wir können sie in fast der gleichen Geschwindigkeit bauen lassen, nachdem wir jetzt herausgefunden haben, wie sie ihre Kanonen aufstellen.«
»Exakt, Euer Durchlaucht.« Der Flag Captain nickte. »Und ich frage mich jetzt: Wenn das wirklich stimmt, hat es dann überhaupt noch Sinn, sich mit Haarahld einen Kampf zu liefern?«
Black Water schaute ihn scharf an, und wieder zuckte Myrgyn mit den Schultern.
»Selbst wenn wir Haarahlds gesamte Flotte zerstören, werden wir doch nur Schiffe kapern – oder versenken –, die in einem oder zwei Jahren sowieso niemand mehr nutzen wird«, erklärte Myrgyn.
»Ah! Jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen«, erwiderte Black Water, doch zugleich schüttelte er bedächtig den Kopf.
»Ich sehe aber zwei Gründe, warum wir dennoch weitermachen und Haarahlds Flotte aufreiben sollten«, sagte er dann. »Erstens wissen wir nicht, was mit Cayleb wirklich geschehen ist. Vielleicht haben Malikai und White Ford ihn vernichtend geschlagen, all unserer Weltuntergangsstimmung zum Trotz. Und selbst wenn er gewonnen haben sollte, muss er doch Verluste erlitten haben – es ist sehr gut möglich, dass diese Verluste so heftig ausgefallen sind, dass wir ihn trotz dieser wunderbaren neuen Waffen an Bord all seiner noch verbliebenen Schiffe letztendlich doch werden schlagen können.
Aber zweitens: Selbst wenn Cayleb mit einer Flotte zurückkehrt, die wir unmöglich im offenen Kampf besiegen können – zumindest so lange nicht, bis wir eine eigene vergleichbare Flotte gebaut haben –, dann werden wir immer noch diese Flotte hier vernichten müssen. Deren König befindet sich an Bord einer dieser Galeeren, Kehvyn! Wenn wir ihn töten, oder noch besser, wenn wir ihn gefangen nehmen können, dann hätte das ganz enorme Auswirkungen. Und selbst wenn uns das nicht gelingen sollte, haben diese Schiffe doch Tausende ausgebildeter Offiziere und Matrosen an Bord. Das sind genau die Männer, die sie brauchen, um weitere Galeonen zu bemannen, die sie dann vielleicht bauen werden. Wir müssen so viele von ihnen töten, wie wir nur können, solange unsere Schiffe den ihrigen noch gleichwertig sind.«
Mehrere Sekunden lang blickte Myrgyn den Herzog nur schweigend an, dann nickte er, und seine Miene verriet enormen Respekt.
»So weit hatte ich nicht gedacht, Euer Durchlaucht. Vielleicht …« – er lächelte dünn – »seid Ihr deswegen Admiral, und ich eben nicht.«
»Na ja«, gab Black Water zurück und erwiderte das leicht schiefe Grinsen seines Flag Captains, »das mag einer der Gründe sein. Vielleicht.«
»Natürlich bleibt da immer noch dieses kleine Problem, was geschieht, wenn Cayleb zu einem unpassenden Zeitpunkt auftaucht, Euer Durchlaucht«, merkte Myrgyn dann nachdenklich an.
»Wir haben im Norden Vorposten ausgeschickt«, gab Black Water zurück, »und Haarahld befindet sich südlich von uns. Wenn Cayleb aus dem Süden auftaucht, dann lassen wir wenden und flüchten nach Norden. Und auch wenn ich weiß, dass deren neue Takelung ihre Galeonen deutlich luvgieriger macht, bezweifle ich doch, dass sie so geradewegs in den Wind werden fahren können, wie wir rudern.«
»Und wenn wir uns täuschen und er von Norden kommt, Euer Durchlaucht?«
»Dann werden uns die Vorposten das melden, lange bevor Haarahld irgendetwas davon
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