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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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also könnten die, selbst wenn sie uns sichten, Black Water nicht davon in Kenntnis setzen. Und das bedeutet, wir könnten unsere Hauptflotte zwischen Monduntergang und Sonnenaufgang bis auf zehn Meilen an ihre Hauptstreitmacht heranbringen, vielleicht sogar noch weniger.«
    Erneut warf Merlin einen Blick auf die Karte, dann nickte er langsam.
    »Und wie genau wollt Ihr diesen ›Unfall‹ herbeiführen?«, erkundigte er sich dann höflich.
    »Gut, dass Ihr fragt«, gab Cayleb zurück und ließ die Zähne aufblitzen. Ich muss wirklich beizeiten mit diesem Jungen darüber reden, welche Risiken ein Flottenkommandeur eingehen darf und welche nicht, sagte Merlin sich selbst drei Stunden später, während er auf dem Achterdeck des Schoners Seemöwe stand.
    Die Seemöwe gehörte zu den größeren Schonern, die Caylebs Galeonen begleiteten. Sie war mit zwölf Karronaden ausgestattet, sechs auf jeder Breitseite. Im Gegensatz zu denen der Dreadnought wiesen die Karronaden der Schoner nur ein Kaliber von fünfeinhalb Zoll auf, und die Kugeln, die damit verschossen wurden, wogen kaum mehr als dreiundzwanzig Pfund. Damit war das Schiff deutlich leichter bewaffnet als ihre größeren Geleitschiffe, doch immer noch sehr, sehr viel schwerer, als jedes andere Schiff dieser Größe früher jemals hatte bewaffnet sein können.
    Doch im Augenblick war die Leistungsfähigkeit ihrer Breitseiten irrelevant. Der Glattdeck-Schoner, kaum neunzig Fuß lang, war mit Marines regelrecht vollgestopft. Es war Cayleb gelungen, weitere achtzig Mann an Bord zu bringen, dazu Merlin, Caylebs Leibgardisten von den Marines, und Cayleb persönlich.
    »Das solltet Ihr wirklich nicht tun«, sagte Merlin dem Prinzen leise ins Ohr. Die beiden standen neben dem Rudergänger, der sich mit Kraft gegen die Ruderpinne stemmte.
    »Nein?«, gab Cayleb ebenso leise zurück, und im Schein des untergehenden Mondes blitzten weiß seine Zähne auf, als er wieder einmal lächelte.
    »Nein«, sagte Merlin, so ernüchternd wie nur möglich. »Euch bei etwas derartig Unbedeutendem wie dem hier umbringen zu lassen – das wäre nicht heldenhaft, sondern dumm.«
    »Vater hat mir immer gesagt, ›heldenhaft‹ und ›dumm‹ würde exakt das Gleiche bedeuten«, merkte Cayleb ungerührt an.
    »Ein wirklich kluger Mann, Euer Herr Vater«, gestand Merlin ein.
    »Ja, das ist er«, stimmte Cayleb zu. »Aber leider bin ich nun einmal der Ansicht, ich müsse jetzt hier sein. Es sei denn, natürlich, Ihr wäret bereit, dem Captain zu erklären, woher genau Ihr wisst, welchen Kurs wir werden anlegen müssen?«
    Merlin hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern. Doch nun schloss er ihn wieder und bedachte den Kronprinzen mit einem finsteren Blick. Bedauerlicherweise hatte Cayleb da etwas wirklich Wichtiges angesprochen. Mittlerweile war jeder in der ganzen Galeonen-Flotte davon überzeugt, Cayleb könne den Feind regelrecht riechen. Alle waren jederzeit bereit, seinem ›Instinkt‹ zu folgen, und niemand war überrascht, dort die feindlichen Kriegsschiffe vorzufinden, wohin auch immer er sie lotste – und das lenkte natürlich jegliche Aufmerksamkeit vollständig von Merlins Beteiligung an der gesamten Schlachtplanung ab. Langfristig war das zweifellos gut so, aber jetzt, kurzfristig betrachtet, war Merlin alles andere als glücklich darüber, dass Cayleb bereit war, für einen derart verrückten Unfug wie diesen hier sein Leben aufs Spiel zu setzen.
    Ach, komm schon, sagte er sich selbst. Das ist nun wirklich kein ›Unfug‹, nicht wahr? Cayleb hat recht: Wenn wir das hier schaffen, dann wird Black Water gegen Sonnenaufgang eine äußerst unschöne Überraschung bevorstehen.
    Das zweifellos, doch Merlin fielen einfach zu viele Beispiele aus der Geschichte von Terra ein, in der unverzichtbare Männer und Frauen bei zwar wichtigen, aber nicht unverzichtbaren Einsätzen den Tod gefunden hatten.
    »Also gut«, flüsterte Merlin dem Prinzen nun ins Ohr, »wenn Ihr derjenige sein wollt, der alles dem Captain erklärt, dann solltet Ihr ihn jetzt anweisen, den Kurs einen halben Strich nach Steuerbord zu ändern.«
    »Aye aye, Sir«, gab Cayleb mit einem ironischen Grinsen zurück und ging zum Captain des Schoners hinüber, der gerade prüfend zu den Segeln seines Schiffes hinaufblickte. Stetig zog die leichte Galeere Nymphe auf dieser endlosen Patrouille weiter ihre Bahn. Die emeraldianische Mannschaft der Nymphe schätzte Herzog Black Water nicht sonderlich. Es hatte ihnen nicht

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