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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Ziel nun in Augenschein nehmen konnten und die Schreie und das Stöhnen der zerschmetterten Mannschaft hörten. Die Galeere schlingerte heftig, die Ruder waren geborsten, der Mast lehnte sich weit zur Seite, und es klang, als schrie das Schiff selbst vor Schmerz auf.
    Die gesamte Mannschaft der Dreadnought starrte die geborstene Hulk an, und noch während sie zuschauten, stürzte der Mast langsam in die See. Dann durchschnitt Captain Manthyrs Stimme mit geradezu widernatürlicher Ruhe die tödliche Stille.
    »Lassen Sie sie einen Strich vom Kurs abfallen«, wies er seine Rudergänger an, und die Dreadnought schwenkte leicht nach Steuerbord ab und näherte sich dann der zweiten Kolonne ihrer Feinde, die jetzt weniger als zwei Meilen entfernt waren. »Sie haben die Nordpassage genommen?«
    Ungläubig blickte Black Water Captain Myrgyn an.
    »So lautet das Signal, Euer Durchlaucht«, erwiderte der Flag Captain knapp.
    Black Water wandte sich ab, starrte aus dem Heckfenster der Großen Kabine, während er sich bemühte, Myrgyns Meldung zu verarbeiten. Die Nordpassage? Wie konnte denn Cayleb – und es konnte doch nur Cayleb sein! – aus dem Norden kommen, wenn Haarahld so stur immer weiter nach Süden gefahren war? Und wie war es ihm gelungen, den Kordon von Black Waters Vorposten zu durchdringen, ohne gesichtet zu werden? Welcher Dämon hatte es ihm ermöglicht, sein Eintreffen so zeitlich perfekt zu gestalten? Wie konnte er genau mit der Morgendämmerung eintreffen?!
    Er biss die Zähne zusammen und schüttelte heftig den Kopf. Das ›Wie‹ war bedeutungslos. Von Bedeutung war jetzt nur, was Black Water nun unternahm.
    Endlich funktionierte sein Verstand wieder, ging einzelne Möglichkeiten durch.
    Der erste Sichtungsbericht war von einem der Schiffe seiner westlichsten Kolonne eingetroffen. Das bedeutete, dass Cayleb sich entweder geradewegs westlich von ihm befand, oder aber er kam mit dem Wind aus Nordwesten. Angesichts der Beschränkungen, denen sein Signalsystem nun einmal unterworfen war, konnte Black Water sich in dieser Frage nicht sicher sein, und die war sehr wohl von Bedeutung.
    Eine innere Stimme beharrte weiterhin darauf, dass Cayleb sich unmöglich von Norden der vereinigten Flotte genähert haben konnte, und auch nicht von Westen. Niemand konnte in der Schlacht derart viel Glück haben! Doch andererseits konnte auch niemand so viel Glück haben, sich überhaupt so geradewegs auf ihn stürzen zu können.
    Auf jeden Fall würde Cayleb zuerst Mahndyrs Emeraldianer angreifen, und das heftig. Die Überraschung war fast perfekt, und das würde Panik hervorrufen. Mahndyr war gewiss kein Feigling, und das Gleiche galt auch für die meisten seiner Captains, doch Black Water war sich recht sicher, dass er zumindest eine von Mahndyrs Kolonnen vollständig verlieren würde.
    Die Frage, dachte er, lautet nun: Soll ich versuchen, gegen ihn zu kämpfen, oder sollte ich einfach flüchten?
    Alle Instinkte rieten ihm, sich Cayleb zu stellen. Die ganze Flotte mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit wenden lassen, sich auf den Kronprinzen von Charis stürzen und ihn zerschmettern. Doch zugleich schrie ihm der Verstand eine Warnung zu, erinnerte ihn an Myrgyns Beschreibungen und Notizen über diese neue charisianische Artillerie … und was diese zahlenmäßig weit unterlegenen, viel leichter bewaffneten Galeeren damit bei ihrem Feind hatten anrichten können.
    Aber wenn ich jetzt flüchte, dann war dieser ganze Feldzug vergebens, dachte er. Das wird dem Prinzen nicht gefallen – und auch nicht Clyntahn und dem Rat. Und ich kann doch gar nicht wissen, wie effektiv deren Breitseiten sind, solange ich nicht gegen sie gekämpft habe. Außerdem kann ich im Augenblick über seine aktuelle Position nur Mutmaßungen anstellen, und auch über seine Kampfstärke – einfach über alles! Geradewegs nach Norden zu halten, ist vielleicht die beste Möglichkeit, ihm auszuweichen.
    »Alle Mann auf Station«, sagte er mit rauer Stimme und wandte sich wieder Myrgyn zu. »Feind luvwärtig in Sicht. Klar zum Gefecht. Neuer Kurs: Nord.« »Feuer!«
    Die Dreadnought stürzte sich auf die zweite Kolonne, und wieder bellte ihre Breitseite. Dieses Mal war die Distanz etwas geringer, und diese Galeere befand sich immer noch fast genau auf Südkurs, geradewegs von den heranrückenden Galeonen abgewandt. Die Heckfenster und das reich verzierte Schnitzwerk zerbarsten, als die Breitseite ihr Ziel traf, und im Westen dröhnten jetzt weitere Kanonen,

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