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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und Holzsplitter hatten abhalten sollen. Doch diese Hängematten waren niemals dafür gedacht gewesen, Kartätschen abzuhalten, und die Geschosse töteten sechs Marines und drei Matrosen; fünf weitere wurden verwundet. Schreie in der Ferne ließen noch weitere Opfer vermuten, und eine Kanonenkugel riss ein gewaltiges Stück aus dem Großmast heraus, doch die Schützen der Dreadnought ignorierten das Blutbad, das sie von allen Seiten umgab. Das lag nicht nur an ihrem Mut, nicht nur an ihrer Ausbildung – es lag auch einfach an der Erschöpfung. Sie waren keine Menschen mehr, sie waren nur noch Maschinen, konzentrierten sich so sehr auf das, was sie gerade taten, dass alles andere ihnen völlig unwirklich erschien. »Rückzug! Rückzug zum Achterkastell!«
    Der Befehl, den Captain Tryvythyn in seiner Verzweiflung erteilte, übertönte das Chaos, als eine weitere corisandianische Galeere, die Todeswal, längsseits zur Royal Charis ging.
    Dieses Schiff war größer als jedes seiner Gegner, mit einer stärkeren Besatzung und mehr Marines, doch mittlerweile wurde sie von fünf corisandianischen Galeeren bedrängt.
    Im vorderen Drittel der Royal Charis hatte der Feind die Verteidiger völlig überwältigt. Vielleicht die Hälfte der Marines und ein Viertel der Matrosen waren in dem Bereich hinter der vorderen Einstiegsluke noch auf den Beinen, doch sie wurden von der immer heftiger werdenden Flut ihrer Feinde weiter und weiter zurückgetrieben, Schritt um blutigen Schritt. Dynzyl Tryvythyn beobachtete ihren hart umkämpften Rückzug, und in seinem Blick stand reine Verzweiflung zu lesen. Nicht aus Angst um sich selbst, sondern aus Angst um den König, der nach wie vor hinter ihm stand.
    »Die Leitern halten!«, schrie er. »Die Lei…«
    Eine Musketenkugel eines der Musketiere, die von der Todeswal an Bord gekommen waren, traf ihn in die Kehle. Er wurde zurückgeschleudert, ging zu Boden, erstickte an seinem eigenen Blut, während seine verzweifelten Marines ihn fast zertrampelten.
    Der König, dachte er. Der König!
    Und dann starb er. Leewärts passierte die Dreadnought eine weitere Galeere. Ihre Kanonen bestrichen dieses neue Ziel, und das Schiff erzitterte, als die Galeere das Feuer erwiderte. Ihre Vorbramstenge bebte, als die Segel zerfetzt wurden, dann stürzte sie langsam auf das Deck herab und hing dann, mit aufgebauschten Segeln, wie ein gebrochenes Kreuz herab. Doch das Schiff hatte den Feind bereits passiert, aus den Kanonen quoll immer weiter Rauch, und endlich hielt es auf die Galeeren zu, die in den Nahkampf mit der Royal Charis gegangen waren
    »Längsseits gehen!«, fauchte Cayleb und zog das Schwert, das Merlin ihm gegeben hatte; in seinen Augen glomm eisiges Feuer. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sich Herzog Black Water um. Die Mannschaften seiner Galeeren hatten sich unentwirrbar vermischt. Jegliche Organisation seiner Einheiten war zum unbeschreiblichen Chaos des Nahkampfes verkommen, doch er selbst fand sich im hinteren Teil der Gruppe wieder, die stetig nach achtern drängte.
    Er wusste nicht, warum er überhaupt noch lebte. Sein Brustharnisch war eingedrückt und schartig – von Treffern, an die er sich überhaupt nicht mehr erinnern konnte –, und sein Schwert war bis zum Heft blutig – es war das Blut von Männern, die getötet zu haben er sich ebenfalls nicht erinnerte. Selbst über die Schreie und Rufe rings um sich hinweg hörte er das stetige Dröhnen der Artillerie, und als er nun den Kopf hob und nach Norden schaute, sah er, wie endlich Caylebs Galeonen aus dem Qualm und der allgemeinen Verwirrung auftauchten.
    Auch sie hatten sich nicht völlig unbeschadet durch die ganze Flotte kämpfen können. Er sah, dass Stengen fehlten, dass Segel durchlöchert und zerfetzt waren, von Kugeln und umhergeschleuderten Splittern gleichermaßen, sah, wie herabhängende Takelage im Wind zitterte, sah Einschusslöcher in Schanzkleid und Rumpf, Leichen, die im Sicherheitsnetz unter dem Klüverbaum hingen und auf Deck lagen. Doch sie waren immer noch da, immer noch kampffähig, ihre Kanonen verströmten immer weiter Qualm, und hasserfüllt fletschte Black Water die Zähne.
    Er stieß einen lauten Fluch aus, dann drängte er sich zwischen seinen Männern hindurch, stieß sie beiseite und stürmte geradewegs auf das belagerte Achterkastell der Royal Charis zu. Eine Musketenkugel prallte von Haarahld Ahrmahks Brustpanzer ab, und er stützte sich mit der linken Hand auf seine Kurzpike. Er stieß einen

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