Der Krieg der Ketzer - 2
steinern, als Edymynd Rustmyn, Baron Stonekeep, sein Ratszimmer betrat.
»Ihr habt nach mir geschickt, Euer Majestät?«, fragte Stonekeep mit ruhiger Stimme, und sein Gesicht war völlig ausdruckslos, trotz der beiden anderen Männer, die bereits im Raum des Königs warteten. Baron White Ford saß zu Gorjahs Linken; doch zu seiner Rechten, auf dem Ehrenplatz, saß Graf Thirsk.
»Ja, das habe ich«, gab Gorjah zurück, und sein Tonfall war ungleich kälter als der Stonekeeps. »Nehmen Sie Platz.«
Der König deutete auf den Sessel am anderen Ende des Konferenztisches, und der hochgewachsene, grauhaarige Stonekeep setzte sich, dann neigte er fragend den Kopf zur Seite.
»Wie kann ich Euch zu Diensten sein, Euer Majestät?«, fragte er.
Gorjah bedachte den Mann, der sowohl sein Erster Ratgeber war als auch derjenige, der für sämtliche seiner Spione verantwortlich war, mit einem finsteren Blick. Unter gewöhnlichen Umständen gehörte Stonekeep zu den Männern, die das uneingeschränkte Vertrauen des Königs genossen, und damit war er entschieden zu wertvoll, um entbehrlich zu sein. Doch derzeit waren die Umstände alles andere als ›gewöhnlich‹, und Gorjah fragte sich, wie sehr sich der Baron dessen bewusst war.
»Ich habe gerade einige Dinge mit Graf Thirsk besprochen«, begann der König kühl. »Insbesondere war er so freundlich, mir mitzuteilen, was Prinz Cayleb zu ihm gesagt hatte – bevor er ihn auf dem Armageddon-Riff aussetzte.«
Stonekeep nickte nur schweigend, doch sein Blick verriet volle Aufmerksamkeit. Thirsks Ankunft in Tranjyr war ihm natürlich nicht entgangen, auch wenn der Rest des Hofes davon erst noch erfahren musste. Die ranghöchsten Ratgeber König Gorjahs wussten seit fast zwei Fünftagen – seit White Fords König Gorjah II sich in den heimatlichen Hafen zurückgeschleppt hatte –, dass es Cayleb gelungen war, die vereinigte Flotte vor dem Armageddon-Riff abzufangen – und das mit katastrophalen Folgen. Stonekeep hatte sich erfolgreich dafür ausgesprochen, diese Neuigkeit unter Verschluss zu halten, bis sie genau wussten, wie katastrophal die Folgen denn nun wirklich gewesen waren.
Anscheinend waren sie sogar noch katastrophaler, als Stonekeep nach White Fords ersten Berichten befürchtet hatte.
»Cayleb«, fuhr Gorjah nun fort und sprach den Namen aus, als wäre es ein fürchterlicher Fluch, »hat jedes einzelne Schiff, das unter dem Oberkommando von Graf Thirsk stand, eingenommen und zerstört. Es scheint ganz, als seien die sechs Galeeren, die bislang zurückgekehrt sind, und dazu das eine Versorgungsschiff, mit dem Graf Thirsk selbst nach Tranjyr gereist ist, die einzigen Überlebenden der gesamten vereinigten Flotte.«
Trotz seiner immensen Selbstbeherrschung erbleichte Stonekeep.
»Die Frage, die mich im Augenblick beschäftigt«, sagte der König, »lautet nun: Wie genau konnten Cayleb und Haarahld dieses wundersame Abfangmanöver durchführen? Haben Sie zu diesem Thema irgendetwas zu sagen, Edymynd?«
White Ford blickte den Ersten Ratgeber nur nachdenklich an, doch Thirsks Blick hätte Löcher in einen Felsblock bohren können. Und das – und natürlich die Tatsache, dass der Dohlaraner überhaupt einem Gespräch beiwohnen sollte, das zunehmend unschön werden mochte – warnte ihn davor, dass es richtig unangenehm werden würde. Oder vielleicht noch unangenehmer.
»Euer Majestät«, begann er ernst, »ich bin kein erfahrener Seefahrer. Das Abstellen und der Einsatz der Flotten übersteigt meine eigene Erfahrung bei Weitem. Ich bin mir sicher, Baron White Ford oder Graf Thirsk sind deutlich besser geeignet, Antworten auf Eure Fragen vorzulegen.«
Ein kurzes Aufblitzen in White Fords Blick und die Art und Weise, wie Thirsk die Lippen verkrampfte, verrieten Stonekeep, dass er vielleicht eine andere Antwort hätte wählen sollen.
»Interessanterweise«, gab Gorjah zurück und lächelte dünn »haben Gahvyn, der Graf und ich über dieses Thema bereits gesprochen. Und beide sind der Ansicht, Cayleb hätte das unmöglich schaffen können.«
Kurz dachte Stonekeep darüber nach, dann blickte er Gorjah geradewegs in die Augen.
»Euer Majestät, ich kann aufgrund dessen, was Ihr gesagt habt, und aufgrund der Tatsache, dass Ihr es zu mir gesagt habt, nur vermuten, Ihr wäret der Ansicht, ich könne in irgendeiner Weise für das verantwortlich sein, was geschehen ist. Aber meines Wissens hatte ich praktisch nichts mit jedweder der Entscheidungen zu tun, wie die Flotte
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