Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
gehört zur effektiven Kampfführung mehr als nur Schießpulver.
    Dennoch, alleine schon – oder vielleicht gerade – das Verkupfern der Schiffsrümpfe dauerte länger, als er ursprünglich dafür veranschlagt hatte – vor allem angesichts der Anzahl von Schiffen, die Charis’ Feinde aufzubieten hatten.
    Traditionelle Flotten auf Safehold maßen ihre Schlagkraft in Galeeren. Diese Galeeren – oder zumindest die meisten von ihnen – mochten ja nicht mehr mit dem altmodischen Rammsporn ausgestattet sein, doch abgesehen davon wären sie überhaupt nicht aufgefallen, wenn sie zusammen mit der Flotte von Athen vor Salamis gegen Xenophon in die Schlacht gezogen wären. Na ja, das war ja vielleicht ungerecht, aber sie wären zumindest Don Juan de Austria bei der Seeschlacht von Lepanto bekannt vorgekommen. Sie stellten eine Weiterentwicklung reiner Küstenschiffe dar, was zumindest ansatzweise ein echtes, hochseetüchtiges Kriegsschiff ergab, vor allem im Falle von Charis, doch das typische Wetter über dem Atlantik von Terra hätten sie nicht überstanden.
    Glücklicherweise waren die meisten Meere auf Safehold kleiner als die von Terra, und die immer noch sehr rudimentär entwickelte Navigation auf Safehold sorgte dafür, dass bis vor relativ kurzer Zeit selbst die mutigsten Seefahrer sich nicht allzu weit von der Küstenlinie entfernt hatten. Eines der Dinge, die letztendlich zu Charis’ Vorherrschaft auf den Meeren geführt hatte, war die eiserne, todesmutige Entschlossenheit der Captains, auch auf längere Fahrten zu gehen – etwa die zweitausend Meilen lange Fahrt quer durch das Meer, das als ›der Amboss‹ bekannt war; dabei orientierten sie sich an den Sternen und verließen sich ansonsten ganz auf die Koppelnavigation.
    Derartige Reisen zu überstehen war etwas, das die traditionellen Küstenschiffe niemals schaffen würden, und die Galeonen – wie etwa die Schiffe von Commodore Staynairs Geschwader – stellten einen relativ neuen Schiffstypus dar, der sich unmittelbar aus den Gegebenheiten der neuen Herausforderungen entwickelt hatte. Immer wieder ertappte sich Merlin dabei, die Galeeren in Gedanken als ›mediterrane Schiffe‹ zu bezeichnen, während die Galleonen – oder zumindest deren Prototypen, die noch nicht einmal ansatzweise fertig entwickelt waren – für ihn ›Atlantik-Schiffe‹ darstellten. Sie waren weniger wendig als Galeeren, bei schwachem Wind auch langsamer – und bei Windstille völlig unbeweglich –, doch sie konnten schwere See ungleich besser überstehen als jede Galeere.
    Die meisten anderen Flotten von Safehold sahen keine Notwendigkeit darin, die Galeone zum Kriegsschiff zu machen. Zum Teil lag das sicherlich an einer tief verwurzelten konservativen Denkweise, doch es gab dafür auch durchaus praktische Gründe: Jede wichtigere Seeschlacht in der Geschichte von Safehold war in Küstengewässern geführt worden, und jegliche Flottenstrategie konzentrierte sich ganz darauf, strategische Meerengen, Kanäle und Häfen zu sichern. Das Überleben der Schiffe in tieferen Gewässern war bei dieser Art der Kriegsführung ungleich weniger von Bedeutung, und die Manövrierfähigkeit einer Galeere, selbst noch bei völliger Windstille, machte sie, zusammen mit der gewaltigen Besatzung an Bord dieses Schiffstypus, deutlich geeigneter für die Entermanöver, mit denen nahezu alle Seeschlachten ihren Höhepunkt und Abschluss fanden – solange es eben keine effiziente Artillerie gab.
    Doch wie Baron Seamount schon am ersten Tag begriffen hatte, würde die Galeere schon bald hoffnungslos veraltet sein – egal, wo die einzelnen Schlachten sich in Zukunft auch abspielen mochten. Die unbestreitbare Tatsache, dass ein Schiff, das ganz von langen Rudern abhängig war, niemals die Menge an Breitseitenbewaffnung würde mit sich führen können, wie das bei einem Segelschiff nun einmal der Fall war, versetzte diesem Schiffstypus für die ›modernere‹ Kriegsführung schlichtweg den Todesstoß.
    Bedauerlicherweise hatte die Royal Charisian Navy nur über wenige Galeonen mehr verfügt als alle anderen Flotten … und jede einzelne dieser Galeonen lag als Bestandteil von Commodore Staynairs Geschwader hier in King’s Harbour vor Anker.
    Das alleine war schon schlimm genug, doch die Tatsache, dass die Galeeren der Navy nur über derart wenige Kanonen verfügten, war fast ebenso verheerend. Staynairs Schiffe waren jeweils mit sechsunddreißig oder vierzig Kanonen bestückt. Gemeinsam kamen sie

Weitere Kostenlose Bücher