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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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unterzubringen, und nicht etwa in Holzfässern. Natürlich wären solche Fässer ungleich billiger gewesen, doch ein einziger Blick auf die schlickig-grünen Algen, die das Wasser in dem Fass, das hier zu Lehrzwecken vorgeführt worden war, in eine dickflüssige, stinkende Brühe verwandelt hatten, reichte für den jungen Erayk voll und ganz aus, die Lehren gänzlich zu akzeptieren. Das Wasser an Bord von Schiffen mochte vielleicht gelegentlich ein wenig ›rostig‹ schmecken, doch damit konnte er gut leben. Genau so, wie er bereit war, seine tägliche Ration Zitronensaft zu trinken oder seine Bohnenkeimlinge zu essen.
    Natürlich hatte ein Erzbischof doch eine etwas größere Speisenauswahl als ein gewöhnlicher Seemann. Die frischen Eier aus dem kleinen Hühnerkäfig auf dem Hauptdeck waren zunächst einmal Dynnys und seinen priesterlichen Gefährten vorbehalten, und nur, falls es überzählige Eier gab, gingen diese dann an die Offiziere der Segensreichen Langharne. Die Unteroffiziere und die Matrosen würden erst an Land wieder Eier zu essen bekommen – und das Gleiche galt auch für Hühnchen. Und in dem kleinen Stall neben dem Hühnerkäfig waren auch noch fünf Schafe untergebracht.
    »Wann rechnen Sie mit unserer Ankunft in Tellesberg, Captain?«, fragte Dynnys nach kurzem Schweigen.
    »Wir kommen tatsächlich sogar besser voran als sonst, Eure Eminenz«, gab Braunyng zurück. »Um diese Jahreszeit kommt der Wind meist aus Nordwest, so wie auch heute, und damit haben wir beste Segelbedingungen. Ganz so zu unseren Gunsten wird der Wind nicht mehr wehen, wenn wir erst einmal die Hammer-Insel passiert haben und auf den ›Amboss‹ hinausfahren, aber trotzdem sollte er eher mit uns als gegen uns sein. Einer dieser neuen ›Schoner‹, von denen ich in letzter Zeit gehört habe, sollte diese Überfahrt noch schneller hinter sich bringen können – aber wenn ich es so abschätze, denke ich, dass wir nur noch vierundzwanzig Tage von Tellesberg entfernt sind.«
    Dynnys konnte sich gerade noch beherrschen, nicht das Gesicht zu einer Grimasse zu verziehen, als Braunyng diesen neuen Schiffstypus erwähnte. Der Captain lebte offensichtlich in seliger Unwissenheit darüber, dass die Kirche diesen Neuerungen aus Charis größte Ressentiments entgegenbrachte, sonst hätte er seine Worte in Gegenwart des Erzbischofs von Charis gewiss mit mehr Bedacht gewählt.
    Vielleicht, sinnierte Dynnys, ist es sogar ganz gut, dass er es nicht getan hat. Er ist ein erfahrener Seemann, also bietet seine Reaktion vielleicht ein deutlich realistischeres Maß dafür, die Bedrohung abzuschätzen, die der Rat aus Charis nahen sieht.
    »Haben Sie selbst schon einen dieser – wie hatten Sie die genannt? ›Schoner‹? – mit eigenen Augen gesehen, Captain?«
    »Das habe ich tatsächlich, Eure Eminenz.« Braunyngs Augen schienen fast zu leuchten, und er legte die Hand auf die Reling des Poopdecks. »Bitte vergesst nicht, dass ich die Seligreiche Langhorne wirklich liebe! Sie ist ein gutes, robustes Schiff, und sie hat mir und dem Tempel stets gute Dienste geleistet. Aber auch wenn ich weiß, dass die Heilige Schrift uns lehrt, Neid sei eine Sünde, bin ich doch nur ein gewöhnlicher Sterblicher. Als ich gesehen habe, wie dieser Schoner viel härter am Wind gefahren ist, als das jedem Schiff möglich gewesen wäre, auf dem ich jemals gefahren bin …!«
    Er schüttelte den Kopf, ganz in der Erinnerung versunken.
    »Jeder Seemann, der diese Bezeichnung verdient, würde nur zu gerne ein solches Schiff in die Finger bekommen, Eure Eminenz«, schloss er dann schlicht.
    Langsam nickte Dynnys, und er erwiderte das Lächeln des Captains, auch wenn ihn immer weiter der Mut verließ.
    Die Nachrichten Ahdymsyns, die ihn so regelmäßig erreichten, wie es das Wetter nur zuließ, machten zunehmend klar, dass Charis mehr und mehr zu einer Brutstätte von Innovationen und neuen Konzepten wurde – und das noch in deutlich ausgeprägterem Maße, als die ersten Berichte das hatten vermuten lassen. Dynnys’ eigene Quellen im Tempel und in Zion legten nahe, dass einige Berichte anderer – etwa die von Prinz Nahrmahn und Prinz Hektor – bewusst und in drastischem Maße übertrieben waren, doch Ahdymsyns Schreiben konnte Dynnys wohl kaum ignorieren. Und wenn man Ahdymsyn Glauben schenken konnte, dann war dieser ›Schoner‹, der Captain Braunyng so begeistert hatte, wirklich nur die Spitze des Eisbergs.
    »Wenn Sie mich entschuldigen würden, Captain?«,

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