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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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in Charis als so düster und bedrohlich empfand. Wenn man die Mitglieder der ›Vierer-Gruppe‹ dazu würde bewegen können, sich selbst einzugestehen, dass sie tatsächlich überreagiert hatten, dann würden sie sich vielleicht noch dagegen entscheiden, aktiv gegen das Königreich vorzugehen. Zumindest wussten sie ja, wie sehr die jährlichen Zehnten aus Charis dazu beitrugen, die Schatzkammern von Mutter Kirche stets gut gefüllt zu halten. Sie würden doch gewiss zögern, auf derartig reichhaltige Einkommen zu verzichten, solange sie nicht fest davon überzeugt waren, es sei tatsächlich unumgänglich!
    Zumindest hoffte er, dem sei so, denn wenn die Kirche, oder auch ›nur‹ der Rat der Vikare in ihrer Funktion als weltliche Herrscher, zu dem Entschluss kamen, Charis müsse zerstört werden, dann würde Charis untergehen. Und wenn Charis unterging, dann würde die Karriere des Erzbischofs, der für die dortige Orthodoxie verantwortlich war, ein plötzliches, äußerst schmerzhaftes Ende finden. Erayk Dynnys würde seine Erzdiözese verlieren, den Reichtum, der damit einherging, und zumindest zwei Drittel seines Einflusses und seines Ansehens – und dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass, abgesehen davon, bei einem derartigen Geschehen auch die Bestechungsgelder, die er von Hektor eingestrichen hatte, bedeutungslos würden.
    Wie können die mir so etwas nur antun?, fragte er sich. Seit Jahren bin ich Erzbischof, habe mich stets um sie gekümmert, habe sie vor der Inquisition beschützt und vor all jenen aus dem Rat, die jeglicher Veränderung augenblicklich skeptisch gegenüberstehen. Und wie vergelten sie es mir? Indem sie sich voller Begeisterung diesen ganzen verwünschten Neuerungen hingeben! Indem sie geradewegs in den Drachenhort stapfen – und mich dabei mitzerren –, weil sie einfach zu dumm sind zu verstehen, was sie dort eigentlich tun!
    Erneut blickte er auf die wogenden blauen Wasser der Markovianischen See hinaus, und tief im Innersten seines Herzens lehnte er sich gegen die Ungerechtigkeit einer Welt auf, in der Gott zuließ, dass ihm Derartiges widerfuhr.

.III.
    Königlicher Palast, Stadt Gorath, Königreich Dohlar
    »Also, Pater Ahlbyrt«, sagte Samyl Cahkrayn, Herzog Fern, zu Ahlbyrt Harys, nachdem ein Palastdiener den jungen Priester in sein privates Arbeitszimmer im Königlichen Palast geführt hatte. »Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Zunächst, Euer Durchlaucht, gestattet mir, Euch dafür zu danken, dass Ihr bereit seid, mich zu empfangen«, gab Harys zurück. »Ich weiß, wie beschäftigt Ihr als der Erste Ratgeber des Königreiches seid, und ich bin doch nur ein einfacher Unterpriester.« Er lächelte gewinnend. »Glaubt mir, ich weiß nur zu gut, welch kleiner Fisch ich in Wahrheit bin.«
    »Unfug, Pater!« Fern erwiderte das Lächeln, es war fast schon ein Strahlen. »Sie dienen dem Rat der Vikare. Ihre Empfehlungsscheiben sind sogar vom Kanzler persönlich unterzeichnet. Das macht Sie zu einem deutlich dickeren Fisch, als Sie selbst das vielleicht von sich denken mögen!«
    »Es ist in jedem Falle sehr freundlich von Euch, Euer Durchlaucht«, sagte Harys. Tatsächlich machten gerade diese Empfehlungsschreiben Harys zu einem extrem dicken Fisch, und das wussten sie beide sehr wohl. Doch sie beide wussten eben auch, wie dieses Spiel nun einmal gespielt wurde und dass sein offiziell niedriger Rang es ihm ermöglichte, nur inoffiziell ein ›dicker Fisch‹ zu sein. Der einzige Unterschied zwischen ihnen beiden war, dass Harys genau wusste, warum das so wichtig war.
    »Das Schreiben des Kanzlers legt nahe, Sie seien hier, um über einige diplomatische Belange zu diskutieren, Pater?«
    »Tatsächlich, Euer Durchlaucht, wäre es vielleicht treffender zu behaupten, ich sei in meiner Funktion als Berater hierhergereist. Vikar Zahmsyn ist wegen einiger Entwicklungen in letzter Zeit äußerst beunruhigt – selbstverständlich geht es hier nicht um Entwicklungen in Dohlar! –, und diese Entwicklungen könnten sich in … unschöner Art und Weise auf Gottes Plan auswirken, und nun lauten meine Anweisungen, Euch eben diese Beunruhigung des Vikars zu erläutern.«
    Zunächst hatte Fern den Worten des Unterpriesters mit einem gemessen-ernsthaften Lächeln gelauscht. Doch dieses Lächeln schwand, als er seine letzten Worte hörte, und nun richtete er sich in seinem Sessel beinahe ruckartig auf.
    »Das klingt äußerst bedrohlich, Pater«, merkte der Herzog an, nachdem Harys seine Erklärung

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