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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Lage wirklich so schlimm ist«, widersprach Duchairn nach längerem Schweigen. »Aber ich bin durchaus bereit zuzugeben, dass ich nicht mehr so zuversichtlich bin wie noch vor wenigen Minuten. Angenommen, sämtliche Ihrer Annahmen wären zutreffend, Zhaspyr: Was sollten wir dann unternehmen?«
    »Wenn Staynair in seinen Predigten tatsächlich zum Aufruhr aufstachelt, und wenn weder Ahdymsyn noch Dynnys uns darüber entsprechend informiert haben, dann sehe ich keine andere Möglichkeit, als ihn vor ein ordentliches Tribunal zu rufen – und die beiden ebenfalls.«
    »Und auch diesen Grünschnabel Wylsynn«, grollte Magwair, doch Clyntahn schüttelte den Kopf.
    »Ich bin nicht davon überzeugt, dass das wirklich das ratsamste Vorgehen wäre«, sagte er, und alle drei Kollegen schauten ihn ungläubig an.
    »Oh, ich will damit nicht sagen, dass sie sich nicht letztendlich vor der Inquisition verantworten sollen. Und auch nicht, dass sie nicht die gerechte Strafe für ihr Handeln ereilen sollte Aber wenn wir Staynair zum Tempel rufen und er sich diesem Ruf einfach widersetzt – was dann?«
    »Er kann sich diesem Ruf nicht einfach widersetzen«, protestierte Duchairn. »Das alles fällt unter die Autorität der geistlichen Justiz.«
    »Und wenn Haarahld, der sich bereits den offen ausgesprochenen Wünschen der Kirche widersetzt hat, indem er diesen Mann überhaupt erst zum Bischof von Tellesberg ernannt hat, eingreift und verhindert, dass die geistlichen Gerichtshöfe von Tellesberg Staynair in Gewahrsam nehmen und zum Tempel bringen lassen?«
    »Er ist gewiss nicht bereit, so weit zu gehen«, widersprach Trynair, und doch hörte er in seiner Stimme selbst eindeutige Zweifel.
    »Auf irgendetwas bereitet der sich vor«, betonte Clyntahn. »Und wir alle sollten nicht vergessen, wie viele der Geistlichen in Charis geborene Charisianer sind! Schon seit Jahren sage ich immer und immer wieder, dass wir mehr Nicht-Charisianer in diese schwärende Wunde von Safehold entsenden müssen – aber hört mir irgendjemand zu? Nein! Und was haben wir jetzt? Kaum ein Zehntel der Gesamten Geistlichkeit – wenn überhaupt so viele! – stammt nicht aus Haarahlds Königreich. Sollte er sich tatsächlich Mutter Kirche widersetzen wollen, so wird zumindest ein ernstzunehmender Teil dieser Charisianer sich wahrscheinlich auf seine Seite stellen. Und was haben wir dann?«
    Erneut senkte sich Schweigen über die Runde im Speisezimmer, und dieses Mal wirkte es noch ungleich bedrohlicher.
    Es ist erstaunlich, dachte Trynair, wie schnell meine eigene Stimmung angenehmer Zufriedenheit zu etwas wirklich grundlegend anderen hat umschlagen können. Doch wenn Clyntahn recht hatte, wenn seine Vermutungen, wie das schlimmstmögliche Szenario würde aussehen können, sich tatsächlich als zutreffend erwiese, dann hätten sie es schon bald mit einem Albtraum zu tun, dem die Kirche niemals zuvor gegenübergestanden hatte; ein ganzes Königreich, das Gottes Eigenem Willen bewaffneten Widerstand leistete. Und wenn dieser Widerstand auch noch erfolgreich wäre, oder auch nur, wenn es einfach nur eine gewisse Zeit dauerte, diesen Widerstand niederzuschlagen – und das war alles andere als unwahrscheinlich, alleine schon, wenn man bedachte, wie weit rein physisch gesehen Charis vom Tempel und den Tempel-Landen entfernt war –, dann mochte dieses Beispiel durchaus sogar noch Schule machen.
    Der Kanzler erschauerte bei dem Gedanken, was geschehen könnte, wenn beispielsweise Siddarmark dem gleichen Wahnsinn anheimfiele. Und wenn man es Charis gestattete, seine militärische Expansion fortzuführen – eine Expansion, die, so schien es jetzt, wohl doch eine Verletzung der Ächtungen darstellen mochte –, dann mochte dieses Reich sehr wohl Emerald, Corisande und sogar Chisholm mit reiner Waffengewalt erobern, bevor die Kirche überhaupt mit hinreichender Schlagkraft mobil machen konnte. Und wenn das geschah …
    »Also, wie vermeiden wir das Ganze, Zhaspyr?«, fragte er, und Clyntahn zuckte die Achseln.
    »Ich denke, die Antwort darauf ist recht einfach.«
    Die Überraschung seiner Amtskollegen war unverkennbar, und er lachte leise, ein raues, fast hungriges Lachen.
    »Natürlich! Zahmsyn, Sie selbst haben doch damit angefangen, die einzelnen Steine dieses Puzzles zusammenzufügen, indem Sie Hektor zu unterstützen bereit waren, sollte das erforderlich werden. Nun, ich bin jetzt der Ansicht, es sei gerade eben erforderlich geworden. Ich denke, die einfachste,

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