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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Mutter als nach ihrem Vater. Und von ihrer Mutter hatte sie auch die spitzbübische Persönlichkeit.
    Prinz Nahrmahn hingegen, ihr jüngerer Bruder, sah mit seinen vierzehn Jahren wie eine jüngere – und schlankere – Ausgabe seines Vaters aus. Doch für Geschichtsbücher konnte er sich überhaupt nicht begeistern. Er hatte sich einem Roman gewidmet, und seiner angespannten Miene zufolge musste es darin zahlreiche tollkühne Taten geben – ganz zu schweigen von Schwertern, Schlachtengetümmel und Mord.
    Ihre jüngsten Kinder, Prinz Trahvys und Prinzessin Felayz, lagen in ihrem Kinderzimmer; ihre Kindermädchen kümmerten sich um sie. Es würde noch einige Jahre dauern, bis man sie gefahrlos die Bibliothek mit den teuren Büchern betreten lassen könnte.
    Es gab Augenblicke – so wie diesen hier jetzt –, in denen sich Nahrmahn fast wünschte, er hätte sich nicht ganz so tief in das große Spiel verstrickt. Bedauerlicherweise war dem aber so, und er hatte die Absicht, Nahrmahn dem Jüngeren ein sehr viel größeres und einflussreicheres Fürstentum zu hinterlassen, als er selbst es einst geerbt hatte. Abgesehen davon: Wie auch immer die Nachteile aussehen mochten, es war doch das einzige Spiel, das zu spielen sich lohnte.
    Bei diesem Gedanken erlaubte er sich ein schiefes Grinsen. Dann schüttelte er den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Gemahlin zu.
    Ohlyvya lächelte ihn zärtlich an; sie war es gewohnt, dass seine Gedanken gelegentlich abschweiften. Ihre Ehe beruhte nicht auf alles besiegender, leidenschaftlicher Liebe. Ohlyvya entstammte einer Seitenlinie des letzten Herrscherhauses, und dass sie Nahrmahn geheiratet hatte – arrangiert war diese Ehe bereits, als sie noch nicht einmal vier Jahre alt gewesen war – gehörte zu den Absprachen, mit denen die Anhänger des alten Regimes an diese neue Dynastie gebunden werden sollten. Sie war so erzogen worden, dass sie genau das auch erwartet hatte, doch Nahrmahn wusste, dass sie ihn wirklich und wahrhaftig mochte, und er selbst war immer wieder erstaunt, wenn er bemerkte, wie sehr er auch sie zu schätzen gelernt hatte. Er gehörte nicht – und das hatte er schon vor geraumer Zeit begriffen – zu den Menschen, die es zuließen, dass ihm andere Menschen zu nahe kamen, doch irgendwie war es Ohlyvya dennoch gelungen, seinen Schutzpanzer zu durchdringen, und er war aufrichtig froh darüber. Gemeinsam vier Kinder aufzuziehen, hatte sie in vielerlei Hinsicht nur noch enger zusammen gebracht, und er hatte immensen Respekt vor dem Verstand seiner Gemahlin. Tatsächlich hatte er sich mehr als einmal gewünscht, er könne sie zu einem Mitglied seines Geheimen Staatsrats ernennen, doch das war natürlich völlig undenkbar.
    »Wirst du heute Abend noch einen Zug machen, mein Lieber?«, fragte sie freundlich, und Nahrmahn lachte.
    »Sobald ich mich von dem Schock erholt habe, den mir dein perfider Hinterhalt eingebracht hat«, gab er zurück. »Tatsächlich habe ich gerade gedacht, ich …«
    Plötzlich klopfte jemand heftig an die Bibliothekstür. Erstaunt drehte Nahrmahn sich herum und kniff die Augen zusammen. Sämtliche Palastdiener wussten, dass man seine Abende mit Ohlyvya und den Kindern niemals zu stören hatte!
    Die Tür wurde geöffnet, und einer seiner Lakaien stand im Eingang und verneigte sich tief.
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer Hoheit«, setzte er, sichtlich nervös, an. »Ich bedaure zutiefst, Euch stören zu müssen, aber Bischof-Vollstrecker Wyllys ist soeben im Palast eingetroffen. Er sagt, er müsse dringend mit Euch sprechen.«
    Nun hob Nahrmahn ruckartig die Augenbrauen, und er hörte, dass Ohlyvya erstaunt aufkeuchte. Mahrya blickte von ihrem Geschichtsbuch auf, auch ihre Miene verriet immenses Erstaunen – und durchaus auch Besorgnis. Nahrmahn der Jüngere hingegen war so sehr in seinen Roman vertieft, dass er die Störung nicht einmal bemerkt hatte.
    »Es tut mir leid, meine Liebe«, sagte Nahrmahn zu Ohlyvya, nachdem sein Herzschlag sich wieder ein wenig beruhigt hatte. »Es sieht ganz so aus, als würden wir dieses Spiel ein andermal beenden müssen. Vielleicht morgen Abend.«
    »Selbstverständlich.« Ihre Stimme klang ruhig, fast heiter, doch er sah an ihrem Blick, wie viele Fragen ihr durch den Kopf gingen. Fragen, die – das wusste er genau – sie niemals stellen würde.
    »Bitte verzeih mir, wenn ich jetzt so davonstürze«, fuhr er fort, beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich komme zu Bett,

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