Der Krieg der Ketzer - 2
höflich.
»Nein, vielen Dank.«
Wieder lächelte Hektor, und er musste sich erneut ins Gedächtnis rufen, dass das hier nun wirklich nicht Chalmyrz’ Schuld war. Doch angenommen, Dohlar wäre in der Lage gewesen, den Marschbefehlen, die der Tempel der dortigen Navy hatte zukommen lassen, tatsächlich zu gehorchen, dann musste die Dohlaran Navy bereits seit fast zwei Fünftagen unterwegs sein. Weil sie die gesamte Strecke bis zur Harthlan-See stets in Küstennähe bleiben würden, konnte das Semaphoren-System der Kirche eine Nachricht des Tempels innerhalb von wenigen Tagen an Herzog Malikai weiterleiten. Also konnte Magwair, zumindest theoretisch, jederzeit sein Fortkommen dem der restlichen Streitkräfte anpassen, bis er Geyra erreicht hätte – von dort aus würde er dann auf das Meer der Gerechtigkeit hinausfahren. Bedauerlicherweise würde es mehr als einen Monat dauern, bis eine Nachricht Hektars Magwair erreichen könnte, oder eben auch umgekehrt – und das bedeutete, dass eine vernünftige Möglichkeit, das Vorgehen abzusprechen, schlichtweg ein Hirngespinst war.
»Ich werde mich noch an diesem Nachmittag mit Admiral Black Water besprechen, Pater«, sagte der Prinz dann. »Anschließend werde ich genauer wissen, ob es erforderlich sein wird, dem Vikar eine entsprechende Nachricht zu übermitteln.«
»Selbstverständlich, Euer Hoheit.« Chalmyrz verneigte sich. »Sollte es sich als unerlässlich herausstellen, so scheut Euch bitte nicht, mich zu informieren.«
»Gewiss nicht, Pater«, versprach Hektar. »Ich kann das nicht schaffen, Euer Hoheit«, erklärte Ernyst Lynkyn, Herzog Black Water, seinem Landesherrn. Er war ein gedrungener, muskulöser Mann mit kurzgeschorenem schwarzen Bart – mittlerweile dicht von leuchtendem Weiß durchzogen –, und seine Miene wirkte seit einigen Fünftagen zunehmend gehetzt. »Ich bedaure es zutiefst, aber ein Monat reicht einfach nicht aus. Es lässt sich so schnell nicht bewerkstelligen.«
»Das wusste ich bereits, Ernyst«, gab Hektar zurück. »Jetzt muss ich wissen, welchen Teil der Flotte wir bis dahin tatsächlich einsatzbereit haben können.«
Black Water kniff die Augen zusammen und rieb sich über den drahtartigen Bart. Hektor konnte fast körperlich spüren, wie angestrengt der Herzog nachdachte. Black Water war nicht gerade der genialste aller Adeligen von Corisande, aber er war zuverlässig, äußerst beherrscht und – normalerweise – völlig unerschütterlich. Hektor hatte ihn zu sich gerufen, kaum dass Chalmyrz den Thronsaal verlassen hatte, und der Herzog war lobenswert zügig erschienen. Doch nun wirkte seine Miene so, als hätte er genau das lieber nicht getan.
»Wir haben die Galeeren im aktiven Dienst jetzt fast alle bemannt, Euer Hoheit«, setzte er an, und es war unverkennbar, dass er eher laut nachdachte, als eine Antwort auf die Frage seines Herrschers zu geben, »doch mindestens ein halbes Dutzend befindet sich noch in der Werft. In den meisten Fällen geht es um Kleinigkeiten. Die sollten wir alle aufbruchsbereit haben, wenn es so weit ist. Aber die Reserveflotte, die macht mir Sorgen.«
Hektor nickte nur und wartete so geduldig ab, wie er nur konnte.
»Die Überholung der meisten Schiffe unserer Reserveflotte wird noch mindestens vier bis fünf Fünftage dauern. Dann werden wir sie bemannen müssen, und es wird zumindest einige weitere Fünftage in Anspruch nehmen, die Mannschaft ordentlich einzuarbeiten. Ich halte es für ausgeschlossen, mehr als zehn von denen innerhalb dieses Zeitrahmens fertigzustellen. Also kommen wir auf sechzig Galeeren. Der Rest wird nicht zur Verfügung stehen – zumindest nicht kampfbereit. Das würde mindestens noch fünf weitere Fünftage dauern.«
»Ich verstehe.«
Hektor war kaum überrascht. Ein gewisser Verfall war bei Galeeren, die nur zu Reservezwecken dienten, unvermeidbar, so sorgfältig man sie auch warten mochte. Nur allzu oft hörte man, dass sie in erstaunlich kurzer Zeit bis fast zur Unbrauchbarkeit verrotteten. Angenommen, Black Waters Einschätzungen trafen zu, dann würden die Werften außerordentlich gute Arbeit leisten, wenn sie die ganze Reserve tatsächlich in dieser kurzen Zeit bis zur Einsatzbereitschaft brächten.
»Sehr gut, Ernyst«, sagte er dann. »Wenn das wirklich das Beste ist, was wir tun können, dann ist das eben so. Und wenn alles nach Plan verläuft, dann dauert es noch zwei Monate, bis wir sie tatsächlich in die Schlacht führen müssen.«
»Das verstehe ich,
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