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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Zwerg.«

4
    D ie vollständige Dunkelheit, die um ihn herum herrschte, behinderte Kerr nicht. Hier, im Inneren der Erde, umgeben von ursprünglichem Fels und uraltem Gestein, war er zu Hause, weit fort von der unbarmherzigen Weite des Himmels und des offenen Landes an der Oberfläche. Er konnte die Gebeine der Welt um sich herum spüren, vernahm den Nachhall des Herzschlags des Landes in ihnen und wusste so klar, wo er sich befand, als wären die Tunnel, durch die sie rannten, hell erleuchtet.
    Vor ihm lief Tarka, und sie legte ein schnelles Tempo vor. Die große Jägerin schien unermüdlich zu sein, aber Kerr spürte die Anstrengung allmählich in seinen Gliedern.
    Als hätte sie diesen Gedanken gehört, wurde Tarka langsamer und warf einen Blick über die Schulter. » Wir können keine Rast machen«, stellte sie fest, und Kerr wusste, dass sie Recht hatte. » Aber wir können eine Weile langsamer gehen.«
    » Ja.«
    Mehr brachte Kerr nicht heraus. Er atmete tief durch und versuchte, seinen Herzschlag dem des Landes anzupassen. Nach wenigen Schritten hatte sein Puls sich beruhigt. Als ihm jedoch der Geruch in die Nüstern stieg, der noch immer in der Luft lag, kehrte die Aufregung zurück. Sie waren schnell gelaufen, aber nicht schnell genug.
    » Sie sind immer noch da.«
    » Ich weiß. Schlaue kleine Biester. Gute Jäger.«
    Ein Hauch von Anerkennung schwang in Tarkas Stimme mit. Kerr beschloss, nicht weiter darauf einzugehen.
    Sie waren inzwischen etwas höher gelangt, und Kerr kannte die Tunnel, durch sie sich bewegten. Einst hatte es hier Kämpfe zwischen Zwergen und Trollen gegeben, bis die Trollstämme sich weiter in Richtung des Herzens zurückgezogen hatten. Die Zwerge hatten viele der natürlichen Höhlen bearbeitet, hatten Erze und Edelsteine abgebaut, Kavernen geschaffen, Gänge begradigt und sich hier eine Wohnstatt angelegt. Aber das war lange Zeit her.
    Seit Andas Taten waren die Zwerge nicht mehr in den Höhlen gesehen worden. Sie hatten die mächtigen Tore ihrer unterirdischen Festungen verschlossen und waren mittlerweile für die jüngsten Trolle kaum mehr als Geschichten und Legenden.
    Kerr wusste es besser, wusste sehr genau, dass es sie gab und sie noch immer da waren, in ihren Festungen lauerten und gewiss langsam wieder an Stärke gewannen, aber seine Befürchtungen bezüglich einer Rückkehr der kleinen Erzfeinde seines Volkes hatten sich bislang nicht bewahrheitet.
    » Früher oder später müssen wir uns ihnen stellen. Wir können sie wohl nicht abschütteln.«
    » Ich fürchte, du hast Recht, Tarka. Aber wenn, dann sollten wir einen Ort suchen, der besser für uns ist.«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    » Einen Hinterhalt«, führte Kerr aus. » Wie bei der Jagd.«
    » Was sonst?«
    Er antwortete nicht darauf, sondern versuchte, sich genau an seinen Kampf gegen das Wesen zu erinnern, rief sich dessen Bewegungen, dessen Verhalten wieder in den Sinn.
    » Das sind keine einfachen Tiere«, stellte er fest. » Die sind nicht dumm. Und sie jagen uns gemeinsam, wie ein Rudel. Sie arbeiten zusammen.«
    » Hast du Angst?«, unterbrach ihn Tarka mit einem leisen Grollen tief in der Kehle. Es war eine Beleidigung, doch Kerr horchte nur in sich hinein.
    » Nein, ich habe keine Angst«, erwiderte er wahrheitsgemäß. » Aber ich will wissen, gegen wen oder was ich kämpfe. Wie ich siegen kann. Ich will nicht blind gegen einen Gegner anrennen, der mir unbekannt ist.«
    » Für mich klingt das wie Angst.«
    Und für mich klingt, was du sagst, wie Trolldummheit, dachte Kerr, behielt diese Erkenntnis allerdings wohlweislich für sich.
    Er seufzte und blieb stehen. » Zu zweit sind wir besser, und wir sollten gemeinsam kämpfen. Aber wenn du das nicht willst, wenn du denkst, dass ich dir keine Hilfe bin, dann sollten wir uns jetzt trennen. Vielleicht folgen sie nur einem von uns.«
    Tarka schüttelte zornig den Kopf. Für einen Moment dachte Kerr, sie würde einfach weiterlaufen und so Fakten schaffen. Doch dann hielt sie inne und legte den Kopf schräg.
    » Es sind viele. Sie würden uns zu Tode hetzen, wenn wir uns trennen. Allein haben wir keine Hoffnung auf Erfolg. Ich muss dich nicht mögen, kleiner Troll, um an deiner Seite zu kämpfen. Ich habe dich einmal gerettet, ich kann es wieder tun.«
    Kerr spürte Wut in sich aufsteigen. Was bildet sich diese sture Trollin eigentlich ein? Aber er hörte auch Druans Worte in seinem Geist, die Lehren, die der weise Troll ihm auf seinen Weg mitgegeben hatte.

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