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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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habe da oben etwas gesehen. Kurz bevor es passierte. Es war … eine Person, glaube ich.«
    » Ein Mensch? Da oben?« Zweifelnd blickte Ionnis den zerstörten Hang hinauf. » Wer sollte dort oben überlebt haben?«
    » Ich weiß nicht, aber wir können nicht einfach gehen. Da könnte jemand liegen, könnte verletzt sein und unsere Hilfe benötigen.«
    Ionnis atmete tief ein, dann nickte er. » Du hast Recht. Komm.«
    Der Aufstieg war beschwerlich, denn der Boden war trügerisch. Immer wieder gab ein vermeintlich sicherer Halt nach und löste kleine Steinlawinen aus. Schließlich suchten sie beide nach kräftigen Ästen, mit denen sie den Weg vor sich erproben konnten, und mehr als einmal mussten sie sich gegenseitig stützen, um nicht viele Schritt hinabzurutschen.
    Schon bald bluteten auch Artaynis’ Hände, da sie sich an scharfkantigen Felsen und Steinen Schnitte zuzog. Aber sie ließen nicht locker und halfen einander, bis sie die Stelle erreichten, wo die großen Felsen gestanden hatten.
    » Schau«, sagte Artaynis. » Es scheint, als ob der halbe Berg abgerutscht wäre.«
    » Vielleicht war hier ein Eingang in die Unterwelt, der eingestürzt ist.«
    Sie suchten nach irgendwelchen Zeichen von Leben, fanden aber nichts. Staub lag in der Luft, erschwerte das Atmen und wirbelte auf, sobald sie einen der kleineren Felsen beiseite räumten. Doch trotz der schweren Arbeit stießen sie auf nichts, was auch nur auf ein Lebewesen hingedeutet hätte, das größer als ein Fuchs war.
    » Wir sollten aufbrechen«, stellte Ionnis schließlich mit einem Blick zum Himmel fest. » Wir können uns nicht darauf verlassen, die Pferde wiederzufinden, und dann sind wir zu Fuß unterwegs, bis es Nacht wird. Und der Regen wird kommen.«
    » Ich hoffe, die Pferde haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht«
    » Sie warten bestimmt schon im Stall auf uns, wenn wir ankommen«, beteuerte Ionnis.
    » Ja. Aber ich bin sicher …« Artaynis verstummte. Sie versuchte, sich genau an das zu erinnern, was sie gesehen hatte.
    » Ich glaube dir, dass du etwas gesehen hast«, sagte Ionnis. » Doch wer oder was auch immer hier oben war, wurde gewiss verschüttet. Vielleicht den Hang hinabgerissen und unter dieser Gerölllawine begraben. Ich schicke gleich morgen früh Leute, die sich hier umsehen. Aber jetzt können wir nichts weiter tun.«
    Obwohl es ihr widerstrebte, nickte Artaynis. » Ja, du hast wohl Recht. Wir sollten gehen. Hier können wir nichts ausrichten.«
    » Vorsichtig. Hier ist alles brüchig, und der Boden ist trügerisch.«
    Sie begannen den Abstieg, der ebenso gefährlich und mühsam war wie der Aufstieg. Noch bevor sie auch nur zehn Schritte getan hatten, glitt unter Artaynis’ Sohle ein Stein weg, und sie rutschte aus. Andere Felsbrocken lösten sich, Staub stieg auf, und die junge Dyriern landete wenig geschickt auf dem Hosenboden und rutschte auf der kleinen Lawine ein ganzes Stück talwärts.
    Ionnis folgte ihr, so rasch er es auf dem unsicheren Boden konnte. » Ist dir etwas passiert?«, rief er zu ihr hinunter.
    » Nein. Es ist …«, antwortete sie, doch als sie weitersprechen wollte, fiel ihr Blick auf einen Felsen, unter dem ein Stück Rinde hervorzuschauen schien. » Sieh mal, dort.«
    Vorsichtig kletterte sie hinüber und besah sich ihre Entdeckung genauer. Was zunächst wie braune Rinde gewirkt hatte, entpuppte sich als ein Stück gegerbtes Leder, das mit großer Kunstfertigkeit verziert worden war. Kleine Muster aus Rauten und geometrische Bänder waren hineingeprägt worden.
    » Ich habe hier etwas«, rief sie Ionnis zu, der sich mittlerweile quer zum Hang auf sie zubewegte und dabei fluchte, als er umknickte.
    » Was?«
    » Ich weiß nicht.«
    Sie stemmte ihre Schulter gegen den Felsbrocken und drückte mit aller Kraft dagegen. Erst glaubte sie, dass eher sie den Halt verlieren und den Hang hinabrollen würde, aber dann bewegte der Fels sich, erst kaum spürbar, nur um dann mit einem Ruck wegzubrechen. Er rollte ein Stück, dann sprang er und hüpfte in weiten Sätzen bis ins Tal.
    Doch Artaynis hatte keine Augen für den Felsen, sondern nur für das, was sie freigelegt hatte.
    Ionnis kam keuchend und außer Atem bei ihr an. » So ein dreimal verfluchter … Bei den Geistern, was hast du gefunden? Ist das …«
    Artaynis blickte auf die Gestalt hinab, die zu ihren Füßen lag und ein leises Stöhnen hören ließ.
    » Ein Zwerg«, beendete sie den Satz ihres Mannes. » Da liegt ein schwer verletzter

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