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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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einen erneuten Schlagabtausch vorbereitet hatte. Da wandten sich die Kreaturen um und liefen schnell zurück zu dem Gang, aus dem sie gekommen waren.
    » Ha!« Triumphierend wandte sich Tarka an Kerr. » Habe ich es dir doch gesagt. Dumme Tiere, aber wenigstens haben sie erkannt, wer hier der wahre Jäger ist. Wir Trolle!«
    Unsicher, was er von den Ereignissen halten sollte, schüttelte Kerr langsam den Kopf. » Irgendwas stimmt hier nicht …«
    Er verstummte, als er den Geruch wahrnahm. Und auch Tarka schien ihn nun zu bemerken.
    » Oh«, sagte sie gefährlich leise. » Die.«

5
    O bwohl es ihr keineswegs von ihren Lehrmeistern so erklärt worden war, hatte Camila schon immer die Nacht als die Zeit der Geister empfunden. Es fiel ihr weitaus leichter, Kontakt zum Land und seinen Schemen herzustellen, wenn die Sonne fern war und die Welt der Menschen schlief. Deshalb verließ sie die Feste Remis, als der Mond schon groß und hell am Nachthimmel stand. Die Wachen ließen sie anstandslos passieren; niemand erkundigte sich nach dem Kommen und Gehen von Geistsehern.
    In der Stadt war es dunkel; nur in wenigen Häusern war Licht zu sehen. Hier im Széraly, dem Viertel der Händler, lebten einige der reicheren Bewohner der Hauptstadt, die sich Kerzen leisten konnten und Lampenöl, das nicht aus ranzigem Fett hergestellt war. Aber auf den Straßen begegnete Camila keiner Menschenseele. Wer um diese Zeit noch Gesellschaft suchte, hielt sich in anderen Vierteln der Stadt auf, in denen es mehr Gasthäuser und Kneipen gab. Ihr war es nur recht, sich ungesehen durch das Széraly bewegen zu können. Sie überquerte die Astoni-Brücke und gelangte nach Tere s . Seit Zorpads Sturz war dieser westliche Teil der Stadt deutlich gewachsen, aber noch immer kaum halb so groß wie Remis.
    Zweimal hatten Viçinia cal Sare s und S ten cal Dabrân die Stadtmauern erweitern lassen, und auch Natiole trug sich mit dem Gedanken, den Grundriss der Stadt noch einmal zu vergrößern, wie Camila wusste. In den langen Jahren des Krieges hatte niemand es gewagt, außerhalb der Mauern zu leben, aber seit es zwischen Wlachaken und Masriden einen halbwegs sicheren Frieden gab, hatten sich mehr und mehr Menschen dort angesiedelt. Inzwischen waren diese Vororte der Stadt beinahe so groß wie das Gebiet innerhalb der Mauern selbst.
    Camila war bekannt, dass es dem jungen Fürsten an vielem mangelte, vor allem aber an Einnahmen, um das Land so wieder aufzubauen, dass seine Bewohner darin in Frieden und Wohlstand leben konnten. Obwohl Natiole, seit sie ihn kannte, unermüdlich dafür arbeitete, die alten Spannungen zwischen Masriden und Wlachaken nicht eskalieren zu lassen, und er an hundert Stellen gleichzeitig versuchen musste, ein gerechter Herrscher zu sein, reichte es doch nie völlig aus. Was immer er auch tat, eine Seite fühlte sich stets übervorteilt, und ein Land, das so viele Jahre lang Krieg gesehen hatte, konnte nicht binnen einer Generation und von einem Mann allein wiederhergestellt werden. Insofern ahnte sie, dass es keine weiteren Stadtmauern mehr geben würde. Die Kosten, um ein so großes Gebiet sicher zu umfrieden, waren viel zu hoch, und noch immer wuchs Teremi, sodass ohnehin bald wieder Siedlungen und Stadtviertel jenseits der Mauern entstehen würden.
    Für sie selbst boten die neuen Viertel den Vorteil, dass die Stadttore des Nachts nicht mehr ganz geschlossen wurden, da zu viele Leute sie passieren wollten. Nur die großen Torflügel waren verriegelt, aber selbst diese wurden gegen die Zahlung eines entsprechenden Wegegelds für Fuhrwerke und Reiter geöffnet. Zu Fuß konnte man durch kleine Pforten schlüpfen und den Wachleuten die obligatorische Münze in die Hand drücken.
    Während innerhalb der Stadt die Straßen zum größten Teil gepflastert und die Häuser aus Stein und solidem Fachwerk gebaut waren, wirkten die Viertel außerhalb der Mauer wie Wildwuchs. Die Hütten und windschiefen Katen waren einfach entstanden, als mehr und mehr Leute vom Land nach Teremi geströmt waren und dort ein Fleckchen Erde für sich beansprucht hatten. Sie waren wie Pilze aus dem Boden geschossen, erbaut aus allem, was die Bewohner in der Umgebung finden konnten: Holz, Lehm und Schutt.
    Näher an der Mauer waren die Hütten mittlerweile Häusern aus Stein gewichen, und der Bojar der Stadt hatte für breite, gerade Straßen gesorgt. Aber je weiter man sich vom Stadtkern entfernte, desto weniger wurden die Regeln des Bojaren eingehalten und

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