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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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schüttelten, als hätten sie Fieber. Aufgescheuchte Vogelschwärme kreisten am Himmel. Der Moment war so unwirklich, dass Artaynis das Gefühl hatte, sie würde träumen. Dass sie dem Boden unter ihren Füßen nicht mehr trauen konnte, raubte ihr schier die Sinne. Immer neue Stöße fuhren durch die Erde, als ob irgendwo ein Riese mit einem gewaltigen Hammer auf sie einschlagen würde.
    Endlich gelangten sie an eine freie Stelle, an der sie innehielten. Das Beben ließ bereits nach, aber es gab immer wieder einzelne Stöße von unglaublicher Kraft. Ionnis ergriff ihre Hand und hielt sie fest, bis auch das Zittern erstarb und die Welt wieder so wurde, wie Artaynis sie kannte.
    Verwundert blickte sie sich um. » Was war das? Ist das … Geschieht das oft?«
    » Nein«, erwiderte Ionnis, dessen Gesicht ebenso fahl war, wie auch ihres sein musste. » Das habe ich so noch nicht erlebt.«
    Artaynis nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Etwa hundert Schritt über ihnen ragten ein paar mächtige Felsen in die Höhe. Zwischen ihnen bewegte sich etwas, und Artaynis glaubte, Metall erkennen zu können. Bevor sie Ionnis jedoch darauf hinweisen konnte, rutschte einer der riesigen Felsen ab, als sei er nicht mehr als ein Spielzeug, und sandte gewaltige Brocken den Hang hinab.
    Ionnis’ Warnschrei wurde vom Donnern der Felsmassen übertönt, die auf sie zurasten. Felsbrocken, so groß wie Kutschen, rollten scheinbar spielend leicht den Hang hinab, und fast hätte man bei diesem Anblick vergessen können, mit welch tödlicher Gewalt sie sich bewegten.
    Artaynis sprang zur Seite, als ein kopfgroßer Stein auf sie zuflog. Er schlug dort, wo sie gerade noch gestanden hatte, tief in den weichen Erdboden ein. Doch sie konnte nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn er sie getroffen hätte, denn nun war die Luft um sie herum erfüllt von Steinen und Felsbrocken, von Splittern, die ihr die Haut aufrissen. Sie drehte sich zu Ionnis um, versuchte, ihr Gesicht mit den Armen zu schützen und schrie auf, als eine scharfe Kante ihr den Unterarm aufschlitzte. Sie glitt aus, wurde mit schmerzhafter Wucht an der Hüfte getroffen und fiel zu Boden. Sie konnte nicht mehr tun, als sich zusammenzurollen, während um sie herum das Ende der Welt eingeläutet worden zu sein schien. Nur schemenhaft nahm sie neben sich die Gestalt ihres Mannes wahr.
    Endlich verebbte das Getöse. Noch immer prasselten Trümmer den Hang hinab, doch es waren keine großen Felsen mehr, sondern nur noch ein Strom kieselgroßer Steine, der mehr und mehr an Geschwindigkeit verlor und um sie herum zu liegen kam.
    » Artaynis!«
    Es tat gut, Ionnis’ Stimme zu hören, und sie sah vorsichtig auf. Er rappelte sich gerade hoch, stand unsicher auf den Beinen und sah sich mit ungläubig geweiteten Augen um.
    » Mir geht es gut«, erklärte sie und blickte auf ihren Arm. Der Schnitt reichte vom Handgelenk bis zum Ellenbogen, und Blut lief ihr über die Haut. Es war ein scharfer Schmerz, aber nichts, was sie nicht aushalten konnte. Die Freude, noch am Leben und nicht unter den Gesteinsmassen begraben zu sein, überwog bei Weitem.
    Als sie aufstehen wollte, spürte sie, wie eine Welle des Schmerzes von ihrer Hüfte durch ihren Leib ging, doch nach einem Moment des Schreckens erkannte sie, dass ihre Beine sie noch trugen. Der Stoff ihrer Reithose war gerissen und zeigte gequetschte und aufgerissene Haut, aber Schlimmeres schien ihr nicht widerfahren zu sein.
    Ionnis fuhr sich mit der Hand durch die Haare und sah seine blutigen Finger verwundert an. » Etwas hat mich am Kopf getroffen«, sagte er unsicher und rieb sich die Augen.
    Artaynis streckte die linke Hand aus und berührte sein Gesicht, wie um sich selbst zu versichern, dass er noch da war. Dann musste sie plötzlich lachen. » Das fehlte vorhin in deiner Aufzählung der Schrecken dieses Landes.«
    » Was?«, entgegnete er verdutzt.
    » Erdbeben und Erdrutsche.«
    Ionnis erwiderte ihr Lächeln, wohl ebenso froh wie sie auch, noch am Leben zu sein. Gemeinsam sahen sie sich um. Der ganze Berghang hatte sich verändert. Bäume waren umgestürzt, Felsen von ihrem Platz gerissen worden. Wo gerade noch eine Wiese gewesen war, gab es nun nichts als Trümmer, Schmutz und Geröll.
    » Wir müssen zurück. Wer weiß, was in Désa geschehen ist? Und ich muss Natiole einen Boten schicken. Wenn das Beben ganz Wlachkis erfasst hat …«
    Ionnis wollte nach den Pferden suchen, aber Artaynis hielt ihn am Arm fest. » Warte. Ich

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