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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zwei Gestalten, so als ginge sie die Schlacht gar nichts an. Die Zeit schien mit einem Mal langsamer zu vergehen. War sie gerade noch vorbeigerauscht, schien sie nun beinahe stillzustehen.
    Es waren Ionnis und der alte Mann. Sein Bruder trug eine verzierte Rüstung, doch das Visier seines Helms war nicht geschlossen. Natiole konnte erkennen, dass er so bleich und ausgezehrt aussah wie ein Schwerstkranker. Das Gesicht des Alten hingegen gab nichts preis.
    Der junge Voivode wollte etwas rufen, seinen Kriegern befehlen, die beiden anzugreifen, doch der Alte blickte ihn fest an, und Natiole verharrte mitten in der Bewegung. Die Worte schienen plötzlich in seiner Kehle festzusitzen, und sein Arm erstarrte. Ionnis hob sein Schwert und trat einen Schritt auf ihn zu.
    Eine Hand berührte Natiole am Arm. Es war ihm, als ob ein kühler Wind über ihn hinwegstrich, der seinen Geist erfrischte und es ihm möglich machte, sich wieder zu regen. Mit einem Mal war der Bann gebrochen. Neben ihm stand Camila, und die Zeit beschleunigte sich wieder.
    Natiole riss seine Klinge empor und wehrte Ionnis’ Angriff ab, packte sein Schwert mit beiden Händen und schlug zu – vorbei an seinem Bruder und auf den Alten gezielt. Die Klinge glitt durch die Luft. In dem Hieb lagen Natioles ganzer Zorn, seine Verzweiflung und seine gesamte Kraft.
    Der Alte indes packte das Schwert an der Schneide und hielt es einfach in seiner Hand. Obwohl seine Finger dürr waren und die Haut von Flecken gezeichnet, hielt er die Klinge so fest, dass Natiole sie nicht bewegen konnte. Kein Blut war zu sehen, die scharfe Schneide schien die dünne Haut nicht einmal angeritzt zu haben.
    Da wirbelte Ionnis herum. Sein Schwert beschrieb einen weiten Bogen. Natiole ließ los, gab seine Waffe auf und taumelte zurück, um auszuweichen. So traf Ionnis’ Schwert Camila, die mit einem Schrei zusammenbrach.
    In Natioles Geist gab es keinen anderen Gedanken mehr als einen unbändigen Hass. Er duckte sich unter dem ausgestreckten Arm seines Bruders hindurch, stieß sich ab und schleuderte ihn mit einem Stoß seiner Schulter nach hinten.
    Der Alte warf das Schwert von sich. Seine Hand formte sich zu einer Klaue. Er hieb nach Natiole, der sich fallen ließ. Die Finger fuhren durch seine Rüstung, als sei sie gar nicht vorhanden, hinterließen lange Schnitte in seiner Haut.
    Der Alte setzte nach, schneller, als Natiole jemals einen Menschen sich hatte bewegen sehen. Natiole selbst rollte über den Boden und fühlte sich im Vergleich zu seinem Gegner behäbig und langsam.
    Ein Schwert hieb die Hand des Alten zur Seite. Radu stand breitbeinig über Natiole, verpasste dem Feind einen Tritt, der ihn zurückwarf. Neben ihm tauchte eine Gestalt auf. Natiole rief eine abgehackte Warnung, und Ionnis’ Hieb fuhr in Radus Schild, als dieser im letzten Moment herumwirbelte.
    Hektisch kroch Natiole über den Boden, suchte eine Waffe, einen abgebrochenen Speer, einen Dolch, irgendetwas. Der Alte sprang vor, als Natioles Finger sich gerade um einen vertrauten Griff schlossen. Der junge Voivode rollte sich ab, kam auf die Füße, stach wild mit dem uralten Schwert seiner Familie auf seinen Feind ein.
    Diesmal war der Alte nicht schnell genug. Die Klinge glitt durch seine Robe, drang in seine Brust ein, schabte über Knochen, durchtrennte Fleisch. Fast schwarzes, übel riechendes Blut spritze auf Natioles Hände. Noch immer lächelte der Alte, selbst, als er nach hinten fiel, während seine klauenartigen Finger sich um die Klinge krallten, die in seinem Körper steckte.
    Natiole folgte der Bewegung, trieb das Schwert seinem Feind tiefer in den Leib, führte die Waffe mit aller Kraft. » Stirb!«
    Der Alte öffnete den Mund. Er hatte keine Zähne, aber ein Schwall von Blut ergoss sich über seine Lippen.
    » Du sollst sterben! Wir sind frei von dir!«
    Ein seltsames Geräusch entrang sich der Kehle des Alten. Es dauerte einen Moment, bis Natiole begriff, dass er lachte. Der Spott seines Feindes fachte seinen Zorn nur noch mehr an.
    » Ihr werdet niemals frei sein, Mensch«, keuchte der Alte. » Du verstehst gar nichts.«
    Natiole zog die Klinge zurück und zielte mit der Spitze auf die Kehle des Alten. Doch noch bevor er erneut zustoßen konnte, riss der Alte den Mund auf und schrie.
    Natiole wurde zurückgeschleudert. Die Welt drehte sich um ihn. Menschen taumelten, Trolle stürzten, der Fels selbst schien zu wanken. Er überschlug sich, verlor seine Waffe, prallte gegen einen Gefallenen und

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