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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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blieb benommen liegen.
    Der Alte hatte sich aufgesetzt. Sein Blut sprudelte aus der tiefen Wunde in seinem Körper, aber er schien es gar nicht zu beachten.
    Natiole rappelte sich auf. Er hatte Probleme zu laufen, seine Beine schienen ihn kaum zu tragen. Aber er kämpfte sich vor, entriss einer wie betäubt dastehenden Kriegerin das Schwert. Mit einem Schrei führte er die Waffe zu einem Hieb. Die Klinge traf den Hals des Alten, spaltete Knochen, trennte den Kopf von den Schultern. Der Rumpf fiel nach hinten, der Schädel rollte über den Felsboden, kullerte noch einige Schritt, bis er schließlich liegen blieb.
    Natiole stützte sich keuchend auf das Schwert. » Es ist vorbei«, murmelte er. Neben ihm versuchte Radu, sich zu erheben, und rutschte auf dem blutigen Boden aus.
    » Nein, es beginnt erst.«
    Es war Ionnis, der das sagte, während er mit leeren Augen an Natiole vorbeiblickte. Er hatte sein Schwert verloren, seine Rüstung war voller Blut, sein Haar wirr.
    Natiole hob sein Schwert und schlug zu. Sein Bruder fiel reglos zu Boden.
    » Camila!«
    Sie lag einige Schritt von ihm entfernt, die Hand um eine furchtbare Wunde in ihrer Seite geklammert, die Augen geschlossen. Natiole wollte zu ihr laufen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht, und er wäre beinahe gestürzt.
    Erst da erkannte er die Wahrheit: der Boden bebte. Er schwankte so stark, als sei man an einem stürmischen Tag in einem kleinen Boot mitten auf dem Magy. Das Beben musste eine Nachwirkung des Schreis sein, den der Alte ausgestoßen hatte, irgendeine Form seiner finsteren Magie. Plötzlich explodierte die Wand der Kaverne. Felsstücke, groß wie ein Troll, flogen wie Spielzeug durch die Luft. Stalagmiten, so breit, dass ein Mann sie nicht umfassen konnte, brachen wie dünne Äste. Eine gewaltige Gestalt schob sich durch das Loch.
    Zuerst erschien ein dreieckiger, hornbewehrter Schädel, dem ein gewundener Leib folgte. Natiole sah metallisch glänzende Schuppen, die ebenso groß waren wie er selbst, geweitete Nüstern und zwei riesige Augen, Fänge, länger als ein Bein. Es war ein Anblick, der jeder lebenden Kreatur den Atem stocken lassen musste – bis der Drache brüllte und Menschen und Trolle vor Angst schrien.

58
    K err hatte noch niemals eine so gewaltige Kreatur gesehen, eine gigantische, schuppenbewehrte Bestie, bereit, Menschen und Trollen gleichermaßen den Garaus zu machen. Seine Fänge glitzerten im Licht des Sees, und trotz seiner gewaltigen Größe bewegte sich der Drache erstaunlich schnell vorwärts.
    » Und jetzt?« Res sah Kerr an.
    Offenkundig war er ebenso verwirrt wie Kerr selbst. Auch die Menschen beider Stämme waren anscheinend zu benommen, um sich zu rühren; zumindest war der Kampf am Höhleneingang inzwischen zum Erliegen gekommen.
    Kerr zuckte mit den Schultern und sagte das Einzige, was ein Troll in diesem Moment sagen konnte: » Drauf!«
    Bevor Res jedoch die Trolle sammeln konnte, preschte Tarka vor: » Auf ihn!« Sie schwang ihre Keule über dem Kopf, während sie rannte, und sie brüllte und heulte die ganze Zeit.
    Selbst die gewaltige Trollin wirkte neben dem Drachen wie eine Zwergin. Oder sogar noch kleiner. Aber ihr Ansturm riss die Trolle mit sich. Die Tiefentrolle setzten sich ebenso in Bewegung wie Rask und die Seinen, und auch Kerr folgte ihr. Ihm blieb keine Zeit, um zu schauen, wie die Menschen reagierten.
    Der Balaur sprang nun in die Höhle und zeigte sich in seiner ganzen kaum vorstellbaren Größe und Macht. Leuchtendes Wasser spritzte in alle Richtungen, als seine Klauen auf dem See auftrafen. Seine vier Gliedmaßen waren lang und geschmeidig, Stacheln liefen von seinem Kopf den Rücken hinab und bis zu dem langen Schwanz. Das silberfarbene Schuppenkleid bedeckte den gewaltigen Leib überall. Er hob eine krallenbewehrte Klaue.
    Tarka warf sich zur Seite, entging dem Hieb, der neben ihr zwei Trolle einfach zerquetschte. Ihre Keule traf ein Hinterbein des Balaurs, prallte aber ab, als habe sie auf Stein geschlagen.
    Dann war Kerr heran. Er sprang in das Wasser, lief zwischen die Beine des Ungetüms. Vor ihm ragte ein Bein auf, er schlug seine Klauen in die Haut, seine Zähne. Die Schuppen des Drachen waren dick, aber Kerr biss zu, so fest er konnte. Das Bein zuckte vor, riss ihn mit sich. Seine Fänge lösten sich, er wurde durch die Luft gewirbelt, schlug auf dem Wasser auf. Sein Kopf traf einen Fels, ihm wurde schwarz vor Augen. Wasser drang in seine Nüstern, er atmete es ein, hustete, spuckte

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