Der Krieg, der viele Vaeter gatte
unseren
beiden Ländern aufgetaucht sein mögen, ausräumen. Ich lege das Schick
sal meines Volkes in Ihre Hände mit der Überzeugung, daß ich es in gar
keine besseren legen könnte." 194
Hitler erwidert zunächst freundlich, doch dann beginnt er aufzuzählen, wie die alte Tschechoslowakei das deutsch-tschechische Verhältnis ruiniert habe. Bei der Wiederbesetzung des deutschen Rheinlandes 1936 habe die Prager Regierung Paris angeboten, Deutschland bei einem deutsch-französischen Krieg mit seiner Armee in den Rücken zu fallen. Bei Völkerbundverhandlungen in Genf hätten die Tschechen stets eine deutschfeindliche Haltung an den Tag gelegt. Im Mai
1938 habe sein Land, ohne daß Deutschland einen Anlaß dazu gegeben hätte, gegen das Deutsche Reich mobilgemacht. Damals habe er, Hitler, den Entschluß gefaßt, Konsequenzen aus der feindseligen Haltung der Tschechoslowakei zu ziehen 195
. Auch nach der Konferenz von München vor sechs Monaten und nach der Ausgliederung der Sudetengebiete habe sich am alten Geist der Feindschaft nichts geändert. Die tschechische Armee sinne nur auf Rache.
„So sind", sagt Hitler, „bei mir am letzten Sonntag die Würfel gefallen. ...
Ich habe der Wehrmacht den Befehl gegeben, in die Rest-Tschecho-Slowa
kei einzurücken und sie in das Deutsche Reich einzugliedern.... Jetzt gibt
es nur noch zwei Möglichkeiten: entweder leistet die tschechische Armee
dem Vormarsch der deutschen Truppen keinen Widerstand. In diesem Falle
hat Ihr Volk noch gute Aussichten für die Zukunft. Ich werde ihm eine Au
gesetzt worden, um den polnischen Truppen, die den ungarischen Truppen durch die Slowakei
entgegenmarschieren sollten, den Weg zu verlegen.
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IMT Band XXXI Seite 139 ff
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IMT Band XXXI Seite 139 ff
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Am 30. Mai 1938 gab Hitler dem Chef des OKW den Auftrag, einen Einsatz der Wehrmacht gegen die Tschechoslowakei vorzubereiten, „um die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit ... zu zerschlagen".
tonomie gewähren, die weit über alles hinausgeht, wovon es zu Zeiten Österreichs hätte träumen können. Oder aber ihre Truppen leisten Wider stand. In diesem Falle werden sie mit allen mir zur Verfügung stehenden
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Mitteln vernichtet werden."
Eine Verhandlung zwischen Hitler und Hacha findet nicht mehr statt. Der „Führer" drängt den tschechischen Präsidenten, sofort mit seinem Verteidigungsminister Syrový in Prag zu telefonieren und ihm zu befehlen, seine Truppen und die Bevölkerung aufzufordern, keinen Widerstand zu leisten. Der anwesende Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generaloberst Göring, setzt nach und droht, andernfalls am nächsten Morgen Prag zu bombardieren. Dr. Hacha gibt schweren Herzens der Erpressung nach und weist, wie gefordert, Syrový an, jeden Widerstand der tschechischen Armee zu unterbinden. Nachdem das klar ist, wird auch auf deutscher Seite ein Schießverbot für die Wehrmachtsteile ausgesprochen, die ab 6 Uhr die Grenzen überschreiten sollen.
Von dieser nächtlichen Besprechung kursieren wilde Versionen durch die Geschichtsschreibung. Ein Schwächeanfall des alten Dr. Hacha und die Hilfe des anwesenden Leibarztes Hitlers geben sicher Stoff dazu. Doch die zwei Protokollanten dieses Abends, der deutsche Legationsrat Hewel und der Chefdolmetscher Schmidt, berichten nichts dergleichen. Schmidt schreibt später über die Begegnung:
„Dennoch ist es in jener Nacht nicht zu den turbulenten Szenen zwischen
Hitler und Hacha gekommen, von denen die Auslandspresse damals und
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später geschrieben hat."
Auch Hewels Protokoll des Abends schildert einen eher nachgiebigen denn aufgeregten Dr. Hacha. Im Protokoll steht, daß Dr. Hacha sich Hitler als ehemaligen Wiener KuK-Verwaltungsjuristen vorstellt, der sich sowieso
„die Frage gestellt habe, ob es überhaupt für die Tschechoslowakei ein
Glück sei, ein selbständiger Staat zu sein."
Als Hitler Dr. Hacha eröffnet, daß in ein paar Stunden deutsche Truppen in sein Land einmarschieren werden, bittet Hacha nur, daß seinem Volk ein „Seelenkauf wie zur österreichischen Zeit" erspart bleibe, will heißen, den Tschechen soll die eigene Nationalität erhalten bleiben. Hitler sagt das dem Tschechen zu 198
.
Morgens um 3.55 Uhr schreiten Hitler und Dr. Hacha zur Unterzeichnung der Erklärung, die Außenminister von Ribbentrop nach seinem ersten Gespräch mit Hacha am vergangenen Abend auf Hitlers Geheiß entworfen hatte:
„... Auf beiden Seiten ist übereinstimmend die Überzeugung zum
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