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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Kohlengruben und chemischen Fabriken, ein noch nicht ausgebeutetes Grubenfeld bei Hermanice, die Grube Ludwigsschacht bei Petrwald sowie die Bahn- und Straßenstrecke von Cerny nach Zwardon am Jablonka-Paß, und die Straße bei Lubkov in den Ostbeskiden. Die slowakische Regionalregierung, die sich offensichtlich nicht mehr sicher ist, daß die Prager Zentralregierung sie vor den polnischen Gebietsansprüchen schützen kann, wendet sich am 31. Oktober an die deutsche Reichsregierung und bittet, die Slowakei vor den nachgeschobenen Forderungen der Polen zu beschützen 176
    . Am 4. März 1939 beginnt die polnische Regierung, Truppen an die Grenze zu verle

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    PAAA, R 29770 und Roos, Polen und Europa, Seite 382 175
    PAAA, R 29770, Blatt 76021
    176
    PAAA, R 29770, Blatt 76088

    gen. Am 12. März sind es inzwischen zwei volle Divisionen in und vor dem Teschener Gebiet 177
    . Am 13. marschieren weitere Truppen aus Polen an die Grenze zur Karpato-Ukraine. Des weiteren drängt die polnische Regierung die rumänische, sich der Eisenbahnlinien und der rumänischen Dörfer in der KarpatoUkraine zu bemächtigen 178
    .

    Auch die ungarische Regierung stellt trotz ihres Landgewinns im Wiener Schiedsspruch weitere Forderungen. Dabei geht es nicht nur um die historischen Ansprüche, die die Ungarn geltend machen. Es geht auch um einen Streit der Ungarn und Ruthenen um die Zerstörung der Natur, die die Ruthenen mit dem Abholzen der Südhänge der Waldkarpaten treiben. Die Ruthenen versuchen, sich Devisen durch Holzexporte zu verschaffen. Sie treiben Raubbau in den Wäldern, die bisher die Niederschläge im Abgang zum Tal der Theiss gespeichert haben, und verursachen damit die Verkarstung der dortigen Karpaten und als Folge dessen die Versumpfung des Ackerlands im ungarischen Theiss-Tal. Am 8. März
    1939 bietet Ungarn der Tschechoslowakei den Ankauf der Waldregionen in der Karpato-Ukraine an 179
    . Ungefähr ab 11. März läßt Ungarn Truppen an den Grenzen zur Ostslowakei und zur Karpato-Ukraine aufmarschieren 180
    . Am 13. März werden in ganz Ungarn Reservisten einberufen, und ein ungarischer Sender kündigt an, daß ungarische Truppen am 15. März marschieren werden, „um ihre ruthenischen Brüder zu befreien". Am 14. März – zwei Tage vor dem deutschen Einmarsch in der Rest-Tschechei – kommt es bei Munkács zu einem ersten Grenzgefecht, bei dem ungarische Truppen ein Dorf auf der tschechoslowakischen Seite erobern und besetzen.

    Auch die Rumänen haben nichts für ihre Nachbarn übrig. Am 13. März teilt der rumänische Außenminister Gafencu dem deutschen Botschafter in Bukarest mit, daß
    „Rumänien kein Interesse an einem Fortbestand der Tschechei oder der
    Slowakei habe, und daß es sich in keiner Weise mehr an Prag gebunden
    181
    fühle".

    Hitler weiß von den Ambitionen der Polen und der Ungarn und so beschließt er, Vorteil aus dem Zusammenbruch des ungeliebten Nachbarlands zu ziehen und den anderen Interessenten dabei zuvorzukommen. Am 12. März 1939 weist er Generaloberst Keitel an, daß sich die dafür vorgesehenen Heeres- und Luftwaffenverbände bereitzuhalten haben, am 15. März um 6 Uhr morgens in die Tschechei einzumarschieren 182
    . Er hat offensichtlich ein ausgeprägtes Zeitgespür für den Ablauf solcher Dramen.

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    PAAA, R 29934, Blatt 213499 178
    PAAA, R 29934, Blatt 213380 179
    PAAA, R 29934, Blatt 213537 180
    PAAA, R 29934, Blatt 213499 181
    PAAA, R 29934, Blatt 213473 182
    Keitel, Seite 235
    Der Druck von außen beschleunigt den Zerfall im inneren. Am 13. März reist der slowakische Ministerpräsident Tiso auf Einladung nach Berlin, um dort zu erkunden, wie sich die deutsche Reichsregierung im Falle einer Unabhängigkeitserklärung der Slowakei verhalten würde. Hitler bekundet, daß Deutschland kein Interesse am Besitze dieses Landes hat, weil es – anders als die Tschechei – nie zum Deutschen Reich gehört hat. Doch Hitler fragt Tiso mit einem Hinweis auf den Truppenaufmarsch des ungarischen Heeres, ob die Slowakei nun unabhängig werden oder zurück zu Ungarn wolle.
    „ Sie sehen ", so Hitler „ wie die Dinge stehen. Ich habe keine Absichten
    auf die Slowakei. Sie hat niemals zu Deutschland gehört, und ich werde
    keinen einzigen deutschen Soldaten für sie einsetzen, sofern sie mich nicht
    um eine Garantie ihrer Grenzen ersucht. Dann muß die Slowakei aber
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    auch ganz klar sagen, ob sie das will oder nicht"
    .
    Tiso beendet das Gespräch mit Dank, doch ohne eine Antwort. Er

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