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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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regeln 207
    . Daß diese Vermutung nicht daneben liegt, zeigen schon die nächsten vierzehn Tage. Am 6. März marschiert General Prchala mit tschechischen Soldaten in die Karpato

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    Nicoll, Seite 129
    206
    Nicoll, Seite 126 und Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume III, Document 500 (3) 207
    PAAA, R 29934, Blatt 213567

    Ukraine und „ersetzt" dort ein paar Minister, und am 10. März löst die Prager Zentralregierung den frisch gewählten Landtag der Slowaken auf. Die erwähnte Note der deutschen Reichsregierung endet mit dem Satz:
    „Die Deutsche Reichsregierung glaubt daher, daß es notwendig ist,
    zunächst eine Klärung der innerstaatlichen Entwicklung der Tschechoslo
    wakei und die sich dann daraus ergebenden Verbesserungen der Bezie
    hungen dieses Landes zu den umliegenden Staaten abzuwarten, ehe der
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    Zeitpunkt für eine weitere Stellungnahme gekommen ist."

    Die Reichsregierung lehnt hier also eine deutsche Garantie für Bestand und Grenzen der im Zerfall begriffenen Tschechoslowakei vorläufig ab. Bei Licht besehen hat damit keine der vier in München vertretenen Regierungen eine Garantie gegeben. Die Franzosen und die Briten wollten es vielleicht und haben es dann nie getan. Sie hatten sich am 19. September 1938 bei ihrer denkwürdigen Forderung an die Prager Regierung, die Sudetenlande abzutreten, nur „bereit er klärt, einer internationalen Garantie beizutreten". In jenem „Zusatz zum Münchener Abkommen", der die Garantie betrifft, haben sie dann noch einmal unterschrieben, daß sie „zu ihrem Angebot vom 19. September 1938 stehen". Somit haben sie schriftlich und vertraglich nie mehr als ihre Bereitschaft zu einer solchen Garantie ausgedrückt. Aus diesem Grund spricht Chamberlain am Tag des deutschen Einmarsches in die Rest-Tschechei vor dem Unterhaus in London auch von der Tschechoslowakei als von einem Staat, dessen Grenzen England „zu garantieren beabsichtigte". Keine der vier Münchener Mächte hat die neuen Grenzen der Tschechoslowakei je garantiert, auch Deutschland nicht.

    Der Anlaß zum Zweiten Weltkrieg

    Mit der Annexion der Rest-Tschechei und ihrer Umwandlung zum „Protektorat Böhmen und Mähren" hat Hitler einen weiteren unblutigen Sieg und Landerwerb errungen. Doch dies ist erstmals ein Gewinn außerhalb der bislang allgemein akzeptierten Legitimation, deutsche Bevölkerungsgruppen „heim ins Reich" zu holen. Hitler versucht, der Annexion mit dem von Dr. Hacha unterschriebenen Protektoratsvertrag den Schein von Legitimität zu geben. Der Vertrag ist zwar im Sinne des Völkerrechts verbindlich, doch da erpreßt, fehlt ihm, gleich dem zuvor erpreßten Vertrag von Versailles, die moralische Verbindlichkeit.

    Trotz des Zusammenbruchs des Staatsgefüges der Tschechoslowakei sind die Annexionen der Rest-Tschechei und der Karpato-Ukraine ein Verbrechen gegen das Recht der Tschechen und Ruthenen, nach eigener Selbstbestimmung in jeweils einem eigenen Staat zu leben. Das Protektorat über die Tschechei ist und bleibt ein Unrecht, trotz der erpreßten Hacha-Unterschrift unter den Protektoratsvertrag, auch wenn das Münchener Abkommen dadurch nicht gebrochen worden ist und selbst wenn Briten, Deutsche, Italiener und Franzosen nie eine

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    PAAA, R 29934, Blatt 213568
    Garantieerklärung für die Tschechoslowakei gegeben hatten. Das ist und bleibt auch so, obwohl Großbritannien zur gleichen Zeit das gleiche mit Ägypten macht und obgleich Frankreich Deutschland vielleicht doch „freie Hand im Osten" zugestanden hatte. Dieses Unrecht wäre im Frühjahr 1939 ein Grund für England, Frankreich, die USA und die Sowjetunion gewesen, den Deutschen und den Ungarn Krieg zur Befreiung der Tschechen und Ruthenen zu erklären. Doch das ist nicht geschehen.

    Hitler bricht mit der Besetzung der Tschechei außerdem sein oft gegebenen Wort. Er hatte in der Zeit davor bei mehreren Gelegenheiten feierlich und öffentlich verkündet: „Ich will gar keine Tschechen" oder „Deutschland wird die Tschechoslowakei nach der Übergabe der Sudetengebiete in Ruhe lassen" und ähnliches im gleichen Sinne. Nach der Konferenz von München hatte er Chamberlain sein Wort gegeben, in Zukunft auf Alleingänge in solchen Fragen zu verzichten. Er hatte dem britischen Premier mit Unterschrift versprochen:
    „ auch andere Fragen, die unsere beiden Länder angehen, nach der Me
    thode der Konsultation zu behandeln und etwaige Ursachen von Mei
    nungsverschiedenheiten aus dem Weg zu räumen".
    Zu

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