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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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den Nichtangriffspakt von Locarno. Die deutsche Reichsregierung verzichtet dabei endgültig auf Elsaß-Lothringen. 1928 unterzeichnet die Reichsregierung außerdem den Briand-Kellogg-Pakt, der die Anwendung des Krieges ächtet. Beides kann Frankreich nicht dazu bewegen, nun auf seine 7 zu 1-Überlegenheit gegenüber Deutschland zu verzichten.

    Als Österreich und Deutschland 1931 eine Zollunion beschließen, wird augenfällig, daß militärische Macht auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht nur dem Selbstschutz dient. Frankreich legt ein Veto gegen die geplante Zollunion ein und beruft sich dabei auf Artikel 48 des Vertrags von Saint-Germain, der die Unabhängigkeit Österreichs für unveräußerlich erklärt und damit Wiens Bündnisfähigkeit für ewig unterbindet. Österreich und Deutschland, ohne nennenswertes Militär im Hintergrund, haben keine Chance, die Zollunion mit Frankreich zu verhandeln. Frankreich kann sie jederzeit mit eigenem Militär verhindern. Österreich und Deutschland sind nicht in der Lage, ihre souveräne Entscheidung, die niemanden bedroht, von sich aus durchzusetzen. Die deutsche Reichsregierung ist mit so geringen Kräften, wie sie die Reichswehr stellt, weder fähig, das eigene Territorium zu schützen, noch in der Lage, souveräne Außenpolitik zu betreiben.

    Von Februar bis Juni 1932 wird beim Völkerbund verhandelt, ohne daß es zu den geringsten Resultaten kommt. Man kann sich weder auf die Waffenkategorien einigen, über die gesprochen werden soll, noch darauf, was man unter einem „Angriff' zu verstehen hat. Auch der Vorschlag, eigene Truppen des Völkerbundes aufzustellen, stirbt so schnell, wie er geboren ist. Vor allem Frankreich blockiert die Konferenz. Trotz Deutschlands endgültiger Anerkennung der Grenzen Frankreichs, trotz englischer und italienischer Garantien für Frankreichs territoriale Unverletzbarkeit, trotz der Pflicht, nach dem Versailler Vertrag selbst abzurüsten, ist Frankreich 1932 fest entschlossen, jegliche Anpassung der deutschen Truppenstärken zu verhindern. Vielmehr möchte Frankreich selber nach Belieben weiter rüsten dürfen.

    Die deutsche Reichsregierung macht nun geltend, daß Deutschland seit 1927 Vollmitglied des Völkerbundes ist. Sie verweist darauf, daß der Völkerbund als demokratische Versammlung aus gleichberechtigten Mitgliedern besteht, und daß sie deshalb fortan keine diskriminierenden Sonderregelungen mehr akzeptiert, die allein für Deutschland gelten sollen.

    Um die bisher an Frankreich gescheiterten Verhandlungen erneut in Gang zu setzen, bringt US-Präsident Hoover am 22. Juni 1932 einen neuen Vorschlag ein. Er regt an, alle Land- und Seestreitkräfte um ein Drittel des jetzigen Bestandes zu vermindern, alle Bomber zu verschrotten und den Bombenkrieg zu ächten. Die Sowjetunion und Italien akzeptieren das sofort. Großbritannien stellt seine Entscheidung erst einmal zurück, und Frankreich lehnt den Hoover-Vorschlag rundweg ab. Die Genfer Konferenz zu diesem Plan aus Washington endet nach vier Wochen mit der unverbindlichen Erklärung, daß weltweit abgerüstet werden soll. Die Schlußerklärung ist ein Etikett auf leerer Flasche.

    Für Deutschland ist die Verhandlungsrunde im Juli 1932 von ganz besonderer Bedeutung. Die deutsche Delegation versucht, die Anerkennung gleicher Rechte für das Deutsche Reich in allen Rüstungsfragen zu erreichen. Doch das mißlingt. Deutschland soll nach dem Willen vieler anderer Staaten in einem Status zweiter Klasse bleiben. Daraufhin kündigt der Leiter der deutschen Delegation, der Diplomat Nadolny, in der letzten Sitzung dieser Runde die Mitarbeit des Deutschen Reichs für weitere Konferenzen auf und reist aus Genf ab.

    Die nächste Verhandlungsrunde läuft alleine zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. Am 28. August 1932 teilt der deutsche Außenminister von Neurath der Regierung in Paris mit, daß zukünftige, in Genf erzielte Abrüstungsvereinbarungen seiner Auffassung nach an die Stelle der Versailler Rüstungsbegrenzungen für Deutschland treten müßten. Er macht mit gleicher Note deutlich, daß Deutschland seinerseits bereit ist, auf alle Waffen zu verzichten, auf die alle anderen Mächte ebenfalls verzichten. Von Neurath gibt dabei zu verstehen, daß Deutschland als Vollmitglied im Völkerbund ansonsten das Recht für sich beansprucht, wie alle anderen Länder selber über Umfang und Bewaffnung der eigenen Streitkräfte zu bestimmen.

    Die Reichsregierung bemüht sich, den Franzosen

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