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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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für den späteren Wiederaufbau deutscher Streitkräfte bleiben den Siegermächten naturgemäß nicht ganz verborgen. Die Folgen sind häufige Verstimmungen der Sieger und Sanktionen gegen die besiegten Deutschen. So sind die verspätete Räumung der sogenannten Kölner Zone 1925 und andere Zwangsmaßnahmen der Siegerstaaten gegen Deutschland unter anderem die Konsequenzen dieser geheimen Verteidigungsvorbereitungen.
    Die geheimen Verteidigungsvorbereitungen im Reichsheer

    Schon bald nach der deutschen Niederlage und dem nun eigentlich geschlossenen Frieden zeigt sich, daß der in Versailles unterzeichnete Vertrag Deutschlands Sicherheit nicht garantiert. Das wieder auferstandene Polen beginnt, sich in Oberschlesien unter dem Schütze der Franzosen deutsches Territorium anzueignen. So sieht sich der neue Chef der Heeresleitung, General von Seeckt, gezwungen, sich schon 1921 mit Überlegungen zu einem späteren Wiederaufbau deutscher Verteidigungskräfte zu befassen. Am 15. Januar 1921 setzt er eine kleine Arbeitsgruppe von Offizieren seines Truppenamtes ein, der er den Auftrag gibt, Mittel und Möglichkeiten zu einem „Grenzschutz Ost" zu untersuchen. Seeckts Überlegungen gehen dabei von drei Szenarien aus: der späteren Milderung des Versailler Vertrags, der Aufhebung des Vertrags und von einer Notfallsituation, in der Deutschland angegriffen wird 30 . Die ersten Gedanken über die Vermehrung der 7 Infanteriedivisionen auf 21 und die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht werden hier geboren, zwölf Jahre bevor der spätere Kanzler Hitler daran anknüpft.

    1923 läßt Seeckt die noch immer offene Frage der äußeren Sicherheit ein weiteres Mal, und dieses Mal umfassend und gründlich untersuchen. Das Ergebnis ist ein Entwurf für ein späteres „Großes Heer", das in der Lage sein soll, Deutschland in einem Mehrfrontenkrieg mit Aussicht auf Erfolg zu schützen. Der Entwurf, der 1925 vorliegt, sieht ein Heer vor, das im Falle eines Krieges mit aktiven und Reservedivisionen auf 104 Infanterie-, Kavallerie- und Grenzschutzdivisionen wachsen soll 31 . Zu der Zeit verfügen die Nachbarstaaten, die sich mit Militärverträgen untereinander gegen das Deutsche Reich verbündet haben, über etwa 220 aktive und Reservedivisionen. Die gut hundert deutschen Divisionen für den Verteidigungsfall sind damit angemessen, jedoch 1925 politisch und ökonomisch völlig illusorisch. Der Entwurf für das Große Heer geht deshalb auch über das Überlegen und Berechnen nicht hinaus. Ein Plan mit Verbindlichkeit und festen Daten ist er nicht, auch wenn er 15 Jahre später als Anhalt für den Heeresaufbau dient.

    Im Mai 1926 beginnen beim Völkerbund und in Genf die schon erwähnten Vorverhandlungen für eine Abrüstung aller Staaten in Europa. Die Reichsregierung muß jedoch zur Kenntnis nehmen, daß es den Siegerstaaten – an erster Stelle Frankreich – an der Bereitschaft fehlt, selbst abzurüsten. Sie kann deshalb erwarten, daß sich damit gewisse Spielräume für Deutschlands Truppenstärken auftun. So entwirft die deutsche Heeresleitung nach zwei Jahren fruchtloser Verhandlungen im September 1928 einen Plan, die zehn aktiven Reichswehrdivisionen im Falle eines Angriffs von außen durch Mobilmachungsdivisionen zum 16-Divisionen-Heer für den Verteidigungsfall aufzufüllen. Die erste Gerä

    Meyer-Welcker, Seiten 532f Dirks-Janßen, Seiten 21 und 210

    teausstattung, Munition und Reservisten für die Reservedivisionen sollen bis 1932 beschafft und ausgebildet werden 32 .

    Unter dem Eindruck der hohen Zahl an Heereskräften aller Nachbarländer und angesichts der weiteren Ergebnislosigkeit der Genfer Abrüstungskonferenz erweitert Reichswehrminister Groener die Planung für das 16-Divisionen-Heer zwei Jahre später auf 21 Divisionen 33 . Im April 1930 schreibt Groener in einer Weisung „Die Aufgaben des Heeres" fest, daß die 10 Friedensdivisionen nur im Falle eines Angriffs fremder Staaten auf das Reichsgebiet durch 11 Mobilmachungsdivisionen ergänzt werden dürfen. Auch diese Menge Heereskräfte ist im Vergleich zu der, die Deutschlands Nachbarn schon im Frieden unterhalten, sehr gering.

    1932 werden die Planungszahlen für das 21-Divisionen-Heer zweimal präzisiert. Im Frühjahr 32 erläßt Minister Groener das 2. Rüstungsprogramm und legt darin die Verteidigungsstärke auf 570.000 Mann fest sowie den Munitionsvorrat der Truppe für eine Einsatzdauer von 6 Wochen. Am 11. September 1932 setzt die französische

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