Der Krieg, der viele Vaeter gatte
Panzer zu besitzen.
Das deutsche Volk und seine Reichswehr kennen diese sicherheitspolitische Lage ihres Landes, als Hitler 1933 Kanzler wird. Was der normal empfindende deutsche Bürger damals denkt, kann man offensichtlich auch in England nachempfinden. Am 29. November 1934 sagt der ehemalige britische Premierminister Lloyd George in London vor dem Unterhaus:
„ Die Signatarmächte des Vertrages von Versailles versprachen den Deut
schenfeierlich, man würde abrüsten, wenn Deutschland mit der Abrüstung
vorangehe. Vierzehn Jahre hat Deutschland auf die Einhaltung dieses Ver
sprechens gewartet. In dieser Zeit ist eine Reihe ausgesprochen friedfer
tiger Minister in Deutschland tätig gewesen, Minister, die nicht aufgehört
haben, die großen Mächte zu beschwören, endlich mit der Einlösung des
gegebenen Versprechens ernst zu machen. Man hat sich über diese deut
schen Minister ... lustig gemacht. In der Zwischenzeit haben alle Länder,
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v. Oertzen, Seite 248, MilGeschichte UdSSR Band 1, Seite 71 gibt die franz. Heeresstärke mit
750.000 Mann an Maser, Seite 137 Kriegs-Stärken v. Oertzen, Seite 248, Statkus, Tabelle ohne Seitenzahlen
mit Ausnahme Englands, ihre Kriegsbewaffnung gesteigert und sogar den
Nachbarn Deutschlands Geldanleihen zugestanden, mit denen diese wie
derum gewaltige Militär-Organisationen dicht an Deutschlands Grenzen
aufbauten. Können wir uns denn wundern, daß die Deutschen zu guter
Letzt zu einer Revolte gegen diese chronische Betrügerei der großen
23 Mächte getrieben wurden." Daß auch England seine Flotte aufgerüstet hat, verschweigt Lloyd George.
Die Genfer Abrüstungsverhandlungen bis 1933
Am 18. Mai 1926 eröffnet der Völkerbund in Genf eine Vorkonferenz zu der Abrüstungskonferenz, die dem Vollzug der deutschen Truppen- und Waffenreduzierung folgen soll. Im Januar 1927 stellt die Interalliierte Militärkommission der Sieger fest, daß das Deutsche Reich dem Versailler Vertrag gemäß abgerüstet hat. Jetzt müßten bei den Siegern Taten folgen.
Die deutsche Delegation bei der Konferenz in Genf verlangt nun die Reduzierung der Streitkräfte der anderen Staaten auf ein vergleichbar niedriges Niveau. Den beteiligten Siegerstaaten dämmert offensichtlich, daß sie nun handeln müßten. Am 27. Februar 1927 sagt der belgische Außenminister Vandervelde vor der Konferenz:
„ Von nun an stehen wir vor folgendem Dilemma: Entweder müssen die
anderen Mächte ihre Armeen im Verhältnis zur deutschen Reichswehr
vermindern, oder der Friedensvertrag wird hinfällig und Deutschland
nimmt für sich das Recht in Anspruch, Streitkräfte zu besitzen, die in der
24 Lage sind, die Unverletzbarkeit seines Gebietes zu verteidigen."
Viereinhalb Jahre Vorkonferenz verstreichen, ohne daß auch nur der Ansatz eines Resultats erzielt wird. Die Siegermächte sind noch nicht bereit, im eigenen Lande sowohl die Heere als auch die Luftwaffen und Marinen abzurüsten und selber die Artikel des Vertrages von Versailles einzuhalten. In vielen Ländern rüstet man statt dessen unverdrossen weiter.
Am 2. Februar 1932 beginnt dann ohne jedes Vorergebnis die Abrüstungskonferenz des Völkerbunds in Genf. Da schon die Vorverhandlungen gezeigt haben, daß sich kein Staat bereit erklärt, auf das Streitkräfteniveau des Deutschen Reiches abzurüsten, schlägt Deutschland nun ein mittleres Rüstungsniveau für alle vor. Die Höhe dieser Mitte wäre auszuhandeln. Für den Fall, daß auch dies nicht akzeptiert wird, fordert die Reichsregierung eine einseitige Anpassung der deutschen Truppenstärken an die der vergleichbaren europäischen Staaten.
Bernhardt, Seite 151 Domarus, Band 1, Seite 508 [Redezitat Hitlers]
Die schwache Reichswehr ist für Deutschland nicht nur ein Ausdruck fehlender staatlicher Souveränität. Sie ist vielmehr das ganz konkrete Problem der mangelhaften Selbstschutzfähigkeit. Die Einmärsche der Briten, Franzosen, Belgier, Litauer und Polen zwischen 1920 und 24 mitten im Versailler Frieden, die noch immer offenen Forderungen der Polen nach Schlesien, Ostpreußen und Pommern, die Überlegenheit der Franzosen und ihrer Verbündeten gegenüber Deutschland im Verhältnis 12 zu 1 zeigen jedermann in Deutschland und besonders in der Reichswehr, daß ein 100.000-Mann-Heer keine Dauerlösung ist.
Auch die deutschen Unterschriften unter zwei Verträge können die Abrüstungsverhandlungen des Völkerbundes nicht beflügeln. 1925 schließen Deutschland und Frankreich
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