Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
Vom Netzwerk:
Tupolew den ersten Ganzmetallbomber der Welt, ab 1930 den ersten viermotorigen schweren Bomber. Im März 1932 folgt die Aufstellung eines schweren Bombenfliegerkorps. 1930 werden jährlich etwa 860 Militärmaschinen jeder Art in der Sowjetunion gefertigt. Bis 1935 steigt die Zahl auf jährlich 3.500 14 . Alle diese Rüstung – wodurch sie auch verursacht sei – strahlt auf das Deutsche Reich aus. Am 28. Juli 1932 – noch unter dem Verbot des Versailler Vertrages – ordnet die Reichswehrführung an, bis 1937 200 Militärflugzeuge anzuschaffen und damit 22 Ausbildungsstaffeln aufzustellen 15 .

    Terraine, Seite 10
Colvin, Seite 121
Poturzyn, Seite 22
    Topitsch, Seiten 159 und 167 MGFA, DR u 2.WK, Band 1, Seite 402

    Rüstung der Landstreitkräfte

    Das Deutsche Reich mit Landesgrenzen zu zehn Nachbarstaaten ist vor allem auf seine Heereskräfte zur Verteidigung angewiesen. Dabei hat die relative Stärke der eigenen Bodentruppen im Verhältnis zu der aller Nachbarstaaten eine ganz besondere Bedeutung. Deutschland kann mit Abschluß des Versailler Vertrages zunächst damit rechnen, daß die Nachbarländer „die nationalen Rüstungen auf das Mindestmaß herabsetzen, das mit der nationalen Sicherheit vereinbar ist". So zumindest haben das acht von zehn Nachbarstaaten mit Artikel 8, Teil I des Vertrages von Versailles zugesagt. Damit wäre die deutsche Heeresreduzierung auf 100.000 Mann und 10 Divisionen zu verschmerzen. Doch schon die Einfälle von Polen, Franzosen, Belgiern und Litauern in das deutsche Reichsgebiet bis 1924 zeigen, daß ein großer Staat wie Deutschland mit nur 10 Heeresdivisionen nicht zu schützen ist.

    Die Siegerstaaten denken auch nach dem Abschluß der deutschen Waffen- und Truppenreduzierung 1927 nicht daran, ihre Pflichten aus dem Versailler Vertrage einzuhalten. So wie die Briten und Japaner ihre Flotten beibehalten und die Franzosen ihre Armee de l'Air, so denken fast alle Nachbarstaaten nicht daran, ihre Landstreitkräfte auf das zugesagte „Mindestmaß" zu reduzieren. Die Staaten rüsten soweit ab, wie sie es für mit ihrer nationalen Sicherheit vereinbar halten. Von „Mindestmaß" ist keine Rede mehr. Frankreich mit seinem auf 700.000 Soldaten abgerüsteten Heer fühlt sich auch weiterhin von Deutschland mit 100.000 Mann im Heer bedroht. Es ergänzt die eigenen Sicherheitsaufwendungen deshalb durch Kredite für Waffenkäufe und Militärberater an einen Ring von Staaten, die rundum an Deutschlands Grenzen stoßen. Das führt dazu, daß sich diese Länder – Belgien, Polen und die Tschechoslowakei – überdimensionierte Armeen halten, die ihrer Größe, der Kopfzahl ihrer Menschen und der Leistungsfähigkeit der Staatshaushalte in keiner Weise mehr entsprechen. Bei 100.000 deutschen Heeressoldaten unterhalten Frankreich und die mit ihm gegen Deutschland verbündeten Nationen 1923 16 .

    Frankreich 724.000 Mann
Belgien 113.000 Mann
Polen 275.000 Mann
Tschechoslowakei 140.000 Mann und
Litauen 32.000 Mann 17

    Diese für das Deutsche Reich riskante Unterlegenheit von 12 zu 1 ändert sich auch nicht im Laufe der Abrüstungskonferenz des Völkerbunds in Genf bis 1934.

    Nitti, Seiten 159 und 167 – Laut Nitti sind das die dem Völkerbund angezeigten Zahlen. Statkus, Tabelle ohne Seitenangaben.
    Als Hitler 1933 an die Macht kommt, stehen den 100.000 Mann im deutschen Heer noch immer gegenüber 18 :
    655.000 Franzosen 66.000 Belgier
    298.000 Polen
    140.000 Tschechen und
    32.000 Litauer Hinzu kommen als weiteres Risiko für Deutschland – wenn auch erst in der zweiten Reihe – 885.000 sowjetische Soldaten. 19
    Erschwerend kommt aus deutscher Sicht hinzu, daß Deutschland infolge des Versailler Verbots seit 15 Jahren ohne Wehrpflicht keine Reservekräfte unterhält. Die Nachbarstaaten verfügen allesamt über Waffen und Reservisten, mit denen bei Mobilmachung die Heere für den Kriegsfall vergrößert werden können. Im Vergleich der „K-Stärken" schneidet Deutschland deshalb noch einmal deutlich schlechter ab. Den deutschen 100.000 Mann stehen im „K-Fall" gegenüber 21 : 4,5 Millionen Franzosen
    3.2 Millionen Polen 1,3 Millionen Tschechen 0,6 Millionen Belgier 0,15 Millionen Litauer 22

    Mit diesem Verhältnis der Kriegsstärken dicht bei 100 zu 1 zu Deutschlands Nachteil ist es nicht möglich, deutsche Außenpolitik zu machen. Zum Desaster, das sich hier in Zahlen ausdrückt, kommt hinzu, daß es dem deutschen Heer durch den Versailler Vertrag verboten ist, schwere Artillerie und

Weitere Kostenlose Bücher