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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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warten. Außenminister Barthou erklärt – wie bereits erwähnt -, daß Frankreich aufhört zu verhandeln, daß es seine Sicherheit fortan auf seine eigene Stärke stützt. Die letzte Chance ist vergeben.

    Im Jahr 1934 setzt sich die Heeresrüstung in Europa nach Quantität und Qualität der Truppen und der Waffen fort. Frankreich baut trotz der deutschen Garantie von Locarno seit 1930 weiter an seinem gigantischen Befestigungswerk, der sogenannten Maginot-Linie. Ansonsten bleibt das Heer bei einer Stärke von 700.000 Soldaten.

    In England läuft – ebenfalls seit 1930 – die Motorisierung der Landstreitkräfte und ab 1931 der Aufbau einer Panzertruppe an. Die Masse des Wehretats geht allerdings an die englische Marine und in die Rüstung der Luftstreitkräfte. Polen schließt zwar im Januar 1934 den Nichtangriffspakt mit Deutschland, doch es ergänzt im gleichen Jahr – wohl wegen Rußlands – die Wehrpflicht durch einen Militär-Hilfsdienst für Frauen und verstärkt so die Reserven.

    Die Sowjetunion baut 1934 die Landstreitkräfte von 600.000 Mann auf 940.000 aus 109
    und stellt 10 Panzerbrigaden und drei Fallschirmjägerdivisionen auf. In Deutschland erreicht das Heer derweilen bis Oktober eine Stärke von 240.000 Mann, und die geplanten 21 Infanteriedivisionen wachsen zügig auf 110
    .

    1935
    Das Jahr 1935 bringt einen weiteren Rüstungsschub, dessen Ursachen schwer an einem einzigen Ereignis festzumachen sind. Dem Jahreswechsel gehen Übergriffe von Äthiopiern gegen Italiener an der Grenze zu Italienisch Somaliland voraus, worauf die italienische Regierung im Februar 1935 ein Armeekorps gegen Äthiopien aufmarschieren läßt. Am 11. April gibt sie im POPOLO D'ITALIA bekannt, daß das italienische Heer auf 600.000 Mann vergrößert wird. Dadurch sehen die Briten ihr Protektorat Ägypten in Gefahr. Und sie befürchten, daß die italienisch-britischen Absprachen über die Abgrenzung ihrer Interessensphären in Äthiopien nicht eingehalten werden. Des weiteren fühlt sich England durch die Aktivitäten Japans in der Mandschurei berührt. Nicht minder stört man sich in England an der offensichtlichen Wiederaufrüstung im Deutschen Reich. Als Konsequenz legt Premierminister Baldwin der Regierung in London am 1. März 1935 ein umfangreiches Aufrüstungsprogramm für die drei Teilstreitkräfte vor. Wie schon erwähnt, rechtfertigt man die eigene Aufrüstung in England ab dieser Zeit mit der in Deutschland. Umgekehrt begründet man die in Deutschland mit den alarmierenden Rüstungsmaßnahmen des Auslands.

    109
    Rassinier, Seite 87 110
    Hermann, Seite 422
    Am 1. Januar 1935 verlängert die Tschechoslowakei die Allgemeine Wehrpflicht auf zwei Jahre und verstärkt damit ihr Heer. Dem folgen die Franzosen. Am 13. Januar bringt die Volksabstimmung an der Saar ein überwältigendes Ergebnis für den Wiederanschluß des Saargebietes an Deutschland. Die Nationalversammlung in Paris fürchtet den deutschen Machtzuwachs und beschließt, kaum daß das Saargebiet zurückgegeben ist, die Allgemeine Wehrpflicht auf zwei Jahre zu verlängern. Damit wird Frankreichs Heer ab 1936 automatisch um über hunderttausend Mann verstärkt. Ende Januar überschreiten die sowjetischen Streitkräfte in ihrem Aufbau die Zahl von einer Million Soldaten. Dem folgt am 1. März das soeben erwähnte Aufrüstungsprogramm der Briten. Nun kommt der nächste deutsche Schritt.

    Hitler nutzt die Debatte in der französischen Nationalversammlung über die Verlängerung der Wehrpflicht, um die bislang geübte Geheimhaltung der deutschen Aufrüstung vor dem Ausland aufzugeben. Nach einem Kabinettsbeschluß am 15. März gibt er am Folgetag bekannt, daß Deutschland ein Friedensheer von 36 Divisionen aufstellen, eine Luftwaffe aufbauen und die Allgemeine Wehrpflicht wieder einführen wird. Als Begründung nennt er die Weigerung der Siegermächte, ihre Versprechen aus dem Versailler Vertrage einzulösen, selbst abzurüsten und statt dessen, wie nun im Fall der anderen Staaten, aufzurüsten. Aufschlußreich in dem Zusammenhang sind die Warnungen des Reichskriegsministers General von Blomberg und des Chefs der Heeresleitung General von Fritsch vor diesem Schritt. Beide raten vom übereilten Aufbau des Heeres ab und warnen, das schnelle Rüsten könnte die Siegermächte zu einem präventiven Krieg verleiten. Doch England und Frankreich lassen es mit Protesten bewenden. Nach nur drei weiteren Monaten erkennt England die Legitimität der deutschen

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