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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Aufrüstung de facto an, als es zur Tagesordnung übergeht und mit Deutschland das Abkommen zur Begrenzung der deutschen Flotte schließt.

    Damit ist vor aller Öffentlichkeit bekanntgegeben, daß Deutschland sein Heer in den nächsten Jahren auf eine Stärke von 36 Divisionen bringen wird. Frankreich – zum Vergleich – verfügt über 46 Divisionen und mehrere hundert nicht zugeordnete kleinere Verbände, England über 20 Divisionen einschließlich seiner Kavalleriebrigaden, Polen über 35 einschließlich Kavallerie, die Tschechoslowakei ebenfalls über 35 und die Sowjetunion steht dicht davor, ihr Planziel von 116 Divisionen zu erreichen 111
    .

    Am 31. Mai 1935 bietet die deutsche Reichsregierung dem Ausland mit Hinweis auf die deutsch-britische Flottenabsprache noch einmal an, „in ihrer Waffenrüstung die Begrenzungen vorzunehmen, die von anderen Staaten ebenfalls übernommen werden". Kein Staat geht auf den Vorschlag ein und alle rüsten weiter. Für die Öffentlichkeit im Deutschen Reich sind die oft wiederholten Abrü

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    Ploetz, Zweiter Weltkrieg, Seiten 383, 443, 337, 492

    stungsangebote der eigenen Regierung auf der Grundlage der Gleichheit aller Staaten und die Vorschläge, gewisse Waffen in allen Staaten abzuschaffen, überzeugend. Die Aufrüstung bis zu 36 Divisionen und ein Jahr Wehrpflicht halten sich im Rahmen dessen, was der deutsche Bürger als zur Verteidigung erforderlich verstehen kann. Das um so mehr, als die Bekanntgabe der entsprechenden Hitler-Erklärung zu den 36 Divisionen und zur Allgemeinen Wehrpflicht den beruhigenden und trügerischen Satz enthält:
    „In dieser Stunde erneuert die Deutsche Regierung vor dem deutschen
    Volk und vor der ganzen Welt die Versicherung ihrer Entschlossenheit, ...
    in der nationalen deutschen Rüstung kein Instrument kriegerischen
    Angriffs als vielmehr ausschließlich der Verteidigung und damit der Er
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    haltung des Friedens bilden zu wollen."
    Im Oktober 1935 werden in Deutschland die ersten Wehrpflichtigen einberufen und 56.000 Polizisten aus den Länderpolizeien in die Reichswehr übernommen. So erhöht sich die Zahl der Heeressoldaten vom Frühjahr bis zum Herbstanfang von 280.000 auf 400.000 Soldaten und die Zahl der Divisionen von 21 auf 29. In Rußland steigt die Heeresstärke inzwischen auf 1,3 Millionen Mann.

    Deutschland wäre auch nach der Aufstellung der 36 geplanten Friedensdivisionen in einem Fall wie 1923 gegen einen Angriff von Seiten Frankreichs nicht zu schützen. Frankreich verfügt 1935 – anders als das Deutsche Reich – über ausgebildete und ausgestattete Reserven und kann im Falle eines Krieges etwa 100 Divisionen in den Einsatz bringen 113
    . Je nach Einbezug der mit Frankreich gegen Deutschland verbündeten Russen, Tschechen oder Polen können die Franzosen auf weitere 50 bis 200 alliierte Divisionen zählen. Zudem ist die deutsche Rheinland-Grenze nach dem Willen Frankreichs noch immer von deutschen Truppen frei zu halten und damit ungeschützt. So können 36 deutsche Friedensdivisionen gegen im schlimmsten Fall 300 auf der Seite Frankreichs nur eine Zwischengröße sein. Da Hitlers Angebote zur Begrenzung der Heereskräfte auch 1935 nicht verfangen, ist abzusehen, daß der Diktator und die Heeresleitung nach den jetzt geplanten 36 aktiven Divisionen sowohl weitere aktive aufstellen als auch – wie viele andere Staaten – noch einmal die gleiche Zahl Reservedivisionen schaffen werden. Generaloberst Beck, der Generalstabschef des Heeres, bezeichnet die Zahl von 72 Infanteriedivisionen als die Menge Heeresverbände, mit der Deutschland in der Lage sein würde, einen Mehrfrontenkrieg mit einiger Aussicht auf Erfolg zu führen. Die Zahl taucht in der späteren Planung wieder auf.

    1936
    Das Jahr 1936 ist ein Jahr weiterer, wenn auch mäßiger Zuspitzung. Im März verlegt Deutschland Truppen in das bis dahin entmilitarisierte deutsche Grenzgebiet beiderseits des Rheins. Das ist begründet, doch es empört den Nachbarn Frank

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    Völkischer Beobachter, Sondernummer vom 16. März 1935. Siehe Domarus 1. Band, Seite 495
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    General Gamelin spricht bei einer Kabinettsbesprechung 1939 sogar von 120 franz. Divisionen. Siehe Bonnet, Seite 266
    reich. Im Juli fängt der Bürgerkrieg in Spanien an. In England beginnt der Generalstab des Britischen Empire damit, Heerestruppen in den Kolonien aufzustellen. Er schafft damit für England strategische Reserven. In Frankreich setzt die 1935 beschlossene Allgemeine Wehrpflicht

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