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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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von zwei Jahren Dauer ein. Im August zieht Deutschland nach und verlängert gleichfalls auf zwei Jahre. Im September bewilligt Frankreich Polen umfangreiche Kredite zur Modernisierung des WafFenarsenals der polnischen Armee. Und in der Sowjetunion überschreitet das Friedensheer 1,5 Millionen Mann 114
    .

    In Deutschland wird die Heeresplanung unter dem Eindruck der neuen Spannungen mit Frankreich noch einmal aufgestockt. Im Frühjahr 1936 erhöht der Generalstab des Heeres in Berlin das Aufstellungssoll an Divisionen für den Herbst 1936 von bisher 36 Divisionen auf 40. Das sind 36 Infanteriedivisionen, 3 Panzer- und 1 Gebirgsdivision plus 1 Kavalleriebrigade. Als Friedenspersonalstärke sind dafür 793.410 Soldaten vorgesehen.

    Zu jenen 40 Friedensdivisionen werden nun auch die Reserven für ein „Kriegsheer" eingeplant. Mit jedem Jahrgang, der ab 1935 seine Wehrpflicht absolviert, wächst ab 1937 der Personalbestand pro Jahr um etwa 500.000 Reservisten oder 8 Reservedivisionen 115
    . Für Sicherungsverbände sind noch Reservisten aus dem Ersten Weltkrieg vorgesehen. Mit diesem Personal soll es ab 1940 m öglich sein, ein Kriegsheer von 72 Infanteriedivisionen, 3 Panzer-, 3 leichten motorisierten und 21 Sicherungsdivisionen plus 2 Gebirgs- und eine Kavalleriebrigade mobil zu machen 116
    . Die Fachliteratur summiert dies üblicherweise als 102 „Divisions
    Äquivalente" auf.

    Der enorme Planungsumfang für das Jahr 1940 wirkt erschreckend. Doch mit dem hier vorgesehenen Aufwuchs des deutschen Heeres auf 2,5 Millionen aktive Soldaten und Reservisten muß sich das Reich an den 5,5 Millionen aktiven und Reservisten orientieren, die Frankreichs Heer im gleichen Zeitraum zur Verfügung hat 117
    . Dazu sind für den Kriegsfall nach zwei Seiten noch 1,5 Millionen Tschechen und Slowaken, 1,5 Millionen Polen und über 5 Millionen sowjetische Soldaten zu bedenken. Reichskriegsminister Feldmarschall von Blomberg, der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Fritsch, und sein Generalstabschef General Beck sind 1936 der Auffassung, daß ihr geplantes 102-DivisionenHeer allein der Sicherung des Territoriums und der Souveränität des Deutschen Reiches dient.

    Zum Ende des Jahres 1936 ist das Heer auf 40 aktive Divisionen plus eine Kavalleriebrigade und die Kader von 4 Reserve- und 21 Sicherungsdivisionen

    114
    Ploetz, Zweiter Weltkrieg, Seite 447
    115

MGFA, DR u. 2. WK, Band 1, Seite 443 116
    MGFA, DR u. 2. WK, Band 1, Seite 432 117
    Ploetz 2. WK, Seite 386

    angewachsen 118 . Der Aufbau weiterer Reservekader bis 1940 ist geplant. Damit ist aus dem zu kurzen Dolch der Reichswehr binnen weniger Jahre ein blankes Schwert geworden. Auch wenn das deutsche Heer dem französischen zu dieser Zeit noch an Zahl der Divisionen, der Panzer und der Reservisten unterlegen ist, so wird es nun selbst zur möglichen Gefahr für alle Nachbarstaaten. Hinzu kommt, daß der Oberbefehlshaber und der Generalstabschef des Heeres seit 1936 die Auffassung vertreten, daß Deutschland im Falle, daß es von zwei Seiten angegriffen würde, den Krieg notfalls auch im Gegenangriff auf das Territorium des Aggressors tragen sollte, um eigene Grenzgebiete vor Verwüstung zu bewahren. Im Militärdeutsch spricht man hierbei von „offensiv geführter strategischer Abwehr". So wird das Heer, das allein dem Schutz des Deutschen Reiches dienen soll, ab Ende 36 fähig, selbst einzelne andere Staaten anzugreifen. Daß Adolf Hitler mit diesem Instrument der geplanten 102 aktiven und mobilgemachten Divisionen drei Jahre später einen Krieg eröffnet, der nach nur drei Tagen schon zum Weltkrieg wird, wird sich Blomberg, Fritsch und Beck erst mit der Zeit erschließen. Der erste, der von ihnen die Gefahr konkret erkennt, ist 1937 Beck.

    1937-1939
    In den Jahren 1937 bis 1939 wächst das zunächst mit 43 Divisionen geplante Friedensheer durch die Anschlüsse Österreichs und des Sudetenlandes auf 51
    Divisionen. Zugleich werden Kader der für den Kriegsfall vorgesehen 51 Reserve-, Landwehr- und Sicherungsdivisionen aufgestellt. Der Anschluß Österreichs im März 1938 bringt 6 aktive Divisionen aus dem Bundesheer in die geplanten
    102 Großverbände ein 119
    . Die Überführung des Sudetenlandes mit 3 Millionen Deutschen in das Reichsgebiet im Oktober 38 ermöglicht die Aufstellung zweier weiterer aktiver Heeresdivisionen. Die völkerrechtswidrige Annexion der RestTschechei im April 1939 verstärkt das Arsenal des Heeres zusätzlich um Waffen, Munition und

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