Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
Vom Netzwerk:
Rüstungsindustrie. Aus der aufgelösten tschechischen Armee übernimmt das deutsche Heer Gerätereserven für 15 Infanteriedivisionen und die Ausstattung für 3 aktive Wehrmachtspanzerdivisionen 120
    . Doch dieser Zugewinn hat einen hohen Preis. Die Annexion der Rest-Tschechei zerstört den letzten Rest Vertrauen, den man in England noch zu Hitler hat. So steht dem Zugewinn entgegen, daß sich Großbritannien von nun an auch auf einen Landkrieg gegen Deutschland vorbereitet. Nach dem deutschen Einmarsch in die Tschechei führt man in England die Allgemeine Wehrpflicht wieder ein. Schon bei Abschluß des Münchner Abkommens sechs Monate zuvor hatte das englische Heer damit begonnen, 19 neue Divisionen aufzustellen 121
    . Ansonsten kann England bei den eigenen Heereskräften sparen, weil ihm im Fall des Krieges auch die Truppen der Dominions zur Verfügung stehen, wie Frankreich seine Truppen aus den

    118
    Hermann, Seite 435
    119
    MGFA, DR u. 2. WK, Band 1, Seite 443 120
    MGFA, DR u. 2. WK, Band 1, Seite 444 121
    Rassinier, Seite 214

    Kolonien. So werden bald nach Kriegsbeginn Heeres-Divisionen aus Kanada, Indien, Australien, Neuseeland und Südafrika auf Englands Seite kämpfen.

    Fazit
    Der rasante Aufbau des 102-Divisionen-Heeres läßt sich in zwei Phasen unterteilen. Zuerst entsteht bis 1936 unter dem enormen Rüstungsvorsprung aller Nachbarländer und bei dem Eindruck der Bedrohung, die die französisch-belgisch-polnisch-tschechische Umklammerung im deutschen Volk erweckt, ein aktives Heer mit 40 Divisionen, das in der Lage ist, das Reich mit einiger Aussicht auf Erfolg zu schützen. Ab 1937 wird das aktive Heer in den drei Jahren bis zum Krieg nur noch durch 5 weitere deutsche und sudetendeutsche sowie die erwähnten 6 österreichischen Divisionen aufgestockt. Jedoch daneben entsteht – von der deutschen Öffentlichkeit fast unbemerkt – ein genauso großes Reserveheer mit
    51 Landwehr-, Sicherungs-, Ersatz- und Reserve-Infanteriedivisionen 122
    .

    Mit einer Streitmacht von 51 aktiven Divisionen und 51 weiteren, wenn sie voll ausgerüstet und mobilgemacht sind, hat Deutschland eine Angriffsfähigkeit erlangt, der kein Nachbarstaat – ausgenommen Frankreich – widerstehen kann. In Deutschland wird der Spitzengeneralität erst bei der schon zitierten Rede Hitlers im November 1937 klar, daß der Diktator von sich aus anstrebt, ab etwa 1943 um Landerwerb im Osten Krieg zu führen. Hitler spricht bei der Gelegenheit allerdings nur von Österreich und von der Tschechei. Der Bevölkerung, dem Offizierkorps und der Masse der Soldaten bleibt das bis in den Krieg hinein verborgen. Die Illusion vom Friedenswillen der Regierung nährt sich in Deutschland aus einer Vielzahl von „Informationen" und Gefühlen. Dazu gehören die häufigen Friedensbeteuerungen des „Führers" und dessen anfängliche Zurückhaltung gegenüber Polens himmelschreiender Minderheitenpolitik. Dazu gehören genauso der Respekt vor der Militärmacht Frankreich und die schrecklichen Erinnerungen an den gerade 20 Jahre vergangenen Ersten Weltkrieg. Dazu zählt sicherlich auch die Geheimhaltung um das schnell wachsende Reserveheer. Und dazu gehört nicht zuletzt die Zufriedenheit über den nun wieder steigenden Wohlstand im eigenen Land. Den durch einen neuen Krieg aufs Spiel zu setzen, ist die Bevölkerung von sich aus nicht gewillt.

    Im Jahre 1938 wird das Heer der Wehrmacht als Schutz für Deutschland und als Gefahr für fremde Staaten jedoch ambivalent. Es kann je nach Außenpolitik der Reichsregierung beiden Zwecken dienen. Ab hier sind Brauch und Mißbrauch möglich. Die Heeresführung denkt an den Schutz des Reichs und hofft, daß der Diktator den „Rubikon" 123
    trotz seiner Andeutungen nicht überschreiten wird. Sie hält die 1938-39 erreichten 102 Divisionen angesichts der Heeresstärken der Nachbarstaaten nach wie vor für angemessen. Schon 1925, als die Nachbarn lan

    122
    Herrmann, Seite 435
    123
    Mit dem Überschreiten des Flusses Rubico bricht Caesar im Jahre 49 v.Chr. von Gallien kommend mit seinen Truppen in Italien ein, um die Herrschaft in Rom zu übernehmen.

    ge nicht so hoch gerüstet waren, hatte das Truppenamt die Zahl von 104 Divisionen als für den sicheren Schutz des Reichs erforderlich gehalten.

    Im Jahre 1939 treibt der Konflikt zwischen Deutschland einerseits und Polen, England und Frankreich andererseits auf eine Katastrophe zu. Bei Kriegsbeginn stehen etwa 100 deutschen aktiven und Reservedivisionen circa 100

Weitere Kostenlose Bücher