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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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französische, 47 polnische und 20 englische gegenüber. Die Sowjetunion mit inzwischen etwa 220 Divisionen verläßt eine Woche, bevor der Krieg ausbricht, das Lager der Briten, Polen und Franzosen.

    Jahre und Titel der Pläne

    1928 Okt.
    Deutsche Heeresplanungen bis 1938

    Divisionen + Brigaden

    im Frieden Gesamtzahl

    1. Rüstungsplan
    1930 April Aufgaben der Wehrmacht
    1932 Dez. Dezemberplan
    1935 März Denkschrift Truppenamt
    1936 Juni 43 + 1 99 + 3 1941
    1938 50 + 1 99 + 3 1943
    für den Krieg
    Planungs
    horizont
    10 16 1932

    10 21 1938

    21 63 1938

    36 69 1938

    Schuld und Mitschuld

    Der internationale Rüstungswettlauf ab dem Jahre 33, der 1939 zu Deutschlands Sieg in Polen führt, scheint vom Ergebnis her betrachtet für die Deutschen nur dem Ziel gedient zu haben, einen Eroberungskrieg zu führen, und für die Gegner-Alliierten nur dem Ziel, das zu verhindern. Doch der Beginn der Schnellaufrüstung nach dem Ersten Weltkrieg liegt außerhalb der deutschen Sphäre. Er findet sich im Rüsten der Amerikaner, Briten, Sowjets und Japaner und in dem Vorsprung, den sich die Franzosen mit ihrem Heer, den Luftstreitkräften und der Flotte auf dem Kontinent und im westlichen Mittelmeer erhalten wollen. Die genannten Mächte folgen ihrer Verpflichtung aus dem Vertrage von Versailles nicht, selbst abzurüsten. Sie brechen den Vertrag, bevor das Deutsche Reich sich aus ihm löst. Sie öffnen selbst die Tore, durch die sich später Deutschland seinerseits den Rüstungsbegrenzungen des Vertrags entzieht.
    Die USA sind nach dem Ersten Weltkrieg von keinem anderen Staat bedroht. Sie rüsten ihre Flotte mit einem Tempo auf, das auch noch 1933 und 1934 nicht mit Hitlers Außenpolitik begründet werden kann. Es geht Roosevelt ganz augenscheinlich zunächst um Arbeitsplätze und um Machtausdehnung im Pazifik. Die US-Regierung braucht 1933 Beschäftigung für über 12 Millionen arbeitslose Menschen. Der zweite Grund ist Japans Konkurrenz und Einfluß auf den Märkten in Ostasien. Daß es dem Präsidenten – wie er später vorgibt – um den Schutz von Demokratie und Menschenrechten in der Welt geht, ist angesichts der im eigenen Land geübten Rassendiskriminierung von Schwarzen und Indianern und bei der späteren Allianz mit der menschenverachtenden Diktatur in Rußland nicht zu unterstellen. Präsident Roosevelt ist offensichtlich 1933 schon entschlossen, die Macht der USA mit Krieg und Waffen durchzusetzen, wenn und wo das nötig werden sollte.

    Auch England rüstet zu Beginn der 30er Jahre seine See- und Luftstreitkräfte wieder auf, ehe in Deutschland die Regierung wechselt. Zu der Zeit können die Briten lediglich die Bomberflotte der Franzosen fürchten und den Anspruch der Japaner auf die Vorherrschaft im West- und Südpazifik. Weder Deutschland noch Italien sind bis dahin auf den Plan getreten. Die Forderung der Chefs der Teilstreitkräfte nach weiteren Rüstungsgeldern bereits Ende 1933 ist weder durch eine schon sichtbare deutsche Wiederaufrüstung noch durch deutsche Gebietsansprüche zu begründen. Der Ursprung ihrer Angst vor Deutschland ist wohl mehr die dumpfe Ahnung, daß das Deutsche Reich eines nicht so fernen Tages wieder stärkste Macht des Festlands werden könnte, und daß es dann die koloniale Beute Englands von 1919 zurückverlangen würde. Die Briten sind jedoch entschlossen, ihre Fremdherrschaft über Hongkong, Singapur und die Inselgruppen im Südpazifik nicht an Japan abzutreten und keine neue deutsche Konkurrenz zu dulden. So setzen sie ihre schon laufende Aufrüstung ab 1933 mit veränderter Begründung fort und verstärken sie ab 1935. Die Briten sind bereit, notfalls um ihre Herrschaft in den Kolonien und gegen eine neue erste Festlandsmacht Europas Krieg zu führen. Ihr Mutterland ist nicht bedroht.

    Frankreichs Rüstung zwischen beiden Kriegen ist überwiegend mittelbar und defensiv. Seine Sorgen gelten Deutschland und Italien. Die Italiener fordern Gebiete in Savoyen, im Mittelmeer und in Nordafrika. Die Deutschen fordern bis 1940 nichts von Frankreich außer ihrer Gleichberechtigung. Doch auch die ist aus der Perspektive der Franzosen mit der Sicherheit des eigenen Landes unvereinbar. In Frankreich ist es schier undenkbar, daß die Deutschen auf Dauer darauf verzichten werden, die deutschsprachigen Elsässer und die Lothringer, soweit auch sie das sind, mit einem neuen Krieg zurückzuholen. So ist die Angst vor Deutschland ein Stück des Fundaments der Außen-, Sicherheits- und

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