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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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abzufangen, doch ab 16. Juli streiken die polnischen Kumpel im ganzen schlesischen Bergbaurevier. Dann bricht ein Aufstand von fast 22.000 bewaffneten, in polnischen Vereinen organisierten Kämpfern los. Der ehemalige Reichstagsabgeordnete Korfanty, der die schlesischen Polen bis dahin in Berlin vertreten hat, fuhrt den Aufstand an. Da die Reichswehr auf Geheiß der Siegermächte abgezogen worden ist, greifen deutsche Freikorps ein. Sie rücken gegen den Protest der Sieger in Oberschlesien ein und beenden die zweite Revolte binnen einer Woche.

    Am 11. Februar 1920 übernimmt die Interalliierte Kontrollkommission dann die politische Gewalt in Oberschlesien. Mit ihr rücken 11.500 französische und 2.000 italienische Soldaten unter der Führung des französischen Generals Le Rond in Oberschlesien ein. Le Rond macht aus seiner Sympathie für Polen keinen Hehl. Er nimmt Partei statt zu vermitteln. Am 17. August 1920 kommt es in Kattowitz zu Zusammenstößen zwischen deutschen Demonstranten und den Truppen der Franzosen. Korfanty nutzt die Gelegenheit zu einem dritten Aufstand. Blutige Auseinandersetzungen und Plünderungen greifen auf ganz Oberschlesien über. Der Staat Polen marschiert mit 11 Divisionen an der Grenze auf und macht Druck von außen. Polnische Milizen mit Verstärkungen aus Polen drängen die deutschen Sicherheitskräfte zurück und setzen – mit stiller Duldung der Franzosen – in mehreren Landkreisen die deutschen Lehrer und Beamten ab. Die Aufständischen versuchen ein drittes Mal, Oberschlesien ohne Wahlen zu

    Benoist-Méchin, Band 2, Seite 168
    übernehmen. Der Aufstand wird diesmal durch Verhandlungen beendet. Der „Höchste Alliierte Rat" zieht nun Konsequenzen. Im März 1921 verlegt er weitere 2.000 Soldaten, diesmal aus England, nach Oberschlesien, um ungestörte Wahlen zu ermöglichen.

    Am 21. März 1921 findet die von deutscher Seite verlangte Volksabstimmung statt. Dem Tage gehen noch einmal blutige Auseinandersetzungen voraus. Bei Wahlkampfveranstaltungen und beim Urnengang finden 1.520 deutsche Bürger ihren Tod. Das Wahlergebnis bringt die Teilung Oberschlesiens. Fast 61% der Bevölkerung stimmen für den Verbleib beim Deutschen Reich, 39% wünschen einen Anschluß an das neue Polen. Das Ergebnis zeigt bedauerlicherweise keine klare Volkstumsgrenze. Die Bewohner von 13 Städten im Industriegebiet wollen mehrheitlich bei Deutschland bleiben, doch die Landbewohner in den Wahlkreisen, in denen diese Städte liegen, wollen mehrheitlich zu Polen. Obwohl die Gesamtmehrheit für Deutschland reichen würde, und obwohl einige der Städte einen Zugang zum angrenzenden deutschen Mehrheitsgebiet besitzen, schlägt die Interalliierte Kontrollkommission sie Polen zu. In der Kommission ist man sich jedoch zunächst nicht einig, welcher Grenzverlauf die Mehrheitsgebiete teilen soll. Briten und Italiener schlagen eine Trennungslinie vor, die 350.000 Polen beim Deutschen Reich belassen würde. Die Franzosen setzen sich jedoch mit einer Grenze durch, bei der 400.000 Deutsche Bürger Polens werden. 25 Deutsche und Polen bedauern die Entscheidung. Deutschland trauert um 400.000 verlorene Bürger und um sein schlesisches Revier. 85% der oberschlesischen Kohlevorkommen gehören nun zu Polen. Polen hatte jedoch offensichtlich mehr erwartet.

    Ungefähr zur Zeit der Wahlen liefert Frankreich Waffen für Polens Krieg mit Rußland. Ein Teil der Waffen wird in Polen nach Schlesien umgeleitet. Am 1. Mai 1921 verkündet die Interalliierte Kommission den Verlauf der neuen Grenze. Die Polen sind nicht bereit, das Abstimmungsergebnis und die Teilung Oberschlesiens zu akzeptieren. Am 2. Mai streikt die polnische Bevölkerung in Schlesiens Zechen, den Fabriken und in der Landwirtschaft. Am 3. Mai ruft Korfanty zum vierten Aufstand auf. Züge mit Artilleriegeschützen, Mörsern, Handfeuerwaffen und Versorgungsgütern rollen von Polen in das völkerrechtlich noch immer deutsche Oberschlesien. Polens reguläres Heer unterstützt den Aufstand mit ein paar Bataillonen Infanterie. General Le Ronds französische Soldaten lassen die polnischen Lastwagen- und Infanteriekolonnen unbehelligt ziehen. Die Italiener tun ihre Pflicht und stellen sich den Aufständischen und den polnischen Kräften entgegen, was sie mit 40 Toten und 200 Verwundeten bezahlen. Vom 3. Mai sind zwei Korfanty-Dokumente überliefert. Der Aufruf an die Bevölkerung:

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