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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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verlangt in den Jahren zwischen beiden Kriegen mehrmals eine Volksabstimmung über ihre Zugehörigkeit zum Deutschen Reich. Der Völkerbund lehnt alle Begehren in dieser Richtung ab. 19

    Auch Polen ist nicht mit dem Status Danzigs als Freistaat unter VölkerbundsHerrschaft zufrieden. Während der Siegerkonferenz von Versailles hat die polnische Delegation gefordert, Danzig dem neuen Polen anzugliedern. Die Begründung wird auch hier wieder weitgehend aus einer frühen Zugehörigkeit der Stadt zu Polen abgeleitet.

    Grimm, Seite 87 Burckhardt, Seite 26
    Der Ort, an dem das heutige Danzig liegt, wird zunächst von Burgundern, Goten und Pruzzen bewohnt, ehe er sich nach der Zeit der Völkerwanderung zum Hauptort der Pomoranen entwickelt, die sich im 6. Jahrhundert im späteren Westpreußen-Pomerellen niederlassen. Somit ist auch Danzig im Ursprung weder deutsch noch polnisch.

    Im Jahre 1119 erobert erstmals ein polnischer König die Stadt Danzig zusammen mit dem übrigen Pomerellen. Gegen Ende des Jahrhunderts setzt die deutsche Einwanderung nach Danzig ein, und 1224 gründen Lübecker Kaufleute eine eigene Handelssiedlung innerhalb der Stadt. Nach dem Zerfall Polens 1202 und infolge der schon erwähnten Auseinandersetzungen zweier Polenherzöge, die sich um die Herrschaft über Pomerellen streiten, geht Danzig mit ganz Pomerellen 1309 in den Besitz des Deutschen Ritterordens über. Damit enden die ersten zwei Jahrhunderte polnischer Herrschaft über Danzig als Stadt von Pomoranen, von Polen und von Deutschen. 1343 verzichtet der Polenkönig Kasimir III. offiziell für alle Zeit auf Danzig.

    Es folgen eineinhalb Jahrhunderte, in denen die Bewohner Danzigs mit den deutschen Einwanderern das deutsche Recht und die deutsche Sprache übernehmen. Die Stadt gehört nun zum Ordensland und damit auch zum Deutschen Reich. Die Zeit im Reich findet dann mit dem Niedergang des Deutschen Ordens jedoch zunächst ein Ende. 1454 wählen sich die inzwischen deutschen Danziger den Polenkönig Kasimir IV in eigener Entscheidung zum neuen Schutzherrn. So wird Danzig für die nächsten etwa 130 Jahre zu einer weitgehend souveränen Stadtrepublik innerhalb des Königreiches Polen mit deutscher Sprache, eigener Währung, eigenen Truppen, Kriegsschiffen und Befestigungen und mit dem Recht, über Krieg und Frieden selber zu entscheiden. Polens Könige sind nicht einmal berechtigt, Danzig mit eigenen Truppen zu betreten. Jeder neue Polenkönig muß die Selbständigkeit und die Rechte der Stadt erneut bestätigen. 1573 versucht der Rat der Stadt Danzig, sich wieder Deutschland anzuschließen, doch Polen zwingt die Stadt, bei Polen zu verbleiben. Dabei verliert Danzig auch seine Sonderstellung im Königreiche Polen. Nach nicht ganz dreieinhalb Jahrhunderten, im Jahr 1793 wird die im Inneren deutsch gebliebene Stadtrepublik Danzig bei der zweiten polnischen Teilung Preußen angeschlossen. Von da an gehört sie bis 1920 ein zweites Mal zum Deutschen Reich.

    Bei einer so wechselvollen Stadtgeschichte gehen die Ansichten der Polen und der Deutschen über Danzigs Zugehörigkeit natürlich auseinander. Für Polen zählen 1920 die zwei Perioden, in denen es die Oberherrschaft über Danzig innehatte. Hier ist die Sicht der Polen die gleiche wie bei allen anderen Städten mit deutscher, russischer oder litauischer Bevölkerung, die im Laufe der Geschichte einmal ein Teil von Polen waren. Für Deutschland zählt, daß die Danziger Be

    Kendziora, Seite 17
    völkerung während der letzten sechs Jahrhunderte immer deutsch gewesen und geblieben ist.

    Artikel 102 des Versailler Vertrags trennt die Hansestadt Danzig vom Deutschen Reich ab, ohne es jedoch dem neuen Polen anzugliedern.

    Karte 26: Der Freistaat Danzig

    Artikel 104 bestimmt, daß Danzig fortan eine „Freie" Stadt mit eigener, autonomer Verwaltung unter der Regie eines vom Völkerbund ernannten Hochkommissars sein soll. Die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten Danzigs obliegt nach dem Vertrag der polnischen Regierung. Die Interessen Danzigs im Ausland werden also in den nächsten 19 Jahren von Warschau aus vertreten und nicht mehr von Berlin. Nach Artikel 104 des Vertrages gehört Danzig von 1920 an außerdem zu Polens Zollgebiet. Die Danziger Wasserstraßen und der gesamte Hafen stehen den Polen ohne Einschränkung zur Benutzung zur Verfügung. Polen überwacht den Eisenbahn- und Wasserstraßenverkehr in Danzig und Umgebung. Die Post und Telekommunikationsverbindungen von Polen in den

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